Vorwort des Planungs- und Baureferenten
So wie jede Stadt entwickelt sich auch Regensburg in gewissem Umfang durch die Aktivitäten aller Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Institutionen, Vereine usw. "von selbst" - auch ohne städtische Planung. Ob dabei dann auch bestimmte "Zielrichtungen" erkennbar sind und die erzielten Zwischenergebnisse auf den Konsens der Bürgerschaft stoßen, ihren Bedürfnissen entsprechen, die Folgen sozial, politisch, ökologisch oder wirtschaftlich erträglich sind, ist ohne systematisches Vorgehen und Planung längerfristig eher unwahrscheinlich.
Stadtentwicklungsplanung ist ein ständiger Prozess des gleichzeitigen (!) Planens, Umsetzens, Folgen-Erkennens, Schlussfolgerung-Ziehens. Sie hat keinen klar definierbaren Anfang und kein Ende, sondern findet “immer” statt. Die stabile und zugleich empfindliche Struktur und Erscheinung unserer Altstadt z.B. verdeutlicht: Stadtentwicklung hat auch eine starke zeitliche Komponente, die bei der Betrachtung des Vergangenen und dem Suchen nach neuen Leitbildern zu beachten ist.
Das klingt einfach, ist aber folgenreich: Denn so wie für jeden Plan, so gilt auch für einen Stadtentwicklungsplan, für Leitbilder und Leitziele: Sie sind zum Teil vergänglich, veränderlich und bedürfen immer wieder der Aktualisierung.
Hierfür ist eine Art Zwischenbilanz erforderlich, die den gegenwärtigen Entwicklungsstand, die Probleme und die Chancen für die einzelnen Planungsbereiche skizziert. Die neu gefundenen Leitziele bilden zusammen das neue Leitbild.
Leitbilder der Stadtentwicklung dokumentieren - gleich einer "Sozialfotographie" - den bei seiner Beratung und Beschlussfassung herrschenden Konsens einer Stadtgesellschaft, bestimmte Ziele gemeinsam verfolgen zu wollen. Daher ist - scheinbar paradoxerweise - nicht nur der "Plan" das eigentlich Wichtige, sondern vor allem auch der Prozess seines Entstehens, der ständige Interessenausgleich vorher und die Überzeugung danach, an diesen Zielen für längere Zeit festzuhalten, sie umzusetzen und auch zu verteidigen.
Auch dies ist Ausdruck der starken Handlungsorientierung des neuen Stadtentwicklungsplanes. “Leitprojekte” sind dabei die “sichtbaren Zeichen” von Strategien; sie vermitteln den spürbaren Eindruck, “dass sich etwas Wichtiges tut”.
Leitprojekte sind Einzelvorhaben, die als Steuerungsinstrument dienen. Leitprojekte müssen daher eine gewisse Initialzündung oder Anschubwirkung haben, d. h. etwas in Gang bringen. Mit ihrer Hilfe soll die Stadtentwicklung zielorientiert gesteuert werden.
Im Spannungsfeld zwischen den Zielen und den “Leitprojekten” hat der neue Stadtentwicklungsplan folgende Aufgaben:
- Kritische Bewertung des Erreichten;
- Identifikation neuer Entwicklungspotentiale;
- Bevorzugung derjenigen Entwicklungsvarianten, die verschiedenen Entwicklungsleitbildern dienen können;
- Orientierung an lokalen, regionalen und globalen Erfordernissen einer nachhaltigen ökologischen Entwicklung;
- Beachtung des Faktors “Zeit” als strategisches Element.
Stadtentwicklungsplanung soll keinen “endgültigen Zustand von Regensburg” beschreiben, sondern Orientierungen für ca. ein bis zwei Jahrzehnte geben - nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Rudolf Saule
Leiter Planungs- und Baureferat 2005