Ziel 1 - Keine Armut
Armut in jeder Form und überall beenden
Keine Armut - Armut in jeder Form und überall beenden
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United Nations Department of Public InformationGlobal
Weltweit leben nach Schätzungen der Weltbank über 3,4 Milliarden Menschen, also knapp die Hälfte der Welt Bevölkerung, unter der Armutsgrenze. Wer pro Tag weniger als 2.15 US Dollar zum Leben zur Verfügung hat, dies entspricht ca. zwei Euro, gilt als extrem arm. Dies traf im Jahr 2022 auf neun Prozent der Weltbevölkerung zu, das sind etwa 720 Millionen Menschen.1
National
Die Armutsgefährdungsquote in Deutschland lag im Jahr 2023 laut Statistischem Bundesamt bei 14,3 Prozent, dies entspricht jeder siebten Person. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung hat. Im Jahr 2023 entsprach dies einem monatlichen Netto Einkommen von weniger als 1.310 Euro für einen Einpersonenhaushalt.2
Besonders Kinder und Jugendliche von Eltern mit niedrigeren Bildungsabschlüssen sind stark von Armut bedroht. Etwa 2,1 Millionen Kinder und Jugendliche waren in Deutschland im Jahr 2023 armutsgefährdet. Auch Personen über 65 Jahre sind überdurchschnittlich durch Armut gefährdet. Ein hohes Armutsrisiko haben außerdem alleinerziehende Frauen, kinderreiche Familien, Menschen mit Behinderungen, Migrantinnen und Migranten sowie erwerbslose Menschen.
Regensburg
Auch in einer wohlhabenden Stadt wie Regensburg ist Armut ein ernstzunehmendes Problem. In Regensburg waren im Jahr 2022 10,5 Prozent der unter 15-Jährigen von Armut gefährdet, der Anteil der 15- bis 17-jährigen betrug 9,4 Prozent und von Altersarmut waren 6,7 Prozent der in Regensburg lebenden über 65-Jährigen betrogen. Der Anteil der Regensburger Bewohnerinnen und Bewohner, der Leistungen nach SGB II bezog, betrug 2022 5,6 Prozent. Die Armutsgefährdung nahm in Regensburg zuletzt in allen Altersgruppen leicht zu und liegt über dem bayerischen Landesdurchschnitt.
Kommunen können Armut in ihren Aufgabenbereichen zwar nicht ursachenadäquat behandeln, doch sie sind mit den Konsequenzen von Armut konfrontiert und können auf die Lebenswirklichkeit sozioökonomisch benachteiligter Menschen Einfluss nehmen. Um der Armutsgefährdung, gesellschaftlichem Ausschluss und mangelnder Teilhabe entgegenzuwirken, bietet die Stadt Regensburg eine Vielzahl an Hilfen und Unterstützungen an. Die Hilfen spannen unter anderem ein Netzwerk für die frühe Kindheit, arbeiten aufsuchend mit Jugendlichen, bieten Beratung von Familien, Treffpunkte und Unterstützung von Senioren und Seniorinnen oder spe zifsche Angebote für Menschen in besonderen Lebens lagen, wie Obdachlosigkeit oder Flucht.
Unser Engagement
Relevante Teilziele von SDG 1 für deutsche Kommunen sind unter anderem die Umsetzung von Sozialschutz Maßnahmen, die Sicherstellung einer breiten Versorgung der ärmeren Bevölkerung und die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit in prekären Situationen. Folgende Beispiele zeigen eine Auswahl von Maßnahmen und Projekten, mit denen die Stadt Regensburg zum Erreichen dieser Teilziele beitragen möchte.
Um allen Menschen in Regensburg gute und vor allem gleiche Lebensbedingungen zu gewährleisten, führt die Stadtverwaltung ein kleinräumiges Sozial- und Demographiemonitoring durch. Veränderungen der Sozialstruktur sowie der Demographie können so schnell erkannt und auf soziale Schieflagen zielgenau reagiert werden. Das Sozial und Demographiemonitoring bietet eine übersichtliche Darstellung der sozialen, demographischen und strukturellen Merkmale auf kleinräumiger Ebene der bestehenden 71 Monitoringgebiete. Neben der Darstellung in thematischen Karten werden die sozialräumlichen Dynamiken dokumentiert und der Regensburger Sozialindex berechnet.
Als erste bayerische Kommune wurde Regensburg mit dem Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ ausgezeichnet. Alle Kinder und Jugendlichen müssen in ihrer Entwicklung gefördert werden und aktiven Schutz vor Gefährdungen für ihr körperliches, geistiges und seelisches Wohl sowie vor anderen schädlichen Einflüssen erfahren. Einschränkungen benachteiligter junger Menschen und ihrer Familien sollen abgebaut und faire Chancen und Teilhabe für alle ermöglicht werden. Ein Netz an Maßnahmen und Hilfen unterstützt benachteiligte Familien bei Bedarf bereits ab der Phase der Schwangerschaft über die gesamte Kindheit und Jugend hinweg. Hierbei spielen die Prävention durch erzieherischen Kinder und Jugendschutz, frühe Hilfen sowie die Förderung der Erziehung in der Familie und die Familienbildung eine herausragende Rolle.
Der Allgemeine Sozialdienst ist ein kostenloses Angebot der Stadtverwaltung zur Unterstützung und Beratung erwachsener Bürgerinnen und Bürger bei persönlichen Problemen, gesundheitlichen Anliegen, Miet- und Stromschulden bis hin zu Hilfen bei drohender Obdachlosigkeit. Außerdem wird eine Begleitung zu wichtigen Behördenterminen angeboten. Um dem speziellen Hilfebedarf im Alter besser gerecht zu werden, wurde im Jahr 2019 zusätzlich ein differenzierter Allgemeiner Sozialdienst für Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren eingerichtet. Er bietet Hilfen in schwierigen Lebenssituationen oder aktuellen Krisen wie soziale Notlagen, bei pflegerischen und gesundheitlichen Anliegen oder in wirtschaftlichen Krisensituationen.
Dezentralisierung und Differenzierung stehen im Fokus des Konzepts der Obdachlosenhilfe aus dem Jahr 2022. Damit sollen neue Formen der Unterbringung und Hilfen für obdachlose Menschen realisiert werden. Zusätzlich wird es ab 2025 zu den bereits bestehenden Angeboten eine eigene Einrichtung für obdachlose Familien sowie eine separate Unterkunft für obdachlose Frauen geben, in denen jeweils mit entsprechender Betreuung aktiv an einer Rückkehr auf den regulären Mietmarkt gearbeitet werden soll. Für die Zielgruppe der obdachlosen sowie suchtkranken Menschen besteht ein ambulantes niedrigschwelliges Angebot im Sinne der Daseinsvorsorge, insbesondere auch im Bereich Suchthilfe, um betroffene Personen in bestehende Hilfsangebote zu lotsen. Realisiert wird das Angebot an Streetwork in Regensburg vor allem in der Innenstadt im Bahnhofsumfeld.
Mit dem Stadtpass können Regensburgerinnen und Regensburger mit geringem Einkommen diverse Vergünstigungen erhalten, beispielsweise im Öffentlichen Personennahverkehr oder beim Besuch von kulturellen Einrichtungen. Für Stadtpassinhaber besonders interessant ist die 50 Prozent Ermäßigung beim Kauf von Tickets im Regensburger Verkehrsverbund. Der Schüler- und Auszubildendentarif ist sogar um rund 65 Prozent günstiger. Aber auch bei städtischen Kultur-, Bildungs-, und Freizeiteinrichtungen gibt es rund 50 Prozent Rabatt. Darüber hinaus haben sich Firmen und Institutionen zu Ermäßigungen in unterschiedlicher Höhe bereiterklärt.
Chancen und Herausforderungen
Die Bekämpfung von Armut ist eine zentrale Aufgabe für nachhaltige Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. In Regensburg gehört dazu insbesondere die direkte soziale Unterstützung für Menschen in prekären Lebenslagen. Sie umfasst die Bereitstellung von Sozialleistungen, Beratungsdiensten und sozialen Einrichtungen, die Menschen in schwierigen Lebenslagen unterstützen. Angesichts konstant gestiegener Lebenshaltungskosten und einer ausgeprägten Knappheit von günstigem Wohnraum hat die Zahl der Grundsicherungsempfänger auch in Regensburg in den letzten Jahren zugenommen. Ebenso ist die Gruppe der sogenannten Working Poor gewachsen, also der Personen, die zwar berufstätig, aber dennoch kaum in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können. Insbesondere, wenn diese auch Familien beziehungsweise Kinder versorgen müssen.
Ein besonderes Augenmerk muss auf Kinderarmut gerichtet werden, da prekäre Lebenslagen in der Kindheit und Jugend eine gesunde Entwicklung negativ beeinflussen. Besonders dramatisch ist die Situation, wenn Kinder gar von Obdachlosigkeit betroffen sind. Aus diesem Grund erweitert die Stadt aktuell ihr soziales Hilfenetz um einen weiteren Baustein und hat mit einem Neubau eines Übergangsheims, dem „Chancen Haus“, begonnen. Der Neubau bietet zukünftig Unterbringungsmöglichkeiten für Familien und Alleinerziehende mit Kindern und sorgt für eine adäquate Sozialbetreuung und -versorgung. In dem Übergangsheim sollen bis zu 96 Menschen in Not Platz finden.
Ein kontinuierliches Sozialmonitoring hat sich für Regensburg als äußert hilfreich erwiesen, um soziale Ungleichheiten frühzeitig erkennen zu können. Es erlaubt zudem die Analyse struktureller Zusammenhänge verschiedener sozioökonomischer Merkmale speziell für Regensburg und ermöglicht somit zielgruppenspezifische Hilfen. Eine Herausforderung für die Zukunft wird sein, nicht nur die kommunale Sozialpolitik weiterzuentwickeln, sondern auch die Kommunalpolitik insgesamt stärker an sozialen Bedürfnissen auszurichten.
Weitere Beispiele und Kennzahlen finden Sie im Zukunftsbarometer.
Weitere Informationen
Zukunftsbarometer Regensburg - Das interaktive Nachhaltigkeits-Dashboard
Zum Herunterladen
Koordinator für kommunale Entwicklungspolitik
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