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Kein Top-Standort für Surferwelle in Regensburg

Die Machbarkeitsstudie „Surfbare Flusswelle Regensburg“ liegt vor und liefert wertvolle Grundlagen für die weitere politische Entscheidungsfindung. Allerdings dämpft sie die Aussichten auf eine Verwirklichung des Projekts.

Drohnenbild Donauarme

16. Februar 2023

Untersucht wurden sieben Standorte auf der Donau und am Regen. Keiner davon ist uneingeschränkt geeignet und keiner bietet die Möglichkeit einer einfachen und schnellen Realisierung eines solchen Projekt.
Bürgermeisterin Dr. Astrid Freudenstein lobte bei der Präsentation die Qualität der Untersuchung. „Seit fast zehn Jahren diskutieren wir in Regensburg über eine Fluss-Welle für Surfer. Jetzt haben wir zum ersten Mal belastbare Fakten. Eine Fluss-Welle wäre für junge Leute, für Sportler und Schaulustige eine Attraktion, eine Bereicherung für Regensburg. Die Studie zeigt aber auch, dass eine Welle auf der Donau kompliziert und technisch nur höchst anspruchsvoll zu realisieren wäre. Wir müssen jetzt in Ruhe überlegen, was wir an Zeit und Geld investieren können und wollen“, so Astrid Freudenstein.

Bei der Online-Jugendbefragung der Stadt Regensburg im Frühjahr 2021 war der Wunsch nach einer Surfwelle im Fluss häufig genannt worden. Seit 2019 gibt es zudem eine Initiative „Welle Regensburg“, die sich für die Verwirklichung einer surfbaren Flusswelle einsetzt und vor kurzem einen eingetragenen Verein zu diesem Zweck gründete. In seiner Sitzung im April 2022 hat der Jugendbeirat der Stadt Regensburg die Durchführung einer professionellen Machbarkeitsstudie beantragt, die verschiedene Standorte für eine stehende Flusswelle evaluieren sollte. Daraufhin beauftragte das Amt für Sport und Freizeit im Herbst 2022 eine Machbarkeitsstudie bei der Hochschule München. Die Kosten dafür beliefen sich auf 5.000 Euro.

Fotografie: Badende an Steinerner Brücke

Untersuchung von sieben Standorten

Prof. Dr.-Ing. Robert Meier-Staude von der Fakultät für Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule München untersuchte sieben Standorte, davon sechs auf der Donau in der Stadt Regensburg sowie einer auf dem Regen im Landkreis Regensburg:

1. Pfaffensteiner Wehr an der Sportbootsschleuse (Südseite)
2. Wehrbrücke Pfaffensteiner Wehr (Nordarm)
3. Nordarm der Donau kurz vor dem Renaturierungsabschnitt
4. Sorat Hotel/Brandner Kanal
5. Unter der Steinernen Brücke im Nordarm
6. Mühlenarm in der Donau nach der Steinernen Brücke
7. Pielmühler Wehr (Zeitlarn/Lappersdorf)

Die Hochschule unterzog die Standorte einer Überprüfung nach einem umfangreichen Kriterienkatalog. Harte Kriterien sind dabei die natürlichen Gegebenheiten, also ob eine Welle aufgrund der vorhandenen Breite des Flusses, des Durch- und Abflusses, der Wasserdruckhöhe und der Steigung überhaupt möglich ist. Weitere Kriterien sind die Sicherheit der Surfer, die Belange des Natur- und Tierschutzes, von Anwohnern und anderen Nutzern der Gewässer, von Grundstückseigentümern sowie der Fischerei und von Kraftwerksbetreibern. Auch Aufwand und Kosten für Genehmigung, Montage und Wartung wurden bedacht.
Für jeden Standort wurde dem Aufwand ein Nutzwert gegenübergestellt. Nach dieser Nutzwertanalyse kristallisierten sich zwei Favoriten heraus, die detaillierter untersucht wurden: Eine „Schwimmende Plattform am Donau-Nordarm“ und das „Pielmühler Wehr“. Mittels einer noch näher zu untersuchenden Pumpenlösung, die letztlich mit einem dauerhaft hohen energetischen Aufwand verbunden wäre, könnte man auch die Standorte am Brandner Kanal/Sorat Hotel sowie im angedachten Yachthafen in Weichs in weitere Überlegungen einbeziehen.
Für die Realisierung einer „Schwimmenden Plattform am Donau-Nordarm“ wären umfangreiche Genehmigungen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes sowie der Naturschutzbehörden notwendig. Ein solches „Plattform-Konzept“, das von der Unit GmbH mit Unterstützung der Hochschule München entwickelt worden ist und in Langenfeld bei Köln im Auftrag eines privaten Betreibers auf einem See bereits einmal realisiert wurde, sieht vor, dass Wasser durch mehrere Pumpen etwa einen Meter hochgepumpt wird und dann über eine Rampe fließt, welche die Welle formt. Man surft hier also innerhalb der Plattform. Pumpen wären am Nordarm der Donau in Regensburg wegen des natürlichen Gefälles nicht notwendig. Letztlich ist dafür aber die Zustimmung des Kraftwerksbetreibers Uniper ganz zentral, da durch eine Entnahme von Wasser aus dem Oberlauf dem Fluss Energie entzogen würde, die dem Kraftwerk am Ende fehlt.

Eine Welle am Pielmühler Wehr wäre mit geringerem Aufwand verbunden, allerdings befindet sich dort derzeit ein Kraftwerk im Genehmigungsverfahren. Sollte dieses Kraftwerk verwirklicht werden, wäre auch dieser Standort ausgeschieden. Es gibt für die Nachbargemeinden Lappersdorf und Zeitlarn wegen des schwebenden Genehmigungsverfahrens also keinerlei Anlass, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Von der Gemeinde Lappersdorf wurde ohnehin bereits Ablehnung signalisiert.

Realisierung für Regensburg fraglich

Bürgermeisterin Dr. Astrid Freudenstein sieht die Ergebnisse als gute Grundlage für weitere Überlegungen, bleibt aber realistisch. „Letztlich muss man sagen, dass die Rahmenbedingungen ein solches Projekt in Regensburg zum jetzigen Zeitpunkt wohl nicht hergeben. München und Nürnberg haben ihre Surfer-Wellen auf kleineren Flüssen verwirklicht, auf dem Eisbach, der Floßlände und auf der Pegnitz. Die Donau ist damit in vielerlei Hinsicht nicht vergleichbar“, so Freudenstein. Das Flusswellenreiten wird seit gut 50 Jahren praktiziert, in Bayern nahm der Trend in München seinen Anfang. Die Eisbachwelle ist seit Jahrzehnten bekannt und beliebt. Inzwischen verfügt auch Nürnberg über eine Flusswelle auf der Pegnitz. In Augsburg gibt es bereits eine Genehmigung für eine Surferwelle auf dem Senkelbach sowie einen eingetragenen Verein. In Passau beauftragte der Stadtrat bereits vor zehn Jahren Untersuchungen, verwirklicht wurde dort bis dato keine Welle.

Zuletzt hatte im vergangenen Jahr das Donau-Einkaufszentrum auf seinem Gelände eine künstliche Surfer-Welle nach Regensburg gebracht. Die „CityWave“ eines Münchner Unternehmens wird auch im Sommer 2023 in Regensburg bleiben. Inwiefern ein solches Freizeitangebot an diesem oder an einem anderen Standort zur dauerhaften Einrichtung werden kann, ist noch unklar.