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Der Dörnbergpark – ein englischer Landschaftsgarten im Wandel

Der Dörnbergpark bietet alles, was den klassischen englischen Landschaftspark auszeichnet: Sanft geschwungene Wege, weite Rasenflächen, Baumgruppen mit knorrigen Kastanien oder majestätischen Buchen.

Der Dörnbergpark – ein englischer Landschaftsgarten im Wandel

15. Februar 2019

Sanft geschwungene Wege, die immer neue Blickachsen eröffnen, weite Rasenflächen, wie zufällig entstandene Baumgruppen mit knorrigen Kastanien oder majestätischen Buchen, in die Natur eingebettete Kulissenbauten, die die nötige Dramatik liefern: Der Dörnbergpark bietet alles, was den klassischen englischen Landschaftspark auszeichnet. Er steht damit in der Tradition von legendären Parks wie Kew Gardens oder Blenheim Park in Großbritannien bzw. Sanssouci oder der Pfaueninsel in Berlin-Brandenburg, Gartenkunstwerken von zeitloser Schönheit, die so berühmte Landschaftsarchitekten wie Capability Brown oder Peter Joseph Lenné, geschaffen haben.

Dass im Dörnbergpark die Handschrift Lennés ablesbar ist, sollte niemanden verwundern. Schließlich war sein Schöpfer, der königlich bayerische Oberhofgärtner und Gartenarchitekt Carl von Effner, ein Schüler Lennés. Beauftragt worden war Effner von Ernst Friedrich Freiherr von Dörnberg, Schwager von Fürst Maximilian Karl von Thurn und Taxis und Chef der fürstlichen Gesamtverwaltung. Er hatte die nach Plänen des portugiesischen Architekten Emanuel Joseph von Herigoyen errichtete Villa Suburbana, samt umgebendem Garten 1832 erworben und zum süd-westlichen Rand der Altstadt gelegene Grundstück auf insgesamt acht Hektar und machte sich auf die Suche nach einem Landschaftsplaner, der ihm einen Park nach englischem Vorbild anlegen sollte. Inspiriert war er möglicherweise von den Reisen seines Sohnes Ernst durch die Gartenlandschaften Großbritanniens und Irlands.

Das heutige Rosarium im Dörnbergpark
Das heutige Rosarium im Dörnbergpark © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Große Wirkung auf kleiner Fläche

Nach den Plänen Effners realisierte schließlich in den Jahren 1864 bis 1867 Hofgärtner Leonhard Kaiser entlang der Kumpfmühler- und der Augustenstraße einen großzügigen Park mit weiten Rasenflächen, sanft modellierter Geländestruktur und üppigen Baumgruppen und erzielte so mit geschickter Hand auf relativ kleiner Fläche eine größtmögliche Raumwirkung. In der Folgezeit ließ Dörnberg am Westrand des Parks ein Schweizer Landhaus mit Laubengängen und Rosenbeeten – das heutige Rosarium – anlegen sowie Pferdestallungen, Wagenremisen und ein Gesellschaftshaus mit beidseitigen Pergolen am Nordrand des Parks.

Nach seinem Tod im Jahr 1878 erbte sein Sohn Ernst den gesamten Besitz und das nicht unbeträchtliche Vermögen. Von eher ungeselliger Natur widmete er sich wohl in erster Linie der Gartenpflege. Weil er zeit seines Lebens unverheiratet und kinderlos blieb, verfügte er, dass seine gesamte Hinterlassenschaft nach seinem Tod in die „Gräflich von Dörnberg‘sche Waisenfond-Stiftung“ einfließen und bedürftigen Kindern zugutekommen sollte.

Diese Stiftung ist auch heute noch die Besitzerin des Parks und der Liegenschaften. 1956 schloss sie mit der Stadt Regensburg einen Obhutsvertrag, in dem der Stadt der Unterhalt und die Pflege des Parks übertragen sind. Im Gegenzug stimmte die Stiftung einer – allerdings testamentswidrigen – dauerhaften Öffnung für die gesamte Bevölkerung zu und kam damit einer seit dem Ersten Weltkrieg bestehenden Forderung nach.

Vieles hat sich im Lauf der Jahre und Jahrzehnte gewandelt. So entstanden ein Tierfreigehege und eine Minigolfanlage und verschwanden wieder, das Rondell des Rosariums wurde umgestaltet, das Schweizerhaus erfuhr mehrere An- und Umbauten. Und dennoch ist der Dörnbergpark das Gesamtkunstwerk geblieben, als das er im 19. Jahrhundert geplant worden war: Eine Grünanlage mit der Illusion von Weitläufigkeit, die eine natürlich anmutende Landschaft meisterlich inszeniert.

Raumstrukturen und Blickachsen

Gerade die Kombination aus großzügigen Rasenflächen und über 150 Jahre alten mächtigen Baumgruppen, deren Äste teils bis zum Boden hängen, stellt eine Kammerung dar, die immer wieder überraschende Blickachsen freigibt und dadurch räumliche Weite erzeugt. Die geschwungenen kurvenreichen Wege, die durch die Gehölzstrukturen führen, sind dabei die stummen Führer, die oft ungeahnte Perspektiven eröffnen. Diese Raumstrukturen zu erhalten, ist eines der wichtigsten Anliegen der Parkpflege.

Die Gehölzgruppen, die die Kreuzungsbereiche der Wege einfassen, haben nicht nur eine Kulissenfunktion. Wer die Augen schließt, kann dem Rascheln der Blätter im Wind lauschen und im Herbst den modrig-bitteren Geruch des welkenden Laubs einatmen. In der Sommerhitze werden dort das Spiel von Licht und Schatten sowie die kühlende Wirkung des Blätterdachs erfahrbar und im Frühjahr erfreut ein leuchtender Teppich von violetten Leberblümchen, weißen Buschwindröschen, rötlichem Lerchensporn oder gelben Winterlingen das Auge. Auch die mächtige Blutbuche am Nordrand des Parks ist bewusst als Stilmittel eingesetzt. Mit ihrem dunkelroten Blätterkleid steht sie genau am Ende einer Blickachse – dramatisch und stolz.

Floraler Schmuck hingegen wird im Park sparsam eingesetzt. Er ist immer an die Gebäude gebunden, wie beispielsweise die Beet- und Kletterrosen, die das ehemalige Schweizerhaus umgeben und durch ein transparentes Klettergerüst vom restlichen Park getrennt bleiben. Die Akzentsetzung bleibt so den mächtigen Baumkronen, den bizarr geschwungenen Stämmen, die oft an Skulpturen erinnern, und den sanften Wiesenflächen vorbehalten.

Wer ganz in der Frühe kommt, der kann beobachten, wie sich Kaninchen und Feldhasen im Park tummeln. Nach Einbruch der Dämmerung schwirren die Fledermäuse geräuschlos zwischen den Bäumen umher und wer sich dann noch ein bisschen Zeit nimmt, der wird ab und an auch dem Rufen der Käuze lauschen können, die in Baumhöhlen nisten.

Der Pilzbefall an den Bäumen machte die 14-monatige Sperrung des Parkes notwendig.
Der Pilzbefall an den Bäumen machte die 14-monatige Sperrung des Parkes notwendig. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Ein Pilz greift die Baumriesen an

Über 1 000 Bäume hat das Gartenamt im Park registriert, jüngeres Unterholz und Buschwerk nicht mitgerechnet. Doch der Dörnbergpark wird sein Gesicht in den kommenden Jahrzehnten verändern. Grund dafür ist ein kleiner Pilz, der die alten Baumriesen nach und nach zerstört. Er trägt den schwierig auszusprechenden Namen Phytophthora, was auf Griechisch „der Pflanzenzerstörende“ heißt, und stammt ursprünglich aus Asien. Ein Großteil der Laubbäume in ganz Zentraleuropa ist von dem Pilz befallen. Bis zu einem Alter von etwa 50 Jahren können die Bäume, den Schaden, den er anrichtet, noch einigermaßen ausgleichen. In Wäldern, in denen die Bäume meist gefällt werden, bevor der Pilz sichtbar zuschlägt, macht sich dies nicht in dem Maße bemerkbar. In Parkanlagen allerdings, und vor allem dort, wo die Bäume in engen Gruppen gepflanzt sind, hat dies verheerende  Auswirkungen. Die Bäume faulen von der Wurzel her und werden in den Kronen kahl. Die betroffenen Bäume sind in der Folge anfällig für den Befall durch andere Holz zersetzende Pilze.

Weil Gefahr durch möglicherweise herabfallende Äste für Spaziergänger im Dörnbergpark bestand, musste der Park im Dezember 2017 für 14 Monate gesperrt werden. Zahlreiche Bäume konnten in dieser Zeit durch mühevolle und behutsame Baumpflegemaßnahmen gesichert und so beschnitten werden, dass keine Gefahr mehr für die Parknutzerinnen und -nutzer besteht. Die Veränderung des Parks fiel daher geringer aus als anfangs befürchtet:  Lediglich vier Baumriesen konnten nicht gerettet werden und mussten fallen. Mit Neupflanzungen soll der Park für kommende Generationen erhalten werden. Junge Bäume werden zunächst durch Zäune abgesperrt, um ihnen ein ungestörtes Wachstum zu ermöglichen. So soll erreicht werden, dass die Schösslinge, die bereits optimal an die Bodenverhältnisse angepasst sind, die absterbenden Baumriesen nach und nach ersetzen können und der Dörnbergpark aufgrund diese Strategie auch in Zukunft eine der prachtvollsten Grünanlagen in Regensburg bleiben kann.

Text: Dagmar Obermeier-Kundel