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Der Königswiesener Park: Grüne Lunge im Südwesten

Wer sich nach opulenter Blütenpracht sehnt, der ist hier fehl am Platz. Denn die Erholungsoase im Stadtsüden punktet in erster Linie mit üppigem Grün und geheimnisvollen Lichtungen. Majestätische Baumriesen in ganz unterschiedlichen Wuchsformen dominieren die malerische Kulisse. Vor allem an heißen Sommertagen bietet sie eine kühle und schattige Rückzugsmöglichkeit.

Fotografie: Weg durch den Königswiesener Park

29. November 2023

Weil der Park ohne vordergründige Sensationen auskommt, erschließt sich manchem Besucher die Anziehungskraft erst auf den zweiten Blick. Wer aber bereit ist, sich auf den ganz speziellen Reiz einzulassen, den wird das bizarre Geflecht an Stämmen mit unterschiedlicher Rindenstruktur und Wuchsrichtung, aber auch die unzähligen Grüntöne der Baumkronen schnell in ihren Bann ziehen. Vom Herbst ganz zu schweigen, wenn sich die Blätter langsam verfärben und der Park für kurze Zeit in satten Rot- und Gelbtönen erstrahlt.

Fünf Hektar umfasst die gesamte Anlage, die man mit Fug und Recht als die „grüne Lunge“ von Königswiesen bezeichnen könnte, wird hier doch eine Menge Sauerstoff produziert, was gerade in Zeiten einer globalen Klimaerwärmung eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für das Leben in einer Großstadt habe. Verantwortlich dafür sind die unzähligen Baumriesen, viele davon bereits über hundert Jahre alt. Sie stammen noch aus der Entstehungszeit des Parks um das Jahr 1895 herum.

Repro: Gut Königswiesen
So sah das Gut Königswiesen früher aus: Links der Park mit dem noch erhaltenen Gärtnerhaus. © Repro: Museen der Stadt Regensburg

Ehemaliger Gutshof

Er war Bestandteil des einstigen Gutshofes und Herrensitzes Königswiesen, dessen Name darauf hinweist, dass im frühen Mittelalter die Königswiesener Fluren zunächst an die Baiernherzöge gefallen waren und später an das fränkische Königshaus übergingen. 1224 kam Königswiesen schließlich zum Kloster Prüfening und zur selben Zeit sollen auch die Regensburger Hafner und Töpfer das Recht erhalten haben, auf dem Grund des Gutes nach Ton zu graben. An diese Tongrube, die bereits im 18. Jahrhundert abgebaut war, erinnert noch der Straßenname Hafnersteig, der in die Erzbischof-Buchberger-Allee mündet. Im Jahr 1663 erwarb die Stadt Regensburg Gutshof und Grundbesitz von Königswiesen, was sich nicht ganz einfach gestaltete, da mit dem Erwerb eine Erweiterung des reichsstädtischen Burgfriedens verbunden war, zu der der bairische Kurfürst erst seine Einwilligung erteilen musste.

Fotografie: Gruftkapelle im Königswiesener Park
Die neuromanische Gruftkapelle ließ die Familie Boutteville im 19. Jahrhundert erbauen. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Gruftkapelle

Im 19. Jahrhundert gelangte das Gut in den Besitz der Familie Boutteville, die im Park eine Gruftkapelle im neuromanischen Stil errichten und dort ihre Verstorbenen bestatten ließ. Noch heute erinnert ein Grabstein an Rudolph Graf von Jenison-Walworth, einen der Nachkommen dieser Familie.

Das sogenannte Parkhaus, später auch als Restauration bezeichnet, in dem einst rauschende Feste gefeiert wurden, diente während der NS-Zeit als Kreisschulungsburg der NSDAP. Außerdem befand sich oberhalb des Parks während des Zweiten Weltkrieges eine Flak-Stellung. Vielleicht deshalb war das Gelände Ziel diverser Bombenabwürfe. Park und Gebäude erlitten dabei schwere Schäden. Aber erst in den 1950er Jahren wurden die unzähligen Bombentrichter wieder aufgefüllt und der mittlerweile verwilderte Park neugestaltet. Die Ruinen des ehemaligen Herrensitzes fielen schließlich Ende der 1960er Jahre städtischen Infrastrukturmaßnahmen zum Opfer.

Fotografie: Schwarz-Weiß-Bild des sog. Parkhauses im Königswiesener Park
Das sogenannte Parkhaus befand sich am Süd-Ost-Rand des heutigen Parks. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Zwei weitere steinerne Zeitzeugen, die an die herrschaftliche Ära des Gutes erinnern, haben die Kriegswirren überstanden. Noch viele Jahrzehnte überlebte das ehemalige Gärtnerhaus im nördlichen Bereich des Parks. Allerdings war es bereits so vom Verfall gezeichnet, dass es vor einigen Jahren leider abgerissen werden musste. Aber die barocke Statue des Heiligen Nepomuk, die 1977 an der Friedrich-Ebert-Straße einen neuen Standplatz erhalten hatte, ein Relikt aus einer früheren Epoche, ist erhalten geblieben. Sie zierte einst ein Stallungsgebäude des Gutshofes.

Dendrologische Vielfalt

Glücklicherweise haben viele der mittlerweile über hundert Jahre alten Bäume die wechselvollen Geschicke überlebt, so dass sich der Mischwald-Charakter des Parks über die Jahrhundertgrenzen hinweg erhalten hat. Seinen ganz besonderen Reiz macht die große Vielfalt an ganz unterschiedlichen Baumarten aus. So finden sich neben etlichen mehrstämmigen hohen Robinien auch Gleditschien, Stieleichen und Kastanien. Auch Ulmen, Eschen, Eichen, Birken und verschiedene Ahornsorten sind im Königswiesener Park anzutreffen. Dazwischen mischen sich Weymouth-Kiefern, hohe Douglasien, Eiben und Lärchen, die mit ihrem hellen Grün, das im Herbst zu leuchtendem Gelb wechselt, einen ganz besonderen Farbakzent setzen.
Um die dendrologische Palette im Park auch für die Zukunft zu erhalten und zu erweitern, pflanzt das Gartenamt ständig nach. So gibt es mittlerweile mehrere junge Gingko-Bäume und auch einen Urweltmammutbaum, auch Metasequoia oder Wassertanne genannt.

Die ganz besondere Waldatmosphäre mitten im Stadtgebiet, kommt auch vielen Tieren zugute, die sich hier besonders gerne tummeln. In den frühen Morgenstunden, aber auch abends, wenn die Dämmerung hereinbricht, tummeln sich unzählige Kaninchen auf den Lichtungen. In den Baumhöhlen nisten Buntspechte und eine große Vielzahl an Singvögeln verzaubert vor allem an sonnigen Frühlingstagen den Besucher.

Text: Dagmar Obermeier-Kundel