Der Alte Kornmarkt – mal Marktplatz, mal Parkplatz

Immer am Samstag herrscht hier – vor Regensburgs ältester Kirche – reges Treiben. Auf dem Wochenmarkt kaufen Regensburgerinnen und Regensburger gerne frisches Obst und Gemüse und freuen sich auf den Ratsch am Rande.

Fotografie: Luftaufnahme des Alten Kornmarktes © Bilddokumentation Stadt Regensburg

12.  November 2025

Die Alte Kapelle gilt als ältestes Gotteshaus in Regensburg. Urkundlich erwähnt ist sie erstmals 875. Ihr heutiges Aussehen im prächtigen Rokokostil erfuhr sie erst im 18. Jahrhundert. Überhaupt sind rund um den 5.500 Quadratmeter großen Platz zahlreiche Kirchen versammelt: Die Kirche Niedermünster, das Karmelitenkloster, wo man heute noch Schnaps kaufen kann, die Alte Kapelle – und der Dom ist in Sichtweite. Doch weit vor den Kirchenleuten lebten hier schon die Römer. Der Platz war Teil ihres Lagers Castra Regina. Archäologische Studien ergaben: Hier dürften Thermen und Bäder gewesen sein.

Römer und Herzoge lebten hier

Fotografie: Blick auf den Alten Kornmarkt © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Später bezogen die Bayerischen Herzöge hier ihr Quartier – der Herzogshof mit seinem beeindruckenden Herzogssaal zeugt noch heute davon. Dieser mittelalterliche Komplex ist besonders prägnant. Zu ihm gehörte auch der Eselsturm auf der anderen Straßenseite. Der Platz war damals Mittelpunkt des herrschaftlichen Lebens in Regensburg. Der Herzogshof zeigt auch, wie lange die Geschichte des Platzes zurückliegt: Sein Bau geht auf das 9. Jahrhundert zurück und ist damit in Teilen sogar älter als das Alte Rathaus. Heute ist nur noch ein Teil des Gebäudes zu sehen, was zudem stark umgestaltet wurde, nachdem 1937 der westliche Teil des Herzogshofs abgerissen wurde.

Fotografie: Historische Aufnahme der Straßenbahn auf dem Alten KornmarktFotografie: Alter Kornmarkt 1940Fotografie: Alte Kapelle am Alten KornmarktFotografie: Wochenmarkt auf dem Alten KornmarktFotografie: Karmelitenkloster am Alten KornmarktFotografie: Bebauung an der Nordseite des Alten KornmarktesFotografie: Niedermünster am Alten Kornmarkt

Der Name „Alter Kornmarkt“ ist wortwörtlich zu nehmen. Vom 15. Jahrhundert bis etwa 1825 wurde der Platz nämlich als Getreidemarkt genutzt. Später wurde die „Kornschranne“ auf den Haidplatz verlegt. In der Zeit erhielt der Platz den Zusatz „Alter“ Kornmarkt.

Fotografie: Alter Kornmarkt 19101910 © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Im 19. Jahrhundert schmückte für eine Weile ein runder Springbrunnen den Platz, bis der 2. Weltkrieg auf dem Platz eine große Löschwasserzisterne erforderte. Im 20. Jahrhundert entstand auch der zentrale Parkplatz. Im nördlichen Teil kann man den Platz mit seinen beeindruckenden Gebäuden in einem der kleinen Cafés genießen, die dort zum Teil schon seit mehr als 100 Jahren existieren, oder im schmalsten Hotel der Stadt einchecken.
Aktuell ist der Alte Kornmarkt Teil eines Umgestaltungsprojekts zur Klimaanpassung mit Bürgerbeteiligung (KlaR) und wird sich in den nächsten Jahren wohl erneut wandeln.

Text: Claudia Biermann

Die Reihe Regensburger Plätze entstand in Kooperation mit Janina Rummel von der Abteilung Welterbekoordination. Weitere spannende Einblicke in das baukulturelle Erbe von Regensburg finden Sie unter www.regensburg.de/welterbe.

Weitere Informationen

Quellen

  • Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. MZ-Buchverlag 2014.
  • Peter Morsbach: Von der Pfalz zum Platz: der Alte Kornmarkt. In: Regensburger Plätze. Geschichte und Funktion städtischer Räume. Regensburger Herbstsymposium für Kunst, Geschichte und Denkmalpflege 2016. Morsbach Verlag, Regensburg 2017.
  • Werner Chroback: Plätze als Orte des urbanen Freizeitverhaltens. In: Regensburger Plätze. Geschichte und Funktion städtischer Räume. Regensburger Herbstsymposium für Kunst, Geschichte und Denkmalpflege 2016. Morsbach Verlag, Regensburg 2017.

Mehr zum Stadtteil

Fotografie: Dächerblick über die Innenstadt

Interesse am kostenlosen Newsletter?

Logo 507