Donnerstag
Der Donnerstag begann mit einem Vortrag zum Anwendungsfall „Digitaler Stadt-Zwilling als Planungstool (u. a. Modellierung, Gebäudeinformation, Messungen)“ von Marcel Chaouali, der im Fachbereich Planen und Stadtentwicklung bei der Stadt Hannover tätig ist. Per Live-Demonstration zeigte auch er die unterschiedlichen Funktionen des Zwillings und erklärte mit Bezug auf die Datenbasis, dass sämtliche Geodaten der Stadt in eigener Hand liegen. Eine weitere Funktion des Hannover-Zwillings ist, Zukunftsprognosen und Vergangenheitssimulationen mithilfe des Zwillings darzustellen. Diese Informationen können optisch nebeneinander abgebildet werden und lassen den Nutzer beispielsweise den Stand des zerbombten Hannover nach dem Zweiten Weltkrieg erfahrbar machen. Die Datenbasis hierfür sind historische Luftbildaufnahmen. Zudem beschrieb Chaouali die Integration eines Baum- und eines 3D-Solarkatasters. Der Zwilling ermöglicht darüber hinaus die Erfassung von sämtlichem Stadtmobiliar, die Analyse von Gründächern sowie die Beantwortung von Anfragen zu Gebäudeteilflächen. Als abschließendes Highlight präsentierte Chaouli eine Anwendung, bei der die Daten des Zwillings in einer Gameengine eingelesen wurden, die eine Beleuchtungssimulation von Hannover bei Nacht ermöglicht.
Im zweiten Vortrag des Tages stellte Markus Müller, Leiter der Abteilung Geoinformation und Kartografie bei der Stadt Stuttgart, den Anwendungsfall „Luftreinhaltung (Mobilität & Umwelt)“ vor. Die Stadt hat sich dazu eine Geodatenbasis mit 100 Fachanwendungen aufgebaut, wobei das übergeordnete Ziel der Aufbau einer urbanen Geodatenplattform ist. Müller präzisierte weiter, dass Stuttgart nicht „den einen Zwilling“ entwickelt, sondern an unterschiedlichen Zwillingen arbeitet. Ein Zwilling richtet sich an die organisatorische und technische Vernetzung, ein anderer erfasst Schilder, Schäden, Verkehr oder Parkleitsysteme und richtet sich damit an das Thema „Straßen und Verkehr“. Im Bereich Verkehr sollen zudem durch die Aufnahme von Straßenpanoramabildern, Verkehrszeichen, Fahrbahnmarkierungen u. Ä. erfasst werden. Die Aufnahme soll teilweise mittels automatischer Objekterkennung geschehen. Müller betonte außerdem den Anspruch der Stadt zum Aufbau einer Simulationskomponente, die transparent, intuitiv und interaktiv gestaltet werden soll. Auf dem Weg zur Smart City Stuttgart sind zusätzliche Einsatzbereiche geplant: Neben Mobilität, Bürgerbeteiligung und Verkehrsflussoptimierung soll beispielsweise auch ein Zwilling für den Immobilienmarkt aufgebaut werden. Abschließend formulierte Müller den Anspruch, weitere urbane digitale Zwillinge entwickeln und fördern zu wollen.