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„Für alle elf Stadtbahn-Abschnitte liegen die Planungen jetzt auf dem Tisch.“

Die Stadtbahn-Planerinnen und -Planer konnten einen weiteren Meilenstein erreichen: Für alle elf Planungsabschnitte des insgesamt 15 Kilometer langen Kernnetzes liegen jetzt Planungen vor. Planungs- und Baureferentin Christine Schimpfermann erläutert im Interview die wichtigsten Erkenntnisse und erklärt, wie es nun weitergeht.

Porträt: Planungs- und Baureferentin Christine Schimpfermann
Planungs- und Baureferentin Christine Schimpfermann © Bilddokumentation Stadt Regensburg

27. Juli 2023

In der vergangenen Sitzung des Ausschusses für den Neubau einer Stadtbahn wurden die Planungen zur Wöhrdstraße, zur Innenstadtachse, zur Galgenberg- und Universitätsstraße, zur sog. Südspange mit der Variantenbewertung in Burgweinting und zur Nordgaustraße der Öffentlichkeit vorgestellt. Was sind, kurz zusammengefasst, die wichtigsten Erkenntnisse, die sie aus diesen Planungen ableiten?

Auch wenn natürlich noch zahlreiche Detailpunkte zu klären sind, liegen jetzt zu allen elf Stadtbahn-Abschnitten Planungen vor und wir alle können uns jetzt sehr viel besser vorstellen, wie die Stadtbahn in den einzelnen Abschnitten geführt werden kann. In der Wöhrdstraße haben wir nachgefeilt und eine optimierte Lösung gefunden. Die aktuellen Planungen haben auch gezeigt, dass die Innenstadt mit vertretbaren Anpassungen des Kfz-Verkehrs angebunden werden kann. Besonders erfreulich ist auch, dass wir die Linie zum Campus in Kooperation mit dem Freistaat und den Hochschulen zu einer zukunftsweisenden Lösung bringen können und auch in der Nordgaustraße, einem der komplexesten Abschnitte, sind wir auf einem guten Weg.

Die Planungen zur Wöhrdstraße wurden erstmals im Dezember 2022 vorgestellt. Inwiefern konnten diese Planungen zwischenzeitlich verbessert werden?

Im Netz der Stadtbahn bildet die Wöhrdstraße eine sehr wichtige Zufahrt zur Regensburger Altstadt. Die ersten Entwürfe für den Linienverlauf wurden nachjustiert, sodass wir nun eine optimierte Lösung gefunden haben – mit dem erfreulichen Ergebnis, dass Eingriffe in Privatgrund jetzt fast vollständig vermieden werden können. Während wir bei den ersten Planentwürfen noch von 500 Quadratmetern ausgehen mussten, bedarf es jetzt lediglich eines sehr kleinen Eingriffes im Bereich der Jugendherberge. Dennoch wird es möglich sein, dass wir allen Verkehrsteilnehmern eine sehr gute Lösung anbieten können. Ziel soll sein, dass zukünftig die Stadtbahn und der Radverkehr Vorrang vor dem Auto haben. Gleichzeitig wird die Zufahrt zum Parkhaus am Dachauplatz weiterhin aus allen Richtungen möglich sein, auch wenn von hier aus eine Weiterfahrt in Richtung Bahnhof in den aktuellen Planungen nicht mehr vorgesehen ist.

Was in diesem Zusammenhang besonders interessant ist, ist die Kombination mit den parallel laufenden Planungen zur Mobilitätsdrehscheibe am Alten Eisstadion. Damit entsteht für Pkw-Nutzer mit Ziel Altstadt ein hoch attraktives P+R-Angebot, wodurch der Auto-Durchgangsverkehr in der Wöhrdstraße künftig deutlich reduziert werden kann und genau das sollte unser Bestreben sein, wenn wir es mit der Verkehrswende in Regensburg ernst meinen. Da in der Wöhrdstraße zudem auch keine Busse mehr parallel zur Stadtbahn vorgesehen sind, wird die Straße außerdem auch aus stadtgestalterischer Sicht eine deutliche Aufwertung erfahren. Auch das Parken im öffentlichen Raum wird neu geordnet: Mit der geplanten Mobilitätsdrehscheibe haben wir die Chance, die in der Wöhrdstraße entfallenden Stellplätze, die überwiegend Bewohnerstellplätze sind, im nahen Umfeld wieder unterzubringen. 

Die Innenstadtachse zählt mit zu den wichtigsten Abschnitten im künftigen Stadtbahn-Netz. Wo genau liegen hier die Herausforderungen und was ist der Anspruch an die Planungen im Innenstadtbereich?

Dieser Abschnitt ist das Herzstück des Streckennetzes, zumal hierdurch die Altstadt mit ihren Geschäfts- und Freizeitbereichen sowie der Hauptbahnhof in das Netz der Stadtbahn eingebunden werden. Die Planungsaufgabe ist hier komplex, da mit sehr vielen Anforderungen an diesen urbanen Stadtraum umgegangen werden muss: So sind hier zum Beispiel die Haltestellen in der erforderlichen Länge zu integrieren, außerdem ist ausreichend Raum für den Radverkehr anzubieten. Zum anderen soll auch die Erreichbarkeit der Altstadt für den Anwohner- und Lieferverkehr aufrechterhalten werden, ebenso die Zufahrt zu den Parkhäusern Dachauplatz und Petersweg. Dies alles konnte in den nun vorliegenden Planungen berücksichtigt werden.

Nicht zuletzt wird mit der Umgestaltung des Straßenraumes auch hier eine umfassende gestalterische Aufwertung verfolgt. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf dem sorgsamen Umgang mit dem Baumbestand des Alleengürtels. Dieser wird aktuell im Detail noch untersucht. Eine gestalterische Konkretisierung der Bereiche zwischen der Zentralhaltestelle und dem angrenzenden Areal und damit auch der Ausgleich von möglichen Eingriffen in den Baumbestand wird in den nächsten Planungsphasen konkretisiert.

Mit Blick auf den Bahnhofsbereich ist es aus meiner Sicht wichtig, dass wir diesem eine klare und verbindliche Zukunft geben. Wir müssen den momentanen Interimszustand unter Berücksichtigung der künftigen Stadtbahn zeitnah überwinden. Hier hoffe ich, dass die Stadtbahn ein wichtiger Impulsgeber ist. Dies ist an dieser Stelle fast die wichtigste Frage, wenn man es ernst meint mit der Förderung des ÖPNV – zumal hiervon nicht nur die Stadtbahn, sondern ganz entscheidend auch der Busverkehr abhängt.

Grafik: Querschnittsentwurf zur Trassenlage an der Engstelle am Dachauplatz (Stand: Mai 2023) Querschnittsentwurf zur Trassenlage an der Engstelle am Dachauplatz (Stand: Mai 2023) © Ingenieurgemeinschaft für den Masterplan Stadtbahn Regensburg Schüßler-Plan GmbH und Mailänder Consult GmbH

Viele Menschen sollen ja künftig Richtung Universität, OTH und Klinikum und zurück in die Stadtbahn steigen. Wie sieht es hier aktuell mit den Planungen im Bereich Galgenberg- und Universitätsstraße aus?

Über diesen Streckenast der Stadtbahn werden wichtige städtische und regional bedeutsame Ziele erschlossen: Neben der OTH Regensburg und der Universität Regensburg sowie dem Universitäts- und Bezirksklinikum sind dies auch der Tech-Campus sowie das Finanzamt und das Arbeitsamt. An der bestehenden Zentralhaltestelle an der Universitätsstraße entsteht dann ein weiterer wichtiger Verknüpfungspunkt zwischen Stadtbahn und Bus. Außerdem ist im Umfeld der Galgenbergstraße in den vergangenen Jahren auch Wohnraum entstanden, der in die Überlegungen zur Trassenvariante einbezogen wird.

 
Woran arbeiten die Planerinnen und Planer in diesem Abschnitt aktuell?

Die Anbindung des Campus ist von höchster Bedeutung. Heute wird hier noch Tag für Tag eine hohe Zahl an Studierenden und Beschäftigten der Hochschuleinrichtungen in zum Teil überfüllten Buslinien befördert. Mit der Stadtbahn können diese Ziele künftig angemessen, leistungsfähig und komfortabel angefahren werden. Umso wichtiger ist es, dass wir zusammen mit dem Freistaat und den Hochschulen und Kliniken eine gute und zukunftsfähige Lösung finden, von der alle profitieren. Für eine optimale Anbindung von OTH und Universität befindet sich die Stadt in Abstimmung mit Vertretern des Freistaats Bayern und den Hochschuleinrichtungen. Bei der Querung des Campus-Bereichs sind in hohem Maße Funktionen und Qualitäten des Campusbereichs zu berücksichtigen und die Trassenführung hiermit in Einklang zu bringen. Größtmögliche Rücksicht soll auch auf den Erhalt des bestehenden Baumbestandes entlang der Universitätsstraße gelegt werden.

Grafik: Planungsausschnitt Universität-/OTH-HaltestelleAuch die Universität soll durch die Stadtbahn leistungsfähig angebunden werden. Nahe der heute bestehenden Zentralhaltestelle für Busse ist die Haltestelle der Stadtbahn auf der Ostseite der Fahrbahn vorgesehen. Von hier aus sind Zu- und Abgänge zum bzw. vom Campus ohne Queren der Kfz-Fahrbahn möglich. © Ingenieurgemeinschaft für den Masterplan Stadtbahn Regensburg Schüßler-Plan GmbH und Mailänder Consult GmbH

In Burgweinting wird das Projekt „Stadtbahn“ durchaus kontrovers diskutiert. Wie wird im Rahmen der laufenden Planungen auf diese Diskussionen reagiert und wo stehen die Stadtbahn-Planungen für diesen Stadtteil aktuell?

In einer umfassenden Variantenuntersuchung werden bereits seit 2022 verschiedene Lösungen untersucht, mit denen nicht nur der Stadtteil optimal erschlossen, sondern auch eine verträgliche Führung der Stadtbahn gefunden werden kann. Im Rahmen eines Planungsworkshops im Sommer 2022 haben wir die Anregungen, Impulse und Belange der Anwohnerinnen und Anwohner umfassend erhoben und in die weiteren Planungen aufgenommen. Diese Variantenprüfung läuft aktuell noch. Um letztlich eine Vorzugsvariante ableiten zu können, werden die Varianten unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien vertiefend bewertet. Hierzu zählen unter anderem umweltfachliche und städtebauliche Belange sowie auch die Interessen von Anwohnerinnen und Anwohnern. Gerade am Beispiel Burgweinting zeigt sich einmal mehr, dass es wichtig und richtig war, die Bürgerinnen und Bürger bereits in einem sehr frühen Planungsstadium, in dem wir uns nach wie vor befinden, miteinzubeziehen. 

So stellte sich zwischenzeitlich heraus, dass die anfangs untersuchte Variante im Baugebiet Südwest, die im Bereich des Parkwegs zwischen Aureliaweg und Käthe-Dorsch-Weg eine eingleisige Führung vorsah, absehbar nicht zum Zuge kommen wird. Die aktuelle Untersuchung konzentriert sich folglich auf die Varianten Obertraublinger Straße und die Trassierung im Bereich der Villa Rustica, die bereits in den Bebauungsplänen zu diesen Baugebieten als Freihaltetrasse hinterlegt wurde.

Fotografie: Luftaufnahme Nordgaustraße/DEZ
Mit der Stadtbahn ergibt sich die Chance, den bisher stark verkehrsgeprägten Korridor der Nordgaustraße mit einem Rasengleis und einer promenadenartigen Grünachse für den Rad- und Fußgängerverkehr aufzuwerten. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Für das Umsteigen von den Regional- und Stadtbuslinien auf die Stadtbahn hat besonders die Nordgaustraße einen sehr hohen Stellenwert. Wie kann das planerisch umgesetzt werden?

Unser Ziel ist es, die Funktion der Nordgaustraße als Hauptverkehrsstraße auch mit der Stadtbahn zu erhalten und gleichzeitig diese Achse mit einem Rasengleis gestalterisch aufzuwerten. Das Umsteigen vom Bus – insbesondere auch dem Regionalbus – auf die Stadtbahn, soll hier komfortabel und mit kurzen Wegen erfolgen. Auch soll für den Rad- und Fußgängerverkehr eine Grünachse nach dem Leitbild einer urbanen Promenade entwickelt werden. Mit der Planung ergibt sich die Chance, den Straßenraum am DEZ oder am Landratsamt aufzuwerten. Hinsichtlich der Suche nach geeigneten Verknüpfungspunkten sind aktuell mehrere Optionen in Planung und wir sind hier auch bereits in ersten Gesprächen mit den Grundstückseigentümern der jeweiligen Flächen.

 

Die Planungen zu allen elf Stadtbahn-Abschnitten liegen nun auf dem Tisch. Wie geht es mit den Planungen jetzt weiter?

Wir haben jetzt den jeweils aktuellen Planungsstand zu allen elf Abschnitten vorgestellt. Bis zum Ende des Masterplans, den wir bis Ende des Jahres abschließen wollen, gibt es noch zahlreiche Punkte, die es im Detail zu klären gilt. Bereits bei den Planungen zu Burgweinting, der Sandgasse und zuletzt auch der Wöhrdstraße hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, die Belange und Impulse der Bürgerinnen und Bürger aufzunehmen und in der weiteren Planung zu berücksichtigen. Die inzwischen deutlich optimierten Planungen zur Wöhrdstraße haben wir deshalb kürzlich den Anwohnenden des Unteren Wöhrds im Rahmen eines Planungsgesprächs vorgestellt, auch hier gab es gute und wichtige Anregungen, die wir im weiteren Planungsverlauf noch prüfen werden. 

 

Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!

Text und Interview: Verena Danner