Wo heute eine Parfümerie zu sehen ist, befand sich jahrzehntelang ein Schuhgeschäft. Über 30 Jahre gehörte es Josef Lilienfeld, der es erfolgreich führte, in der Geschäftswelt große Anerkennung genoss und als gewählter Vertreter in der Industrie- und Handelskammer saß.
Der Einschnitt kam mit der Machtergreifung Hitlers, die rasch das Aus für alle jüdischen Geschäftsleute bedeutete. Auch bei der Regensburger Industrie- und Handelskammer wurden im Zuge der "Gleichschaltung" Neuwahlen einberufen: Man strich Josef Isaak Lilienfeld aus der Kandidatenliste, genauso geschah es in Neumarkt und in Cham. Damit war die Kammer im NS-Jargon erstmals "judenfrei".
Es folgten der reichsweite Boykott jüdischer Geschäfte, die "Nürnberger Gesetze", die "Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben", die "Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens" und die "Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden": Im Nu waren in Regensburg 113 Unternehmen mit jüdischen Eigentümern "entjudet". Den "Arisierern" brachte das großen Gewinn, den Opfern Erniedrigung und Enteignung, oft genug den Tod.
So war es auch bei den Familien Lilienfeld und Herrscher (Erich Herrscher war Geschäftsführer des Schuhladens). Erich Herrscher und seine Frau Alma (geb. Abraham) sowie der junge Paul Lilienfeld wurden am 4. April 1942 nach Piaski abtransportiert. Paul Lilienfeld wurde anschließend dem KZ Lublin Majdanek unter der Häftlingsnummer 7736 zur Zwangsarbeit zugeteilt und verstarb am 22. Juni 1942. Seine Mutter, Ida Lilienfeld (geb. Grünhut), wurde am 23. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt und von dort im Oktober 1944 in das KZ Auschwitz deportiert, wo sie direkt nach der Ankunft ermordet wurde. Ihr Mann Josef starb am 7. September 1942 - zwei Wochen, bevor man auch ihn deportiert hätte.
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