Ziel 10 - Weniger Ungleichheiten
Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern
Ungleichheit hat viele Gesichter. Die Zugangs- und Partizipationschancen von Menschen hängen oft von ihrem Alter, Geschlecht, einer Behinderung, Herkunft, Ethnizität oder wirtschaftlichem Status ab. Besonders ungleich verteilt auf der Welt ist das Vermögen. So besaßen im Jahr 2019 0,9 % der Weltbevölkerung knapp 44 % des weltweiten Vermögens. 57 % der Weltbevölkerung besaßen dagegen lediglich rund 2 % des weltweiten Vermögens.
Auch in Deutschland ist einer Studie des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) folgend die Vermögensungleichheit auf sehr hohem Niveau. Das wohlhabendste Prozent der Deutschen besitzt etwa 35 % des privaten Nettovermögens, die reichsten zehn Prozent besitzen rund 67 %. Die ärmere Hälfte der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland besitzt nur einen Anteil von rund einem Prozent des Nettogesamtvermögen (2020).
Ebenfalls sehr ungleich verteilt ist der Zugang zu Bildung. Nach Schätzungen der UNESCO können 257 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zur Schule gehen. Die Entwicklungen der Corona Pandemie haben dieses Problem noch weiter verschärft. Angaben von UNICEF zu Folge sind aufgrund des lang anhaltenden Lockdowns mehr als 168 Millionen Kinder weltweit seit fast einem Jahr vollständig vom Schulbesuch ausgeschlossen, 214 Millionen Kinder haben mehr als dreiviertel ihres Unterrichts verpasst.
Auch in Deutschland macht die Corona Pandemie die Bildungsungleichheit sichtbar und verstärkt diese durch die damit verbundenen Schulschließungen weiter. Schulformen mit den größten pädagogischen Herausforderungen sind technisch am schlechtesten ausgestattet und deren Schülerinnen und Schüler entsprechend beim Homeschooling benachteiligt. Lehrerverbandspräsident Meidinger warnt, dass bis zu einem Viertel aller Schülerinnen und Schüler aufgrund der Corona Pandemie einen Bildungsrückstand erleiden werden. Vor allem Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen sowie Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen sind hiervon betroffen. Aber auch Schülerinnen und Schüler mit Lernbehinderungen, die schon im Regelschulbetrieb auf intensiven Förderbedarf angewiesen waren.
Bildung ist eine wichtige Voraussetzung für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Eine ausreichende schulische Qualifizierung eröffnet eine berufliche Ausbildung, schafft Erwerbsmöglichkeiten und ermöglicht soziale, wirtschaftliche und politische Teilhabe. Vor allem in Deutschland lebende Ausländerinnen und Ausländer brechen häufiger die Schule ab und erreichen seltener einen Schulabschluss im Vergleich zu deutschen Schulabsolventinnen und -absolventen. Im Jahr 2017 erlangten nur 17 % der ausländischen Schulabsolventinnen und -absolventen die Fachhochschulreife oder die allgemeine Hochschulreife. Der Anteil deutscher Schulabsolventinnen und –absolventen ist hier mit 36 % mehr als doppelt so hoch.
Unterziele der Agenda 2030 zur Bekämpfung von Ungleichheit, auf die Kommunen direkt oder indirekt Einfluss nehmen können:
- Einkommenswachstum der ärmsten Bevölkerung erreichen
- Förderung der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Inklusion aller Menschen
- Gewährleistung von Chancengleichheit
- Durchführung von Maßnahmen zu mehr sozialer Gleichheit
- Erleichterung einer sicheren, regulären und verantwortungsvollen Migration und Mobilität
- Förderung der öffentlichen Entwicklungshilfe
Diese Maßnahmen unternimmt die Stadt Regensburg
Ohne Kommunen lassen sich 65 % der Ziele der Agenda 2030 nicht erreichen. Die Stadt Regensburg ist sich dieser Schlüsselstellung zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele bewusst.
Folgende Beispiele zeigen eine Auswahl der Maßnahmen, mit denen die Stadt Regensburg bereits zur Umsetzung von SDG 10 der Agenda 2030 beitragen möchte. Bei den Beispielen handelt es sich um eine Momentaufnahme ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Die Stadt Regensburg verfügt über eine Vielzahl verschiedener Beiräte, die die Interessen und Belange unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen vertreten und den Stadtrat fachlich unterstützen. Ziel der Beiräte ist es, die jeweiligen Bedürfnisse in den Stadtrat mit einzubringen und die Stadtgesellschaft und Verwaltung für die jeweiligen Themen zu sensibilisieren. Zu den Beiräten gehören unter anderem Inklusionsbeirat, Integrationsbeirat, Jugendbeirat und Seniorenbeirat.
Mit dem Städtebauförderungsprogramm "Soziale Stadt" unterstützt der Bund die Stabilisierung und Aufwertung städtebaulich, wirtschaftlich und sozial benachteiligter Stadtteile. Im Jahr 2016 hat der Regensburger Stadtrat die Aufnahme des Gebiets des Inneren Südosten in das Förderprojekt in die Wege geleitet, 2019 wurde das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept beschlossen.
Ein Schwerpunkt des Förderprogramms liegt dabei auf sozialen Angeboten zur Integrationsförderung und Begegnung, um die Lebensqualität sowie die Teilhabechancen der im Gebiet Lebenden zu verbessern. Auch der Wohnungsbau, Gewerbe, Lärmschutz sowie eine Verbesserung der ÖPNV-Anbindung stehen im Fokus.
Zudem wurde mit dem Quartiersmanagement in Trägerschaft der Diakonie Regensburg eine zentrale Anlaufstelle für die Bewohnerinnen und Bewohner, Initiativen und Vereine im Stadtteil geschaffen.
Die Antidiskriminierungsstelle der Stadt Regensburg bietet allen Menschen in Regensburg Beratung und Unterstützungsmöglichkeiten im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetztes (AGG) an, wenn diese sich aufgrund der ethnischen Herkunft, ihres Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität diskriminiert fühlen. Die Antidiskriminierungsstelle leistet Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema und unterhält ein Netzwerk zu den in den einzelnen Diskriminierungsmerkmalen tätigen Institutionen, Organisationen und Vereinen in Regensburg.
Die Gleichstellungsstelle der Stadt Regensburg wirkt auf die Umsetzung des Gleichheitsgrundsatzes für alle Geschlechter in der Stadt Regensburg hin. Darüber hinaus entwickelt sie Strategien für mehr Geschlechtsneutralität in allen Berufszweigen sowie für (noch) mehr Frauen und Teilzeitkräfte in Führungspositionen. Die Gleichstellungsstelle berät Bürgerinnen und Bürger anonym und vertraulich und stellt bei Bedarf Kontakt zu Fachstellen wie Frauenhäuser oder Beratungsstellen her. Auch die Durchführung von Veranstaltungen und die Herausgabe von Informationen zu frauen-, männer- und familienbezogenen Themenstellungen, die Vernetzung von frauen- und familienrelevanten Angeboten und Gruppierungen, die Förderung des Gender Mainstreaming im städtischen Verwaltungshandeln und der Kommunalpolitik sowie Maßnahmen für Empowerment und gegen Diskriminierung gehören zu den Aufgaben der Stelle.
Seit 2016 verfügt die Stadt Regensburg über einen Inklusionsbeauftragten, der sich um die Belange der Menschen mit Behinderung kümmert. Ziel ist es, die gleichberechtigte Teilhabe der Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen unserer Stadt voranzubringen und gleichwertige Lebensbedingungen von Menschen mit und ohne Behinderung zu verwirklichen. Außerdem fördert der Inklusionsbeauftragte das Einbeziehen von Menschen mit Behinderung in kommunale Entscheidungsprozesse und trägt damit zur Verbesserung inklusiver Lebensbedingungen für die mehr als 24.000 Menschen mit Behinderung auf dem Stadtgebiet bei.
Der Inklusionsbeauftragte leitet zudem die Geschäftsstelle des Inklusionsbeirats, welcher bereits 1981, damals noch als „Behindertenbeirat der Stadt Regensburg“ gegründet wurde.
2018 beschloss der Regensburger Stadtrat den Fokus-Aktionsplan Inklusion als Leitbild für die zukünftige Stadtentwicklung. Mit insgesamt 31 Maßnahmen soll die Welterbestadt einen weiteren großen Schritt dahin machen, noch inklusiver, barrierefreier und damit lebenswerter für alle zu werden. Die vier Fokus-Bereiche des Aktionsplans sind Arbeitsmarkt, Sozialraum, Bildung und Freizeit sowie Sport, Kunst, Kultur und Gesundheit.
Barrierefreiheit spielt sowohl bei Planungs- und Baumaßnahmen im öffentlichen Verkehrsraum als auch beim Zugang zu städtischen Gebäuden eine tragende Rolle. Viele der Gebäude, darunter auch das mehr als 700 Jahre alte, denkmalgeschützte Alte Rathaus mit dem mittelalterlichen Reichssaal, sind heute unter Erhalt des Denkmalschutzes barrierefrei zugänglich. Der Historische Reichssaal verfügt zudem über eine Induktionsschleife zur Steigerung der Teilhabe schwerhöriger Personen mit Hörgerät bzw. Trägern eines Cochlea-Implantats.
Der Ratgeber „Barrierefrei durch Regensburg“ des Inklusionsbeirates beinhaltet auf mehr als 80 Seiten über 500 Einträge zu Einrichtungen, Dienstleistungen und Orten in Regensburg und kategorisiert diese mittels eines Piktogramm-Systems nach ihrer Barrierefreiheit.
Seit 2015 darf Regensburg den Titel „Kinderfreundliche Kommune“ tragen. Die Auszeichnung erhielt die Stadt von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk für ihr Engagement, gute Rahmenbedingungen für das Kindeswohl zu schaffen und Kinderrechte sowie die Interessen von Kindern und Jugendlichen auf lokaler Ebene zu fördern.
2021 wurde die Stadt zudem mit dem "Cities Inspire Award" von UNICEF ausgezeichnet. Der Preis wurde für den Umbau des Brixenparks verliehen. Hier wurden Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung an der Planung des Inklusionsspielplatzes eingebunden und konnten ihre eigenen Vorstellungen in die Gestaltung mit einbringen. Neben einem Basketballplatz und einem Wasserspielplatz gibt es einem großen inklusiven Drachenspielplatz mit einer Rollstuhlwippe und unterfahrbaren Sandspieltischen. Zudem werden Kinder in den barrierefreien Bereichen durch farbliche Markierungen oder zusätzliche Handläufe beim Spielen unterstützt.
Die Stadt Regensburg unterstützt Maßnahmen zur Integration ins Berufsleben von Personen mit sogenannten „Vermittlungshemmnissen”. Hierzu zählen Langzeitarbeitslosigkeit, gesundheitliche Einschränkungen, Schwerbehinderung oder fehlende Schul- beziehungsweise Berufsabschlüsse.
Die Maßnahme „Arbeiten und Lernen“ ermöglicht arbeitslosen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sich beruflich neu zu orientieren und durch praktische Einsätze an städtischen Einsatzstellen, interne Schulungen und sozialpädagogische Begleitung in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Von 2016 bis 2018 nahm die Stadtverwaltung am Bundesprogramm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ teil, ein Programm für Langzeitarbeitslose, die dadurch die Chance erhalten, ins Berufsleben zurückzukehren. 2019 wurde das Programm durch das Förderprogramm „Teilhabe am Arbeitsmarkt nach § 16 i SGB II“ abgelöst. Zwischen 2010 und 2019 konnten insgesamt 168 Personen durch städtische Maßnahmen zur Arbeitsförderung profitieren.
Seit 2012 wird die Kantine im Neuen Rathaus der Stadt Regensburg durch eine Inklusionsfirma betrieben. Dadurch erhalten Menschen mit Vermittlungshemmnissen, die sonst keine oder nur geringen Chancen auf dem regulären Arbeitsmarkt haben, ein festes Arbeitsverhältnis sowie tarifliche Entlohnung.
Darüber hinaus beschäftigt die Stadt Regensburg im Jahr 2019 selbst 294 schwerbehinderte Menschen. Dies entspricht einem Anteil an allen Beschäftigten von mehr als 8 %.
Die Stadt Regensburg hat bereits 2018 in einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin ihre Bereitschaft erklärt, in Not geratene Flüchtlinge aufzunehmen. Die Stadt setzt sich seitdem gerade auch wegen der in Regensburg beheimateten Rettungsorganisation Sea-Eye e.V. besonders dafür ein, die Seenotrettung im Mittelmeer aus humanitären Gründen wieder zu ermöglichen und die Aufnahme geretteter Menschen sicherzustellen. Im Juli 2020 ist die Stadt Regensburg dem Bündnis „Städte Sicherer Häfen“ beigetreten und unterzeichnete die „Potsdamer Erklärung“. Regensburg tritt damit für eine gelebte Willkommenskultur und gegen eine Kriminalisierung von Hilfsorganisationen und Hilfsangeboten der Zivilgesellschaft ein.
Im März 2021 wurde die erste von fünf Familien, welche zuvor im griechischen Flüchtlingslager Moria untergebracht waren, im „Sicheren Hafen Regensburg“ empfangen. Ende 2021 wurden drei weitere Familien mit insgesamt 17 Personen in Regensburg willkommen geheißen.
Mit der Online-Plattform „Regensburg App Integreat“ stellt die Stadt Regensburg bereits seit 5 Jahren wichtige lokale Informationen in vielen Sprachen zur Verfügung und unterstützt damit die Integration von Migrantinnen und Migranten in unserer Region. Allein in den vergangenen 12 Monaten verzeichnete die App fast 24.000 Zugriffe, das entspricht etwa 2.000 pro Monat.
Die Stadt Regensburg bietet darüber hinaus speziell für neuzugewanderte Menschen eine allgemeine Sozialberatung sowie Fachberatung in Fragen des Ankommens und der Integration in Regensburg an. Auch koordiniert die Stadt ein Patenschaftsprogramm für Geflüchtete und Asylsuchende und unterstützt diese bei der Wohnungssuche im Stadtgebiet mithilfe einer Online-Wohnraumbörse.
Die Stadt Regensburg verfügt über ein Integrationsmonitoring sowie einen Integrationsbericht und ein Integrationskonzept.
Seit 2017 nimmt die Stadt Regensburg am Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist" teil und setzt dieses aktuell in 15 städtischen Kindertagesstätten um. Mit dem Programm „Sprach KiTas“ hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ein Programm entwickelt, welches die alltagsintegrierte sprachliche Bildung, die inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien in KiTas stärkt. Das Bundesprogramm setzt bei Kindern und deren Familien an und will die natürliche Sprachbegabung im Kindesalter fördern.
Auch am Bundesprogramm "KiTa Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung" nimmt die Stadt Regensburg seit 2017 teil. Im Fokus des Bundesprogramms stehen Kinder und Familien, die bisher nicht oder nur unzureichend Kindertagesbetreuung als Form der frühen Bildung nutzen.
Weitere Informationen
Zukunftsbarometer Regensburg - Das interaktive Nachhaltigkeits-Dashboard
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Koordinator für kommunale Entwicklungspolitik
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