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Inklusives Welterbe

Projekt

Mit dem Projekt inklusives Welterbe sollen historische Sehenswürdigkeiten und Angebote im UNESCO-Welterbe inklusiv, barrierefrei und niederschwellig erlebbar für alle werden. Eine digitale Anwendung soll Orte und Angebote im Welterbe durch eine breite Informationsbasis zugänglicher machen und auch die Wege zwischen diesen Orten durch eine barrierefreie Routennavigation erleichtern. Diese digitale Komponente wird durch eine barrierefreie Beschilderung im Welterbe-Bereich zu einem hybriden Informationssystem erweitert. Das Projekt ist somit ein großer Schritt hin zu einer inklusiven Kommune und leistet einen wichtigen Beitrag zu den Stadtentwicklungszielen sowie zur Umsetzung des „Fokusaktionsplan Inklusion“.

Das Projekt baut auf den Erkenntnissen des Vorprojekts Virtuelles Welterbe auf und ergänzt das Projekt um weitere Komponenten. Im Rahmen des Konzeptionsprojektes in Phase A wurden Ausgangssituation und Zielstellung des Projektes (WHY), Herangehensweise und Rahmenbedingungen (HOW) sowie die Beschreibung verschiedener Lösungsansätze (WHAT) der technischen Lösung und möglicher Betriebskonzepte erarbeitet. Die Entwicklung eines technischen Klick-Prototyps ermöglichte dabei eine realitätsnahe Erprobung der Lösung für die Zielgruppe durch die Visualisierung und Verdeutlichung der Interaktionsmöglichkeiten.

Herausforderung

Regensburg blickt auf eine über 2.000-jährige Historie zurück und gilt heute deutschlandweit als die am besten erhaltene mittelalterliche Großstadt. Als UNESCO-Welterbestadt beheimatet sie die sogenannten documente, zu denen das Niedermünster, das document Neupfarrplatz, die Schnupftabakfabrik, das Keplerhaus, die Legionslagermauer, die Porta Praetoria sowie der Reichstag im Alten Rathaus zählen. Diese historischen Stätten sind leider fast ausschließlich nicht barrierefrei erreichbar und durch den Denkmalschutz baulich unabänderlich.

Laut neuester Statistik leben rund 23 900 Menschen mit einer Behinderung in Regensburg, jeder zehnte Regensburger ist sogar schwerbehindert. Regensburg möchte eine Vielzahl der Hindernisse für diese Menschen abbauen und die Stadt auch für die Vielzahl an Gästen mit den unterschiedlichsten Einschränkungen lebenswerter und barrierefreier gestalten. Es gilt, ganz im Sinne von Artikel 1 der UN-Behindertenrechtskonvention, die gleichberechtigten Teilhabemöglichkeiten aller Menschen mit Behinderung in der Stadt Regensburg zu verbessern und das gesellschaftliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern. Um die Stadt inklusiver und barrierefreier zu gestalten, ist eine Vielfalt an Maßnahmen nötig, da die Beeinträchtigungen der betroffenen Personen sehr unterschiedlich sind und beispielsweise gehbeeinträchtigte Menschen andere Bedürfnisse haben als Sehbehinderte oder Menschen mit einer geistigen oder psychischen Einschränkung. Dabei geht es also nicht nur um physische Barrieren wie Stufen, sondern auch um Einschränkungen in Sprache, Informationsmaterial und vielem mehr.

Lösung

Digitale Lösungen bieten dabei weitreichende Möglichkeiten, die Stadt für alle zugänglicher und erlebbarer zu gestalten. Digital bereitgestellte Informationen sind zu jeder Zeit und an jedem Ort zugänglich, leichter zu aktualisieren, zu verbreiten und durch leichte Sprache, Fremdsprachen oder deskriptive Sprachausgaben an die Bedarfe der Nutzenden anzupassen.

Eine digitale Anwendung soll deshalb die Welterbestätten, Kulturorte und –angebote durch eine Kombination aus Bild- und Videomaterial, Sprachausgaben und anderen barrierefreien nutzerfreundlichen Formen virtuell darstellen und erlebbar machen und weitere hilfreiche Informationen (Beschreibungen zu Barrieren und Angeboten, Kontaktdaten und Öffnungszeiten, Gebäude-/Raumpläne) anbieten, angelehnt an den seit 1999 existierenden analogen Ratgeber Barrierfrei durch Regensburg. Basierend auf einer Kategorisierung der unterschiedlichen Pflasterarten soll eine digitale Routingfunktion einen möglichst barrierearmen Weg zwischen den verschiedenen Orten ermöglichen. Eine barrierefreie physische Beschilderung, die die zahlreichen verschiedenen Schilder und Informationstafeln im Welterbe-Bereich vereinheitlichen und niedrigschwelliger gestalten soll, ergänzt das Routing zu einem hybriden Leitsystem.

Vorgehen

Zur Umsetzung des hybriden Informationssystems müssen zunächst alle Inhalte (unter anderem barrierefreie Orte und Stellplätze, Beschreibungen zu Barrieren und Angeboten, Kontaktdaten und Öffnungszeiten, Bilder und Gebäude-/Raumpläne, Pflasterplan) aus dem analogen Ratgeber „Barrierefrei durch Regensburg“ als offene, digitale und barrierefreie Datengrundlage umgesetzt werden. Diese (städtische) Datengrundlage muss um alle Welterbe-relevanten Informationen zu Denkmälern und Kultureinrichtungen durch die Erschließung unterschiedlicher externer Datenquellen der verschiedenen Webseiten und analogen Broschüren erweitert werden. Diese enthalten eine Vielzahl an touristischen und standortspezifischen Informationen zu den Welterbestätten (z.B. Beschreibungen, Erklärungstexte und -graphiken, Bilder und Videos, Informationen zu Öffnungszeiten, Führungen und barrierefreien Angeboten, Erläuterungen zu Barrieren), die in unterschiedlichen Strukturen, Qualität und Aktualität vorliegen und die Basis für die Entwicklung der digitalen Anwendung sind.

All diese Informationen aus den verschiedenen Datenquellen und sollen auf einer zentralen Urbanen Datenplattform zusammengeführt und aufbereitet werden, die gekoppelt mit der städtischen Geodateninfrastruktur als Grundlage für die offene Bereitstellung der Daten dienen. So sollen insbesondere Synergien hinsichtlich einer gemeinsamen Datenbasis genutzt und Aufwände hinsichtlich der Datenpflege und - bereitstellung gebündelt und abgebaut werden. Aus dieser Datengrundlage soll sich schließlich die digitale Anwendung speisen, die parallel dazu als modulare und interoperable Open-Source-Anwendung entwickelt wird und auf den Ergebnissen des mit diversen Zielgruppen ko-kreativ entwickelten Prototypen (Phase-A-Maßnahme Virtuelles Welterbe) basiert.

Zur Ergänzung des digitalen Lösungsansatzes der Anwendung wird schließlich ein hybrides Leitsystem entwickelt. Dafür werden Pflasterarten und –beschaffenheiten im Welterbebereich katalogisiert und kategorisiert, damit die Nutzenden im digitalen Routing geleitet zwischen den vielfältigen Angeboten im Gebiet der historischen Altstadt bedarfsorientiert den für sie geeignetsten Weg auswählen können. Parallel dazu wird bereits ein Konzept für eine barrierefreie physische Beschilderung entwickelt, das den aktuellen Bestand der unterschiedlichen Schilder und Informationstafeln analysiert und in einem barrierefreien Design vereinheitlicht. Das hybride System soll dabei niederschwellig nutzbar für alle Menschen unter Berücksichtigung der Beeinträchtigungen aller Art sowie Grundlage für weitere Anwendungsfälle sein und sich gleichzeitig unter Welterbe-spezifischen gestalterischen Vorgaben gut in die historische Umgebung einfügen.