Ziel 15 - Leben an Land
Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüsten bildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen
Leben an Land - Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung
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Das Artensterben ist eine der größten Bedrohungen unserer Zeit. Laut Weltnaturschutzunion IUCN gelten mehr als 40.000 Tier und Pflanzenarten als bedroht, nach Angaben des Naturschutzbundes sterben täglich bis zu 150 Arten aus. Zu den Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität zählt unsere Lebensweise: Steigender Flächenverbrauch durch Urbanisierung, Intensivierung der Landwirtschaft, übermäßiger Ressourcenverbrauch, Umweltverschmutzungen sowie der menschengemachte Klimawandel.
National
In Deutschland wurden zwischen 2019 und 2022 jeden Tag rund 52 Hektar als Siedlungs- und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. 37 Hektar entfielen auf Wohnungsbau, Industrie, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen, 12 Hektar auf Sport, Freizeit, und Erholungs- sowie Friedhofsflächen. 2022 betrug die Siedlungs- und Verkehrsfläche 14,5 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands. Einen noch größeren Flächenbedarf hat die Landwirtschaft mit rund 50 Prozent der Fläche Deutschlands. Besonders schädlich für die Artenvielfalt ist hierbei der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Pestiziden und Düngemitteln in der konventionellen Landwirtschaft.
Regensburg
Nach einer Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe im Jahr 2024 beträgt der Anteil der Versieglung mit un durchlässigen Materialien an der gesamten Siedlungs- und Verkehrsfläche Regensburgs 53,98 Prozent. Damit liegt Regensburg deutlich über dem Bundesdurchschnitt, der bei 45 Prozent liegt.
Die Flächeninanspruchnahme ist in Regensburg weiter hin hoch, 57 Prozent der Gesamtfläche von Regensburg sind Siedlungs- und Verkehrsfläche. Die Inanspruchnahme neuer Flächen war zuletzt jedoch rückläufig. Naturschutzflächen wie Natura 2000 Gebiete, Naturschutz gebiete oder Nationalparks sind 2022 auf 3,4 Prozent der Gesamtfläche der Kommune ausgewiesen und halten sich konstant. Die Stadt Regensburg muss weiterhin an einer Balance zwischen urbanem Wachstum und der Erhaltung von Grünflächen arbeiten. Zur Förderung der Biodiversität im Stadtgebiet werden bereits vielfältige Maßnahmen durchgeführt.
Unser Engagement
Relevante Teilziele von SDG 15 für deutsche Kommunen sind unter anderem die Gewährleistung der Erhaltung, Wiederherstellung und nachhaltigen Nutzung der Land- und Binnensüßwasser-Ökosysteme, die Förderung der nachhaltigen Bewirtschaftung aller Waldarten sowie die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt. Folgende Beispiele zeigen eine Auswahl von Maßnahmen und Projekten, mit denen die Stadt Regensburg zum Erreichen dieser Teilziele beitragen möchte.
Regensburg verzeichnet seit Jahren ein starkes Wachstum, wodurch der Druck auf die Schaffung von Wohn raum steigt. Dies führt zwangsläufig zu Flächenverbrauch. Um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen bebautem Raum und Freiflächen zu gewährleisten, hat die Stadt gemeinsam mit der Bevölkerung und Fachverbänden ein Freiraumentwicklungskonzept erarbeitet. Die 2020 beschlossene Freiflächengestaltungssatzung umfasst Vorgaben zur Begrünung und Gestaltung unbebauter Grundstücksteile sowie zur Dach- und Fassadenbegrünung. Zur Förderung der Biodiversität werden zehn Prozent der städtischen Pachtflächen als mehr jährige Blüh-, Saum- oder Ackerwildkräuterflächen mit mindestens fünf Meter Breite angelegt. Außerhalb von Bebauungsplan Gebieten werden Gewässerrandstreifen mit mindestens zehn Meter Breite angelegt, jegliche Pestizid- und Düngerausbringung ist verboten.
Zur Erhöhung der Biodiversität, zum Rückhalt von Regenwasser und zur Entlastung überhitzter Bereiche kann die Begrünung von Dächern, Fassaden und Höfen einen wirkungsvollen Beitrag leisten. Daher führt die Stadt Regensburg im Jahr 2025 das Förderprogramm „Regensburg resilient“ ein. Es soll helfen, die Stadt gegen die Fol gen des Klimawandels widerstandsfähiger zu machen. Zukünftig können Begrünungsmaßnahmen auf Dächern und an Fassaden von Bestandsgebäuden sowie Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen von Höfen und Freiflächen, die einem Bestandsgebäude zugehörig sind, bezuschusst werden. Antragsberechtigt sind Privatpersonen, kleine und mittlere Unternehmen, gewerbliche Betriebe und gemeinnützige Organisationen. Ergänzt wird die finanzielle Förderung durch die Bereitstellung umfassender Informationsangebote.
Die Stadt Regensburg setzt sich aktiv für die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft ein, indem sie ihre landwirtschaftlich genutzten Flächen selbst biologisch bewirtschaftet. Zudem sind alle eigenen landwirtschaftlichen Grundstücke, die von der Stadt Regensburg neu verpachtet werden, hinsichtlich des Pestizideinsatzes nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus zu bewirtschaften.
Auch die im Besitz der Stadt Regensburg befindliche Waldfläche von ca. 260ha, welche sich auf mehrere Flächen in Stadt und Landkreis verteilt, wird nachhaltig bewirtschaftet. Der für die Bewirtschaftung des Stadtwaldes zuständige Forstwirtschaftsbetrieb ist zertifiziert nach PEFC. Die Zertifizierung besteht bereits seit 2004 und wird durch entsprechende Audits laufend auf dem aktuellen Stand gehalten.
Die Stadt Regensburg verfügt über rund 5.000 Quadratmeter Weinhänge. Quasi als tierische Landschaftspfleger verbringt eine kleine Schafherde dort das Frühjahr. Die Nutztiere fressen Gras, Unkraut und andere Pflanzen zwischen den Reben und legen dadurch die Rebe frei. Diese Maßnahme schützt unter anderem vor Pilzbefall der Trauben und das Wachstum von unerwünschtem Pflanzenbewuchs wird reduziert. Durch das Grasen und Beweiden treten Schafe mit ihren Hufen auf den Boden, was zu einer natürlichen Bodenbelüftung führt. Dies fördert die Durchlässigkeit des Bodens, sodass Wasser besser in den Boden eindringen kann, was wiederum die Bodenstruktur verbessert. Nicht zuletzt hinterlassen Schafe organischen Dünger in Form von Kot und Urin, der den Boden mit Nährstoffen versorgt und die Bodenfruchtbarkeit fördert.
Das Gartenamt ist mit seinen rund 165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zuständig für die Pflege und den Erhalt von Parks, Alleen, Spiel- und Bolzplätzen, Sportanlagen und Schulgrün. Auch das Grün entlang der Straßen wird vom Gartenamt betreut. Um die Artenvielfalt zu fördern und den Insekten möglichst viel Nahrung und Lebensraum zu bieten, hat die Stadt Regensburg die Anzahl der Mähdurchgänge auf zweimal pro Jahr gesenkt. Zudem wurde die Mahdhöhe deutlich nach oben gesetzt. Langgras- und Blühwiesen dürfen ab sofort bis mindestens zum 1. Juli wachsen.
In der mittelalterlichen Innenstadt Regensburgs, wo es schwieriger ist, Grünflächen zu schaffen, wurden zudem Pflanzgefäße mit einer Grundfläche von 1,20 x 1,20 Meter Grundfläche aufgestellt, um auch auf versiegelten Verkehrsflächen einen Ort für die Artenvielfalt zu schaffen.
Chancen und Herausforderungen
Die Versiegelung von Flächen durch Bauprojekte wie Wohnungsbau, Infrastruktur und Gewerbeflächen stellt in Regensburg, wie in vielen anderen Städten auch, ein wachsendes Problem dar. Angesichts des zunehmenden Siedlungsdrucks wird es vermehrt zu Nachverdichtungen kommen, oft auf Kosten der Biodiversität, da viele der Flächen wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere bieten. Besonders im Innenstadtbereich werden aufgrund von Nachverdichtungen wichtige private Grünflächen und Bäume entfernt, die für das Stadtklima und die Biodiversität von Bedeutung sind, ohne dass gleichwertiger Ersatz geschaffen wird.
Das Regensburger Baulandmodell sieht vor, dass mindestens 50 Prozent des naturschutzfachlichen Ausgleichs im Bebauungsplangebiet erfolgt. Doch aufgrund fehlender Ausgleichsflächen wird die Suche nach geeigneten Flächen immer schwieriger. Zukünftig muss verstärkt da rauf geachtet werden, den Ausgleich dort umzusetzen, wo er fachlich sinnvoll ist. Artenschutzrechtliche Maß nahmen müssen bevorzugt am Ort des Eingriffs durchgeführt werden. Zudem sind verbindende Korridore zwischen Habitaten ein wichtiges Element, um eine hohe Artenvielfalt in der Stadt zu erhalten.
Zentrale Ziele der Stadt sind die Verringerung des Flächenverbrauchs und die Entsiegelung von überdimensionierten Verkehrsflächen. Der Baumbestand, insbesondere der alte Bestand im Inneren Westen und entlang des Alleenrings, muss besonders geschützt werden. Eine besondere Herausforderung bleibt die mittelalterliche Altstadt. Aufgrund des Denkmalschutzes gelten für die „Steinernen Stadt“ besonders strenge Vorschriften in Sachen Begrünung.
Weitere Beispiele und Kennzahlen finden Sie im Zukunftsbarometer.
Weitere Informationen
Zukunftsbarometer Regensburg - Das interaktive Nachhaltigkeits-Dashboard
Zum Herunterladen
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