Zu jeder jüdischen Gemeinde gehört ein Tauchbad, Mikwe genannt. Das Becken muss "natürliches, lebendiges Wasser" enthalten und dient zur rituellen Reinigung – von Personen, aber auch von Gegenständen, sofern diese bei der Speisenbereitung Verwendung finden. Frauen suchen die Mikwe nach jeder Monatsblutung auf, vor der Hochzeit sowie nach einer Entbindung. Auch Männer benutzen die Mikwe, nämlich vor ihrer Hochzeit, zur Tilgung ritueller Unreinheit und beim Übertritt zum jüdischen Glauben. Küchengeräte, die als unrein gelten, speziell nach einer Vermischung von Milch und Fleisch, müssen ebenfalls im Wasser der Mikwe untergetaucht und gereinigt werden.
Die Mikwe in der Holzländestraße befindet sich in einem Privathaus, das bis ins Mittelalter zurückgeht. Errichtet wurde sie erst im Jahr 1773. Als Baumaßnahmen den Grundwasserspiegel stark senkten, musste das Tauchbad aus hygienischen Gründen bereits 1837 wieder aufgegeben werden. Die Mikwe wurde verfüllt und in den 1990er-Jahren von der Denkmalpflege ausgegraben.