Am 8. Oktober 2023 wird wieder gewählt. Die Regensburgerinnen und Regensburger sind aufgerufen, für den Bayerischen Landtag und den Oberpfälzer Bezirkstag abzustimmen. Im Wahlamt herrscht daher Hochbetrieb. Was es für eine Stadt eigentlich bedeutet, eine Wahl auszurichten, weiß Christopher Dirrigl, Leiter des Wahlamts.
Während sich die Wahlberechtigten in diesen letzten Wochen vor dem Stichtag nochmal gründlich mit der Qual der Wahl auseinandersetzen, laufen die Vorbereitungen im Regensburger Wahlamt schon seit einem ganzen Jahr. Denn: „Am 8. Oktober ist der Tag X. Da kommt’s drauf an, da muss alles passen, da müssen die Rädchen ineinandergreifen“, unterstreicht Wahlamtsleiter Christopher Dirrigl. Bereits im Dezember fing die Stadtverwaltung an, geeignete Gebäude für die insgesamt 45 Wahllokale in Regensburg anzumieten. Doch das war erst der Anfang, weitere Aufgaben folgten: Wahlhelferinnen und Wahlhelfer anwerben, Wählerverzeichnisse anlegen, die Urnen- und Briefwahlbezirke festlegen, das Personal schulen…
Wer nicht ins Wahllokal gehen möchte, sondern seine Kreuzchen lieber zu Hause macht, kann das bereits seit 28. August per Briefwahl tun. Der Trend geht ganz klar zum Wählen per Post. „Schon in den ersten vier Wahltagen sind knapp 12.000 Briefwahlanträge bei uns eingegangen“, berichtet Dirrigl. Er rechnet am Ende mit bis zu 40.000 Anträgen, was bei insgesamt 105.505 Wahlberechtigten in Regensburg eine stolze Zahl ist. Dementsprechend hat sich die Zahl der Briefwahlbezirke im Vergleich zur letzten Landtags- und Bezirkswahl mehr als verdoppelt.
Derartig populär ist die postalische Stimmabgabe nicht nur, weil das Wählen von zu Hause aus natürlich viel bequemer ist. Seit sich ein QR-Code auf der Wahlbenachrichtigung befindet, ist auch die Beantragung der nötigen Unterlagen deutlich einfacher. Nur wenige Klicks auf Smartphone oder Tablet – und der Wahlschein ist angefordert. Das wachsende Interesse an der Briefwahl wirkt sich natürlich auf die Arbeit in der Verwaltung aus. Vor allem die Vorbereitungen werden aufwändiger und erfordern deutlich mehr Personal. Denn „hinter jedem Briefwahlantrag steckt eine Person am Wahlamt, die ihn dann bearbeiten muss“, so Dirrigl. Sämtliche Unterlagen müssen gedruckt, verpackt, gegenkontrolliert, verschickt und nach ihrer Rücksendung wieder sortiert und in die entsprechenden Urnenstimmbezirke gebracht werden.
Teamwork gefragt
Anders als vielleicht erwartet, ist das Wahlamt der Stadt Regensburg keine dauerhafte und eigenständige Dienststelle. Es wird erst aktiv, wenn eine Wahl ansteht. Das zuständige Personal setzt sich zusammen aus Mitarbeitenden des Bürgerzentrums sowie Auszubildenden der gesamten Stadtverwaltung, die – je näher die Wahl rückt – nahezu vollständig für die Aufgaben im Wahlamt freigestellt werden. „Das ist ein großes Entgegenkommen der einzelnen Abteilungen“, betont Dirrigl. Auch einige externe Kräfte unterstützen. Gerade in der heißen Phase kurz vor der Wahl heißt es Teamwork, um der Materialschlacht Herr zu werden. Der Wahlamtsleiter schätzt den Einsatz aller Mitarbeitenden sehr: „Die Leute müssen immer wieder ihre Tätigkeitsfelder verlassen und sich auf ein neues Feld einlassen. Da gehört Mut, aber auch Bereitschaft dazu und da bin ich mit meinem Team Gott sei Dank gesegnet.“
Neben dem Bürgerzentrum sind noch weitere Bereiche der Stadtverwaltung eingebunden. So zum Beispiel die städtische Transportgruppe des Gartenamtes, die die Wahllokale mit dem nötigen Material ausstattet. Eine wichtige Rolle kommt auch dem Amt für Informations- und Kommunikationstechnik zu, das die für die Wahl genutzten EDV-Programme betreut, genauso wie der Abteilung für Statistik, die unter anderem für die Veröffentlichung der Wahlergebnisse zuständig ist.
Am Wahlsonntag selbst heißt es dann früh aufstehen! Ab 6 Uhr richtet die Transportgruppe die letzten Wahllokale ein, damit pünktlich um 8 Uhr die ersten Wählerinnen und Wähler ihre Stimmen abgeben können. Dass an den Urnen auch alles ordnungsgemäß abläuft, darauf achten die 1.800 ehrenamtlichen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, die zusätzlich vor Ort sind. Diese Zahl konnte heuer erst Mitte August erreicht werden. „Leider finden sich immer weniger Menschen, die dieses Ehrenamt ausführen möchten“, bedauert Dirrigl. Als Anreiz winkt für den Einsatz deshalb neben einer pauschalen Aufwandsentschädigung, dem sogenannten „Erfrischungsgeld“, auch eine Verlosung mit Preisen von bis zu 1.000 Euro. Den ganzen Tag über stehen die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer in regem Austausch mit dem Bürgerzentrum, wo im Zwei-Stunden-Takt die Wahlbeteiligung aus den einzelnen Stimmbezirken erfasst wird. Auch in puncto Briefwahl gibt es noch Einiges zu tun. Wer nämlich glaubt, dass am Stichtag alle Briefwahlzettel längst abgegeben sind, der täuscht sich. „Seit ein paar Jahren ertrinken wir am Wahlwochenende in roten Wahlbriefen“, berichtet Dirrigl. 5.000 bis 8.000 Stück treffen erfahrungsgemäß zwischen Freitagabend und Sonntagnacht noch ein. Diese müssen natürlich laufend aus den verschiedenen Briefkästen eingesammelt, sortiert und auf die Briefwahlbezirke aufgeteilt werden.
Die Spannung steigt
Wenn um 18 Uhr die Wahllokale dann ihre Türen schließen und mit der Auszählung der Stimmen beginnen, wird es spannend! Verschiedenste Abteilungen, von der IT, über die Statistik bis hin zur Pressestelle sowie der zuständige Rechts- und Regionalreferent und nicht zuletzt die Oberbürgermeisterin sind im Wahlamt, wo in einer Live-Schalte die aktuellen Ergebnisse über den Bildschirm flimmern. Der Wahlabend ist für Christopher Dirrigl und sein Team meist ein langer. „Wir als Wahlamt sind verpflichtet, noch in der Wahlnacht das erste vorläufige Schnellmeldungsergebnis zur Landtagswahl an den Landeswahlleiter zu übermitteln.“ Länger als Mitternacht muss im Normalfall aber niemand bleiben.
Nach der Wahl ist vor der Wahl
Einen Tag nach der Wahl folgt schließlich die endgültige Ergebniserfassung. Damit möglichst viel Personal mithelfen kann, bleibt am Montag das gesamte Bürger- und Verwaltungszentrum geschlossen. Parallel berät ein Prüfteam, bestehend aus freiwilligen Mitarbeitenden der gesamten Stadtverwaltung, über strittige Fälle, also Stimmzettel, in denen beispielsweise Kreuze nicht eindeutig gesetzt worden sind. Bei der sogenannten Stimmkreisausschusssitzung am 12. Oktober werden die amtlichen Endergebnisse dann öffentlich präsentiert und die Wahlunterlagen nach Absegnung noch am selben Tag persönlich beim Landeswahlleiter in Fürth abgegeben.
Etwa zwei Wochen später sind auch die letzten Nacharbeiten erledigt. Für Christopher Dirrigl und sein Team heißt das aber nicht, dass das Thema „Wahlen“ dann abgehakt ist. Bereits jetzt, parallel zur Landtagswahl, laufen im Hintergrund schon wieder die ersten Vorbereitungen für die Europawahl im kommenden Jahr. „Wir denken eigentlich nur noch in Wahlen mittlerweile“, meint Dirrigl. „Jedes bekannte Wahlereignis wird genau im Hinterkopf behalten und sogar die Urlaubsplanung danach ausgerichtet.“ Denn wie so oft gilt auch bei der Stadt Regensburg: Nach der Wahl ist vor der Wahl!