Temporär. Kreativ. Offen: Kunst als Impulsgeberin am Schwanenplatz

Im Pavillon am Schwanenplatz ist seit Mitte Mai eine Kunstinstallation zu sehen – und sie ist mehr als ein ästhetisches Statement. Im Rahmen eines dreimonatigen Experiments soll getestet werden, wie Kunst deeskalierend wirken kann. Wir haben beim Planungs- und Baureferenten Florian Plajer nachgefragt, wie es zu dieser Kooperation kam – und was daraus entstehen könnte.

Fotografie: Kunstinstallation am SchwanenplatzKunstinstallation „Großstadtdschungel“ des Künstlers Adam Cmiel am Schwanenplatz © Bilddokumentation Stadt Regensburg

21. Juli 2025

Herr Plajer, im Mai startete die erste temporäre Kunstinstallation im Pavillon am Schwanenplatz. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Neuen Kunstverein und weiteren Beteiligten?

Nachdem wir aus unterschiedlichen und auch sicherheitsrelevanten Gründen die Sitzbank im Pavillon im Sommer 2023 wegnehmen mussten, wurde die Kritik gegen unsere Entscheidung immer lauter. Diese wurde mit Aktionen begleitet, die unangemeldet und nicht immer ungefährlich waren. Hinzu kamen Vandalismus oder Diebstahl.

Um aus diesem Modus der Konfrontation herauszukommen, habe ich den Kontakt zum Kollektiv „Fußabdrücke“ gesucht. Und aus diesem Dialog entstand die Idee, den Pavillon künstlerisch zu gestalten. Dafür wurde der Kontakt zum Neuen Kunstverein hergestellt, der großes Interesse zeigte, den Ort kreativ, aber auch verantwortungsvoll zu bespielen. Gemeinsam mit meinem zuständigen Amtsleiter Tobias Renz haben wir uns mit der Leiterin des Kunstvereins ausgetauscht, Vorschläge geprüft und eine erste Installation entwickelt. Das nun gestartete Kunst-Projekt ist als dreimonatiger Test angelegt.

 

In den Medien war oft von einem „Katz-und-Maus-Spiel“ mit Aktivist/-innen die Rede. Wie haben Sie die Situation empfunden?

Diese Beschreibung trifft teilweise zu. Wir hatten wirklich keine Freude daran, ständig Dinge aus dem Wartebereich zu entfernen. Unser zentrales Anliegen war und ist es, den öffentlichen Raum für alle sicher verfügbar zu halten. Wenn es jedoch zu Sachbeschädigungen oder Diebstahl kommt, hört für mich das Verständnis auf.

Natürlich bewegen wir uns auf einem schmalen Grat zwischen künstlerischem Aktivismus und öffentlicher Ordnung. Gebäude und Plätze im öffentlichen Raum gehören uns allen, sie müssen aber auch funktionieren. Deshalb braucht es Regeln – und manchmal auch besondere Experimente, wie jetzt die Kunstinstallation.

Dass es auch an der Installation zu Beschädigungen kommen kann, können wir leider nicht ausschließen, das haben wir bereits nach dem ersten Wochenende gesehen. Dennoch ist es ein Versuch, auch dadurch das Gebäude besser zu schützen. Letztendlich wird das abschließende Monitoring zeigen, wie das temporäre künstlerische Angebot angenommen und akzeptiert wurde. 

Fotografie: Kunstinstallation „Großstadtdschungel“ im Servicegebäude am SchwanenplatzDie Kunstinstallation „Großstadtdschungel“ des Künstlers Adam Cmiel wird noch bis September zu sehen sein. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Am 18. Mai diskutierten Sie mit Bürgerinnen und Bürgern über den Zugang zu öffentlichen Räumen. Wie haben Sie die Veranstaltung erlebt?

Der Austausch war intensiv und wertvoll. Viele Bürgerinnen und Bürger nehmen wahr, dass der öffentliche Raum immer stärker beansprucht oder vielseitig genutzt wird. Manche äußerten ihren Frust über Eingriffe, die als „defensive Architektur“ wahrgenommen werden. Hier war es mir wichtig zu differenzieren.

 

 

Was bedeutet „defensive Architektur“ für Sie – und wie gehen Sie als Stadtverwaltung damit um?

Oft wird der Begriff schnell verwendet, meint aber sehr unterschiedliche Dinge. In der Fachliteratur versteht man darunter zum Beispiel bauliche Maßnahmen, die gezielt das Verweilen verhindern – etwa Spikes auf Hydranten in New York oder Hütchen auf Bänken in asiatischen Städten. Solche Mittel lehnen wir grundsätzlich ab.

Trotzdem muss jede Nutzung im öffentlichen Raum auch anderen Nutzungen standhalten. Eine Bank ist in erster Linie zum Sitzen da. Eine Freifläche soll verschiedenen Menschen offenstehen – Kindern, Spaziergängern, Ruhesuchenden. Es geht nicht darum, jemanden auszuschließen, sondern darum, möglichst viele Nutzungen zu ermöglichen, ohne andere zu beeinträchtigen. Das ist ein Balanceakt, aber genau darum bemühen wir uns.

 

Wie soll der Schwanenplatz künftig weiterentwickelt werden?

Eine große bauliche Umgestaltung steht aktuell nicht an. Aber wir sehen in der temporären künstlerischen Aneignung eine echte Chance, den Ort attraktiver zu machen. Der Pavillon ist ein schwieriger Ort, gerade auch an seiner Ostseite. Eigentlich sollten dort Rankpflanzen wachsen – aber leider verhindert der häufige Missbrauch der Fläche als „Wildtoilette“ ein gedeihliches Wachstum. Solche Probleme werfen natürlich die Frage auf, ob der Raum „richtig“ genutzt wird.

Wir setzen daher auf kreative, aber verantwortungsvolle Lösungen – wie jetzt mit der Kunstinstallation. Gleichzeitig werden wir beobachten, wie sie angenommen wird und die Nachbarschaft darauf reagiert. Es ist ein Test. Aber vielleicht ist genau das ein neuer Weg, um öffentliche Räume nicht nur zu kontrollieren, sondern auch fortlaufend mitzugestalten

Text und Interview: Katrin Holzgartner

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