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Ziel 8 - Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern

Deutschland zählt zu den reichsten und wohlhabendsten Industrieländern der Welt und hat eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in der EU. Am nördlichsten Punkt der Donau gelegen zählt Regenburg zu den erfolgreichsten Wirtschaftsstandorten Deutschlands. Die Arbeitsplatzdichte in Regensburg ist die zweithöchste unter den deutschen Großstädten, die Arbeitslosenquote liegt unter dem bayerischen und deutschen Durchschnitt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner liegt mit 87.245 Euro deutlich über dem bayerischen Landesdurchschnitt von 47.302 Euro (2018).

Nachhaltigkeit - Ziel 8 - Menschenwürdige Arbeit und WirtschaftswachstumDauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern © United Nations Department of Public Information

Im Jahr 2020 geriet die deutsche Volkswirtschaft im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nach einer zehnjährigen Wachstumsphase in eine schwere Rezession. Die Pandemie und der damit zusammenhängende Lockdown der ersten und zweiten Pandemiewelle führte zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 5,0 %. Auch stieg zum ersten Mal seit 2013 die Arbeitslosenquote in Deutschland wieder an.

Während in Deutschland umfangreiche Finanzhilfen die Wirtschaft stabilisierten und Beschäftigten, Selbstständigen und Unternehmen durch die Krise halfen, geht die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) davon aus, dass der Abschwung der Weltwirtschaft und die Zunahme von Arbeitslosigkeit und Informalität in Folge der Corona-Pandemie weltweit zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder zu einem Anstieg von Kinderarbeit führen wird.

Dem ehemaligen Entwicklungsminister Gerd Müller zufolge baut der Wohlstand in Deutschland in Teilen auf Ausbeutung von Mensch und Natur auf. Erwachsene, Jugendliche oder Kinder arbeiten weltweit unter ausbeuterischen und gesundheitsschädlichen Bedingungen und verdienen dabei einen Hungerlohn. Für den Wohlstand jedes Einzelnen von uns arbeiten 50 Sklaven, so Müller.

Nach Schätzungen von UNICEF gibt es aktuell weltweit rund 152 Millionen Kinderarbeiter, dies entspricht fast jedem zehnten Kind. 73 Millionen dieser Kinder leiden unter ausbeuterischen und gefährlichen Arbeitsbedingungen mit Folgen für die Gesundheit und seelische Entwicklung. 44 % der Kinderarbeiter sind zwischen fünf und elf Jahren jung. Laut Internationaler Arbeitsorganisation leben zudem rund 40 Millionen Menschen weltweit in Verhältnissen moderner Sklaverei, 25 Millionen Menschen befinden sich in Zwangsarbeit – über 70 % hiervon sind Frauen und Mädchen.

Auch in Deutschland nehmen prekäre Arbeitsbedingungen sowie atypische Beschäftigungen zu. Laut Statistischem Bundesamt sind mehr als 3 Millionen Menschen, die einer Arbeit nachgehen, von relativer Armut bedroht. Dies entspricht rund 8 % der Erwerbstätigen in Deutschland (2018).

Unterziele der Agenda 2030 zur Förderung von menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum, auf die Kommunen direkt oder indirekt Einfluss nehmen können:

  • Aufrechterhaltung des Wirtschaftswachstums
  • Erhöhung wirtschaftlicher Produktivität durch Modernisierung und Innovationen
  • Entkoppelung des Wirtschaftswachstums und der Umweltzerstörung
  • Verbesserung der Ressourceneffizienz
  • Erreichung produktiver Vollbeschäftigung, menschenwürdiger Arbeit und gerechter Bezahlung für alle
  • Reduzierung des Anteils erwerbsloser junger Menschen
  • Zwangsarbeit, moderne Sklaverei, Menschenhandel, Kinderarbeit und Kindersoldaten abschaffen
  • Arbeitsrechte schützen und eine sichere Arbeitsumgebung für alle schaffen
  • Nachhaltigen Tourismus fördern, der lokale Kultur und Produkte fördert
  • Zugang zu Finanzdienstleistungen für alle erweitern
  • Förderung entwicklungsorientierter Politik zur Unterstützung der Wirtschaft

Diese Maßnahmen unternimmt die Stadt Regensburg

Ohne Kommunen lassen sich 65 % der Ziele der Agenda 2030 nicht erreichen. Die Stadt Regensburg ist sich dieser Schlüsselstellung zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele bewusst.

Folgende Beispiele zeigen eine Auswahl der Maßnahmen, mit denen die Stadt Regensburg bereits zur Umsetzung von SDG 8 der Agenda 2030 beitragen möchte. Bei den Beispielen handelt es sich um eine Momentaufnahme ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


Wirtschaftsförderung, Zukunftscluster und Gründerzentren

Regensburg gehört seit Jahren zu den boomenden Wirtschaftsregionen Deutschlands, dies belegen zahlreiche Studien. Vor allem in Sachen Wachstumsstärke, Dynamik und Zukunftsfähigkeit zählt Regensburg zu den Top Kommunen. Im Nachhaltigkeits-Ranking deutscher Großstädte der WirtschaftsWoche 2020 belegt Regensburg sogar den Spitzenplatz.
Zu diesem Erfolg trägt nicht zu Letzt die proaktive kommunale Wirtschaftsförderung durch ihre konsequente Unterstützung neuer Technologien und der Schaffung der nötigen Infrastruktur bei. Besonders hervorzuheben sind die beiden Technologie- und Gründerzentren der Stadt Regensburg, der BioPark und die TechBase. Zu den seit 1996 in Regensburg aufgebauten Clustern gehören unter anderem Lebenswissenschaften (Life Sciences), Informationstechnologie (IT-Sicherheit und IT-Logistik), Sensorik, Elektromobilität und Energieagentur, Kultur- und Kreativwirtschaft sowie die Gesundheitswirtschaft.

Im Jahr 2021 wurde als neustes Cluster das „Green Tech Cluster“ als überregionales Netzwerk für Zukunftstechnologien im Bereich Energie und Klimaschutz gegründet. Die Mitglieder setzen sich zusammen aus Expertinnen und Experten aus Forschung, Entwicklung und Anwendung von Zukunftstechnologien. Der Cluster soll Ansiedelungen und Start-Ups im Bereich CO2-freier Technologien in der Region fördern. 


Fair Trade Town und Faire Beschaffungen in der Stadtverwaltung

Die Stadt Regensburg achtet bei ihren Vergaben seit vielen Jahren auf eine nachhaltige Beschaffungspolitik und setzt diese konsequent fort. Von Recyclingpapier über fair produzierte Arbeitskleidung, zum Teil aus recycelten PET Flaschen, bis hin zu regionalem Naturstein oder Green IT – Produkten: Bei immer mehr Produktgruppen werden ökologische und soziale Kriterien entlang der Produktions- und Lieferketten in die Bewertung mit einbezogen. Dadurch möchte die Stadt Regensburg im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen Beitrag für den Klima- und Ressourcenschutz, aber auch für die Abschaffung von Kinderarbeit, die Beseitigung von Zwangsarbeit und für gerechten Löhne leisten.

Bereits 2009 beschloss die Stadt Regensburg den Verzicht von Produkten aus ausbeuterischer Kinderarbeit. 2011 folgte ein weiterer Beschluss, die Stadt Regensburg zur Fair Trade Stadt zu machen, was bereits 2012 gelungen ist. Bis heute ist die Stadt Regensburg als Fair Trade Stadt ausgezeichnet, auch zwei städtische Schulen tragen die Auszeichnung. Außerdem ist die Stadt Regensburg im Jahr 2011 der Organisation Local Governments for Sustainability (ICLEI) sowie Procura+ beigetreten. 2016 folgte ein Stadtratsbeschluss zum Verbot von Grabsteinen aus ausbeuterischer Kinderarbeit sowie der entsprechenden Änderung der Bestattungssatzung. Im Jahr 2017 fasste der Stadtrat den Beschluss, eine eigene Koordinierungsstelle zur Förderung fairen Handelns und nachhaltiger Beschaffung in der Stadtverwaltung einzurichten. Im Jahr 2021 folgte ein weiterer Stadtratsbeschluss, zukünftig Textilien, insbesondere Arbeitskleidung, Natursteine und Sportartikel, insbesondere Bälle, ausschließlich aus fairem Handel unter Einhaltung der Kernarbeitsnormen zu beziehen. Ab dem Jahr 2022 sollen drei weitere Produktgruppen aus fairem Handel folgen.

 


Nachhaltige Tourismuswirtschaft

Mit der Regensburg Tourismus GmbH (RTG), Tochtergesellschaft und offizielle Tourismusorganisation der Stadt Regensburg, fördert die Stadt seit 2005 eine nachhaltige Tourismuswirtschaft in Regensburg. Nachdem die RTG mit diversen Zertifizierungen wie Green Globe, fairpflichtet oder BREEAM für das marinaforum, eines der modernsten und nachhaltigsten Veranstaltungszentren Bayerns, ausgezeichnet wurde, erstellte sie im Jahr 2021 ihre erste Bilanz nach den Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ).

Bis 2022 soll ganz Regensburg als nachhaltiges Reiseziel durch die renommierte Agentur TourCert zertifizieren werden.


Unbürokratische Hilfe für Gastronomen während der Coronapandemie

Um die Regensburger Gastronomie vor existenzgefährdenden Folgen durch die mit der Coronapandemie zusammenhängenden Verdienstausfällen zu bewahren, ermöglichte die Stadtverwaltung den Gastronomen eine „unbürokratische“ Ausweitung der Freisitzzonen im Stadtgebiet. Darüber hinaus wurde die Freisitzgebühr um 85 % reduziert. Diese Regelungen sind zunächst bis einschließlich Februar 2022 gültig.


Unterstützung von Kunst- und Kulturschaffenden während der Coronapandemie

Zur Unterstützung von Kunst- und Kulturschaffenden und um pandemiebedingten Verdienstausfällen entgegenzuwirken, initiiert die Stadtverwaltung regelmäßig unterschiedliche Kunst- und Kulturprojekte im Stadtgebiet.


Maßnahmen zur Integration ins Berufsleben von Personen mit sogenannten „Vermittlungshemmnissen”

Die Stadt Regensburg unterstützt Maßnahmen zur Integration ins Berufsleben von Personen mit sogenannten „Vermittlungshemmnissen”. Hierzu zählen Langzeitarbeitslosigkeit, gesundheitliche Einschränkungen, Schwerbehinderung oder fehlende Schul- beziehungsweise Berufsabschlüsse.
Die Maßnahme „Arbeiten und Lernen“ ermöglicht arbeitslosen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sich beruflich neu zu orientieren und durch praktische Einsätze an städtischen Einsatzstellen, interne Schulungen und sozialpädagogische Begleitung in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Von 2016 bis 2018 nahm die Stadtverwaltung am Bundesprogramm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ teil, ein Programm für Langzeitarbeitslose, die dadurch die Chance erhalten, ins Berufsleben zurückzukehren. 2019 wurde das Programm durch das Förderprogramm „Teilhabe am Arbeitsmarkt nach § 16 i SGB II“ abgelöst. Zwischen 2010 und 2019 konnten insgesamt 168 Personen durch städtische Maßnahmen zur Arbeitsförderung profitieren


Förderung von Inklusion in der Stadtverwaltung

Seit 2012 wird die Kantine im Neuen Rathaus der Stadt Regensburg durch eine Inklusionsfirma betrieben. Dadurch erhalten Menschen mit Vermittlungshemmnissen, die sonst keine oder nur geringen Chancen auf dem regulären Arbeitsmarkt haben, ein festes Arbeitsverhältnis sowie tarifliche Entlohnung.
Darüber hinaus beschäftigt die Stadt Regensburg im Jahr 2019 selbst 294 schwerbehinderte Menschen. Dies entspricht einem Anteil an allen Beschäftigten von mehr als 8 %.


Vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten und Duales Studium bei der Stadt Regensburg

Die Stadt Regensburg bietet neben der Möglichkeit eines Dualen Studiums auch eine Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Berufen an. Neben den Berufen in der Verwaltung werden beispielsweise auch Berufe im Erziehungswesen, als Feuerwehrmann (m/w/d), als Gärtner (m/w/d), im Bereich Medien- und Informationsdienste oder in technischen Berufen angeboten.
Für sein vorbildliches Engagement in der Ausbildung hat das städtische Gartenamt 2019 den Staatsehrenpreis des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erhalten.


Regensburger Impulse – für die Gestaltung gesunder Arbeit

Als Arbeitgeberin für mehr als 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat die Stadt Regensburg eine hohe Verantwortung für Gesundheit und Wohlergehen sowie die Sicherheit am Arbeitsplatz. Im Rahmen des Projekt „Regensburger Impulse – für die Gestaltung gesunder Arbeit“ wurden im März und April 2020 mittels Mitarbeiterbefragung und anschließender Detailanalyse arbeitsbedingte, psychisch wirksame Fehlbelastungen, aber auch dahingehende Stärken der Stadtverwaltung untersucht. Das Ergebnis: Die städtischen Arbeitsbedingungen hinsichtlich psychischer Belastungen sind überwiegend positiv bewertet und die Beschäftigten verfügen über eine gute Arbeitsfähigkeit. Ziel ist es, bei Bedarf, sinnvolle und umsetzbare Lösungsideen für die eruierten Belastungen zu finden und anschließend gemeinsam umzusetzen.


Gleichstellungskonzept der Stadt Regensburg

Das Gleichstellungskonzept der Stadt Regensburg umfasst Maßnahmen, um die Gleichstellung von Frauen und Männern innerhalb der Stadtverwaltung zu gewährleisten. Ziele sind unter anderem die Erhöhung des Frauenanteils in den Bereichen, in denen sie in erheblich geringerer Zahl beschäftigt sind als Männer. Auch Maßnahmen wie der Ausbau von familienfreundlichen und altersgerechten Arbeitszeitmodellen zur Sicherung der Chancengleichheit sowie zur Verbesserung von Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer zählen hierzu.


Gerechtes Lohnniveau und übertarifliche Eingruppierung

Städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden nach Tarifvertrag bezahlt, wodurch ein gerechtes Lohnniveau gewährleistet ist. Reinigungskräfte werden bei der Stadt Regensburg freiwillig übertariflich eingruppiert.


Weitere Informationen

Zukunftsbarometer Regensburg - Das interaktive Nachhaltigkeits-Dashboard

Zukunftsbarometer Regensburg

Koordinator für kommunale Entwicklungspolitik

Michael Grein
R I Personal- und Verwaltungsreferat
Altes Rathaus
Rathausplatz 1
Zimmer: 32d
93047 Regensburg

(0941) 507-1007
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