Navigation und Service

Der Donaupark: Ökologische Nische, sorgsam geplant

Er ist Radlerparadies, Walker- und Joggerparcours, Öko-Nische, ausgezeichnet mit einem ersten Preis und der einzige Park in Regensburg, in dem Angler zu finden sind. Auf 65 Hektar erstreckt sich der Donaupark – mit rund 40 Hektar nach dem Aubachpark der zweitgrößte der Regensburger Parks – im äußeren Stadtwesten.

Fotografie: Luftaufnahme des Donauparks
Der Donaupark ist mit ca. 65 Hektar das größte innerstädtische Naherholungsgebiet Regensburgs. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

25. April 2022

Nicht weit von den kleinen Donau-Badebuchten der Schillerwiesen entfernt, die nach einem Runden Tisch mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes in enger Abstimmung mit der Stadt neu gestaltet und ökologisch aufgewertet worden sind, erzählt der Donaupark von der bewegten Vorgeschichte des Parks.

Bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts waren hier überwiegend Äcker und Wiesen zu finden. Dann errichtete der Regensburger Luftsportverband eine Start- und Landepiste für Flugzeuge, die später – zu Zeiten des Nationalsozialismus – von den nahen Messerschmittwerken als Flugplatz für die in Regensburg gebauten Jagdflugzeuge genutzt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden „beim Messerschmitt“ Kabinenroller gebaut, der Flugplatz wurde überflüssig, und an seiner Stelle wurde im großen Stil Kies abgebaut. So entstand ein vom Grundwasser gespeister Baggersee, an dessen Südufer im Jahr 1972 das Westbad eröffnet wurde, das von einem Zeltdach - ähnlich dem des Münchner Olympiastadions – überspannt war. An diesem beweglichen Dach hatte die Stadt infolge immerwährender technischer Probleme allerdings wenig Freude, aber das ist wieder eine ganze andere Geschichte.

Aus Aushub wird Landschaft

Gewaltige Mengen an Aushub, die beim Bau des Westbads angefallen waren, nutzten die Landschaftsgestalter des Gartenamtes dazu, rund um den Baggersee eine sanfte, naturnahe Hügellandschaft zu schaffen, die nach und nach bepflanzt wurde. So also entstand der Donaupark, dessen Baumbestand in den allermeisten Fällen nicht älter als gut 40 Jahre ist. Das liegt daran, dass im Zuge des Ausbaus der nahen Donau zur Bundeswasserstraße die einst in Ufernähe stehenden alten Bäume abgeholzt worden waren oder durch den Anstau von Grundwasser nicht überleben konnten. Einige Weiden, die beim Donauausbau umgesetzt wurden, säumen heute das Ufer des Baggersees.

Mittlerweile sieht man dem Donaupark seine bewegte Geschichte nicht mehr an: Jogger, Radler, Hundebesitzer, Spaziergänger, Ruhesuchende, Familien mit Kindern und Grillfreunde lieben diesen grünen, von vielen Bäumen bestandenen und dennoch so licht wirkenden Park. Die nahe Donau und das glitzernde Wasser des Baggersees geben diesem großen Stück Grün sein ganz besonderes Flair.

Fotografie: Schild mit Kurzbeschreibung des Donauparks

Bitte nicht füttern!

Die Tierwelt hat den Park schon längst erobert, was allerdings anfangs mit erheblichen Problemen verbunden war. Viele Besucher des Parks dachten offenbar, sie täten den vielen Wasservögeln, die der Baggersee angezogen hatte, etwas Gutes, wenn sie sie ausgiebig füttern. Das sprach sich in der Wasservogelwelt schnell herum: Bis zu 600 Schwäne, 3000 Blesshühner, 2000 Möwen und 1200 Enten bevölkerten gleichzeitig Baggersee und Ufer. Es bedarf keiner ausgeprägten Phantasie, um sich auszumalen, was die großflächig verteilten Verdauungshinterlassenschaften der riesigen Vogelschar anrichteten – vor allem im See. Mit einem Mal waren der Baggersee und seine Uferbereiche, die auch noch zum Teil abbrachen und ins Wasser rutschten, zum Sanierungsfall geworden. Zwischen 1980 und 1985 führte das Gartenamt umfangreiche Maßnahmen durch: Uferzonen wurden abgeflacht, Schilf und andere heimische Wasserpflanzen angesiedelt.

Allerdings wurde ein Großteil der Sanierung wieder zerstört, weil sich – wie es seinerzeit in einer Presseinformation der Stadt hieß – „das Fütterungsverhalten der Bevölkerung nur sehr langsam änderte. Erst durch ein Fütterungsverbot in der Grünanlagensatzung war man in der Lage, gegen die Fütterungswütigen vorzugehen“. Die Androhung von Bußgeld und sachliche Aufklärung führten dazu, dass bis heute das Fütterungsverbot weitgehend eingehalten wird.

Ein erster Preis für den Donaupark

Eine weitere Sanierung der Uferzonen, die 1992 begonnen wurde, war endlich erfolgreich. Bereiche des Ufers wurden nun mit sogenannten Faschinen – Bündeln aus Weidenästen und Kokosfasern – befestigt und mit Kiesauffüllungen abgeflacht. Dort, wo der Kies entnommen worden war, entstand ein weiteres Feuchtbiotop, das heute dicht eingewachsen ist und so wirkt als wäre es natürlich gewachsene Natur. Tausende Wasserpflanzen wurden gesetzt. So entstand eine dicht bewachsene Uferzone, die dem Wasser dazu verhilft, sich selbst zu reinigen. Die letztlich erfolgreiche, naturnahe Sanierung des Baggersees und seiner Ufer wurde noch durch eine Reihe weiterer Maßnahmen ergänzt – von Brutinseln bis hin zu Infotafeln. Diese Anstrengungen der Stadt ehrte das bayerische Umweltministerium im November 1996 mit dem 1. Preis im Landeswettbewerb „Grün und Erholung in Stadt und Gemeinde“.

Schon seit etlichen Jahren zeigt sich der Baggersee als ein ausgewogenes Biotop: Wo sich früher nur wenige Vogelarten in ungeheuren Massen niedergelassen hatten, herrscht heute eine verträgliche, ornithologische Vielfalt. Mit ein wenig Glück sieht man einen Haubentaucher oder eine Waserralle, einen Sumpf- oder einen Schilfrohrsänger. Bachstelzen, Buntspecht, Rotkehlchen, Elstern, Schilfrohrsänger und Meisen haben sich schon lange den Donaupark erobert, nicht zuletzt dank vieler Nistkästen, die in den Bäumen hängen. Auch Fledermäuse sind hier heimisch, und im Frühjahr verrät sich der Kuckuck, der im Donaupark nach Leihbrütern sucht, mit seinem typischen Ruf.

Im nun viel sauberer gewordenen Baggersee finden sich sehr zur Freude von gelegentlichen Anglern – das Fischereirecht hat die Stadt dem Sportfischerclub Donaupark e. V. übertragen - Spiegelkarpfen, Schleien, Rotaugen, Rotfedern, Zander, Hechte und Barsche. Und auch der Biber tummelt sich im Donaupark. Um die Baumrinden vor seinem Appetit zu schützen, hat das Gartenamt zahllose Bäume bis in Kniehöhe mit Maschendraht geschützt: „Das ist ein Riesenaufwand, der wegen der vielen Arbeitszeit ins Geld geht“, befindet Gartenamtsleiter Dietrich Krätschell. „Aber wir haben uns mit dem Biber, der ja geschützt ist, arrangiert. Ich finde, wir haben das ganz gut hingekriegt.“

Im ausgedehnten Baumbestand finden sich, unter anderem, Ahorn, Esche, Linde, Weide, Lärche und Eiche. Und auch ein paar Exoten hat der Donaupark zu bieten: Einige Ginkgos etwa - und auch amerikanische Roteichen, deren Blätter sich im Herbst scharlachrot einfärben. Ein ganz besonderes Schauspiel!

Text: Rolf Thym