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Manfred Stuber: Hackbrett, Handy, Haustürschlüssel - im Fundamt landen auch kuriose Dinge

Ein abwechslungsreicher Job, bei dem man mit unterschiedlichen Menschen zusammenkommt, die zudem dankbar sind, wenn man ihnen helfen kann – wer kann das schon von seinem Beruf sagen? Manfred Stuber ist seit 22 Jahren das Gesicht des Fundamts und hat diesen Glückstreffer gelandet.

Fotografie: Manfred Stuber steht hinter einem Fahrrad.
Im Depot in Haslbach registriert Manfred Stuber die Fundräder. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

11. Mai 2021

Seine direkte Art, Menschenkenntnis, Offenheit und ein ausgeglichenes Wesen – das sind die Eigenschaften, die dem 56-Jährigen dabei helfen, auch in stressigen Situationen nicht die Ruhe zu verlieren. Denn das Telefon steht kaum einmal ein paar Minuten still und andauernd kommen Menschen ins Fundamt am Minoritenweg 4, die auf der Suche nach verlorengegangenen Gegenständen sind oder etwas bringen, das möglicherweise schon schmerzlich vermisst wird.

Fotografie: Lager des Fundamtes
Prall gefüllt mit Fundsachen ist derzeit das Lager des Fundamtes. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Elektronische Registrierung

Manfred Stuber nimmt die Fundsachen entgegen, registriert sie mit Hilfe einer speziellen Software namens „Fundus“, die auch eine Online-Suche nach einem verlorenen Gegenstand ermöglicht. „Natürlich stellen wir im Internet nur die Basis-Daten zur Verfügung. Spezielle Informationen, die nur der Besitzer kennen kann, halten wir zwar ebenfalls fest, aber sie werden nicht veröffentlicht, damit kein Unbefugter Anspruch auf die Fundsachen erheben kann“, erklärt Stuber. Aber natürlich kann man auch einfach anrufen oder selber vorbeischauen.

Vor allem bei verlorenen Schlüsseln ist es sicherlich sinnvoller, persönlich in der Kiste zu wühlen, die auf Stubers Empfangstresen bereitsteht. Rund 850 Schlüsselbunde werden pro Jahr im Fundamt abgegeben, etwa 700 Geldbörsen, mehr als 400 Mobiltelefone und über 250 Regenschirme. Neben Kleidungsstücken, die ihren Besitzern abhandengekommen sind, machen den höchsten Anteil an Fundsachen die Dokumente aus: Fast 1.000 Ausweise, Kreditkarten oder Urkundengehen im Lauf eines Jahres verloren. Nicht immer sind es Privatpersonen, die die gefundenen Gegenstände vorbeibringen. Auch alles, was bei der Polizei landet, was in Bussen, Schwimmbädern oder Schulen vergessen wird, wird ans Fundamt übergeben und dort registriert.

Fotografie: Manfred Stuber schaut in eine Kiste voller Mobiltelefone.Mehr als 400 Mobiltelefone werden jedes Jahr abgegeben. © Bilddokumentation Stadt Regensburg
Fotografie: Manfred Stuber zeigt ein Hackbrett.
Das Hackbrett, das Stuber hier präsentiert, hat bislang noch nicht zu seinem Besitzer zurückgefunden. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Schwarzgeldfund?

Nur rund 50 Prozent der Fundsachen werden abgeholt. Meldet sich der Besitzer binnen eines halben Jahres nicht, dann geht der Gegenstand an den glücklichen Finder. Besonders erfreulich sicherlich in einem Fall, der sich vor einiger Zeit ereignet hat, wie Stuber erzählt. Auf über 11.500 Euro, gestückelt in 23 500er-Scheinen sei ein Jugendlicher zufällig in einem Gebüsch in einer städtischen Grünanlage gestoßen. Sie steckten noch in einem Kuvert einer Schweizer Bank. „Das war schon ein bisschen dubios. Ich glaube, der Besitzer hat sich bewusst nicht gemeldet, weil er vermeiden wollte, dass sich die Polizei für das Geld interessiert“, meint Stuber augenzwinkernd. Der Finder sei jedenfalls überglücklich gewesen, als ihm die Summe ausgehändigt wurde. Und Manfred Stuber freute sich mit. „Das ist schon ein angenehmer Aspekt meiner Arbeit, wenn die Leute zufrieden weggehen.“

Rund 7.500 Fundsachen wandern alljährlich über Stubers Tresen. dabei auch so exotische wie eine lebende Schlange oder eine seltene Gelbwangenschildkröte, die allerdings nicht im Depot des städtischen Fundamts zwischengelagert, sondern in die Reptilienauffangstation in München gebracht wurden. Und nicht alles Verlorengegangene wird offenbar wirklich vom Besitzer vermisst. Bei manchen Gegenständen reibt sich der Betrachter durchaus erstaunt die Augen. Wie kann der Verlust eines rund einen Quadratmeter großes Hackbretts nicht auffallen? Besteht für den Kinderwagen oder den Rollator auf einmal kein Bedarf mehr? Auch bei einer Brille oder einem künstlichen Gebiss müsste man doch eigentlich davon ausgehen, dass ihr Verlust dem Eigentümer irgendwann auffällt.

Fotografie: Kinderwagen und Rollator im FundlagerAuch verlorengegangene Kinderwägen und Rollatoren werden offenbar nicht immer vermisst. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Fundsachenversteigerung

All die Gegenstände, die nicht zu ihren Besitzern binnen eines halben Jahres zurückfinden und von den Findern auch nicht beansprucht werden, werden im Archiv des Fundamts gesammelt und warten auf die Fundsachenversteigerung, eine Spezialität von Manfred Stuber, die hoffentlich wieder veranstaltet wird, wenn es der Infektionsschutz zulässt. Vierteljährlich findet dann im Marinaforum ein Event statt, auf das sich viele Regensburgerinnen und Regensburger seit Jahrzehnten freuen und das wesentlich profitiert von Stubers Begeisterungsfähigkeit. Bei einer Vorbesichtigung kann man sich schon ein bisschen darauf einstimmen, auf welche Gegenstände man bieten und bis zu welcher finanziellen Schmerzgrenze man gehen möchte. Wer es besonders spannend liebt, für den stellt der Auktionator Sammelpakete zusammen, die einer Wundertüte gleichen. Zugute kommt ihm dabei seine Menschenkenntnis, denn: „Man muss das Angebot schon dem Publikum anpassen.“

Wer Glück hat, der kann dabei ein echtes Schnäppchen machen. Besonders beliebt bei den Versteigerungen sind neben Schmuckstücken Fahrräder und Fahrradzubehör. Wer ein bisschen Fachkenntnis mitbringt, kann da für wenig Geld gute Technik ergattern.

150.000 Menschen ist Manfred Stuber begegnet in den 22 Jahren, die er für das Fundamt zuständig ist. Und dabei sind die Kontakte bei den Versteigerungen gar nicht mitgezählt. All diese Begegnungen haben ihn geprägt und meist auch bereichert. Selber in Anspruch nehmen musste er die Dienste des Fundamts übrigens noch nie. „Ich bin ein ordentlicher und strukturierter Mensch“, erklärt er. „Das erleichtert meine Arbeit.“  Auch sein gutes Gedächtnis kommt ihm dabei zupass. „Wenn jemand zur Tür hereinkommt, dann weiß ich oft, dass ich sein Gesicht schon auf einem Ausweis gesehen habe, den jemand in der vorigen Woche abgegeben hat.“

Text: Dagmar Obermeier-Kundel