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Der Brixen-Park: Musterbeispiel moderner Grünraumplanung

Der Brixen-Park, 2019 benannt nach der Südtiroler Partnerstadt, ist der jüngste der Regensburger Parklandschaft. Das Grünflächensystem auf dem Gelände der ehemaligen Nibelungenkaserne setzt Maßstäbe. So wie hier soll der städtische Freiraum der Zukunft aussehen, in dem sich urbanes Leben und Naturraum, sportliche Herausforderungen und Entspannung sowie Kreativität begegnen können.

Fotografie: Luftaufnahme des Drachenspielplatzes im Brixen-Park
Inklusion wird auf dem Drachenspielplatz großgeschrieben. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

13. Mai 2024

„Diese Parkanlage entspricht absolut dem Stand, auf dem sich die Garten- und Landschaftsplanung heute befindet“, resümiert Angelika Diewald, die Planung und Ausführung auf städtischer Seite begleitet hat. Deshalb stößt das, was zwischen Universitätsstraße und Galgenbergstraße entstanden ist, bei vielen anderen Städten auf großes Interesse.

Verantwortlich für die Gestaltung waren die Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Mahl-Gebhard-Konzepte aus München. Sie haben im Jahr 2013 den landschaftsplanerischen und städtebaulichen Ideen- und Realisierungswettbewerb für die städtebauliche und freiraumplanerische Entwicklung des Areals rund um die ehemalige Nibelungenkaserne gewonnen. Der Baubeginn erfolgte im Jahr darauf. Endgültig abgeschlossen wurden die Arbeiten rund zehn Jahre später, im Herbst 2023.

Der Brixen-Park ist weniger eine klar umgrenzte Grünfläche als ein System aus verschiedenen und miteinander vernetzten Grünzügen. Insgesamt wird er sich aber mit rund 13 Hektar als drittgrößter Park nach dem Aubach- und dem Donaupark ins Stadtbild einreihen. Er ist in drei wesentliche Zonen unterteilt: Den Spiel- und Sportpark, der sich von der TechBase im Westen bis zur neuen Beruflichen Oberschule hinzieht, den Wiesenpark, der die Ostbayerische Technische Hochschule quasi mit dem Jugendzentrum Arena am Unterislinger Weg verbindet, und den Waldpark, der im Süden an die Humboldt-Siedlung andockt. Verbunden werden diese Teile durch ein – zum Teil auch nachts beleuchtetes – Wegesystem, das von Streuobstwiesen gesäumt ist.

Fotografie: Spiel- und Sportpark im Brixen-Park
Im Spiel- und Sportpark gibt es viele Möglichkeiten, sich auszutoben. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Spiel- und Sportpark

Der Spiel- und Sportpark wurde in einer mehrstufigen Kinder- und Jugendbeteiligung geplant. Eingebettet in eine grüne Wiesenlandschaft sollen sogenannte „Spielschollen“ unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Eine Parcours-Anlage aus grob behauenen Eichenbohlen fordert zu sportlichen Höchstleistungen heraus, ein Holzdeck lädt zum Chillen ein. Gleich nebenan ersetzt die Fitness-Scholle den Gang in die Mucki-Bude und spezielle Poller zum Andocken bieten Slacklinern die Möglichkeit, hier ihre Gleichgewichts- und Geschicklichkeitsübungen durchzuführen. Für Kommunikationsfreudige ist zusätzlich hier und im Bereich des Spielplatzes ein WLAN-Hotspot entstanden.

Der Hartplatz aus dem Bestand des Kasernenareals wurde erhalten und bietet jetzt allen Sportbegeisterten ein funkelnagelneues Basketball-Feld, auf dem sich auch andere Mannschafts-Sportarten trainieren lassen. Beachvolleyball-Fans finden ebenfalls einen neu konzipierten Platz im Bereich der Otto-Hahn-Straße vor. Überarbeitete Boule-Flächen, ein Wasser- und Matschspielplatz für die Kleinsten und ein Inklusionsspielplatz sorgen dafür, dass wirklich jede Altersgruppe, unabhängig von einer Behinderung, sich hier austoben kann.

Fotografie: Drachenkopf auf dem Spielplatz im Brixen-Park
Wer mutig ist, kann sogar ins offene Maul des Drachen klettern. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Inklusion auf dem Drachenspielplatz

Die Idee für diesen Drachenspielplatz stammt von den Kindern selbst, die im Rahmen des Beteiligungsverfahrens ihre Ideen einbringen konnten. Unterschiedliche Spielbereiche, wie beispielsweise der Drachenkopf, sein Buckel oder der gewaltige Schwanz beinhalten Kletter- und Balanciermöglichkeiten. Ergänzt werden sie durch eine Rutsche, ein rollstuhlgerechtes Karussell, diverse Schaukeln, Trampoline und vieles mehr. In einem der Verstecke ist sogar der Schatz des furchterregenden Drachen zu entdecken. Eine Aussichtsplattform, die auch Rollstuhlfahrer mit Hilfe erreichen können, bietet einen tollen Ausblick.

Ein absolutes Novum für Regensburg ist die Hundefreilaufzone, die in der Nähe des erhalten gebliebenen sogenannten Großen Schlangenbaus entstanden ist. Um Konfliktpotenzial auszugrenzen, ist sie eigens umzäunt worden. Und sie hat schon Schule gemacht: Auch in anderen Parks sind inzwischen bereits solche Freilaufzonen entstanden.

Wiesenpark und Bauspielplatz

Die duftigen Dolden der wilden Möhre prägen im Sommer das Bild des Wiesenparks. Sie und die unzähligen Wildblumen dürfen als sogenannte Langgraswiesen wachsen, um das Auge des Betrachters zu erfreuen und den zahlreichen Insekten einen wohlgedeckten Tisch zu bieten. Nur die Funktionsflächen, die sich durch eine tiefergelegte Kammerung absetzen und für Picknick, Sport und Spiel genutzt werden können, werden regelmäßig gemäht. Auch Urban Gardening, allerdings in Absprache mit dem Gartenamt der Stadt, ist hier durchaus gewünscht.

Eine Mischung aus Wild- und Hausobstbäumen wie beispielsweise Walnuss, Felsenbirnen, Vogelkirschen, aber auch Elstar, Boskop und Zwetschgen säumt die Wege. Auch Naschen ist hier ausdrücklich erlaubt!

Fotografie: Wiesenpark im Brixen-ParkZur Freude der Bienen dürfen im Wiesenpark die Wildblumen als Langgraswiesen wachsen. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Zum Unterislinger Weg hin mündet der Wiesenpark in die Grünflächen, die das Jugendzentrum Arena umgeben. Wagemutige finden hier einen sogenannten „Dirt-Park“ für BMX-Räder und eine Skater-Anlage vor, die höchsten Ansprüchen genügt. Die eigentliche Innovation ist aber der Bauspielplatz, der von den Regensburger Eltern betrieben und von der Stadt gefördert wird. Er ist der erste in Regensburg überhaupt. Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren können dort unter der Anleitung einer gelernten Schreinerin nach Herzen hämmern und sägen und so ihre eigenen Vorstellungen von Behausungen oder Mobiliar verwirklichen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Nutzung kostenlos.

Waldpark

Ganz im Süden des Geländes befindet sich der Waldpark. Hier, wie auch in den anderen Bereichen des Parks, wurde bewusst der alte Baumbestand erhalten. „Dadurch können wir natürlich ein ganz anderes Raum- und Naturgefühl erzeugen, wie in neu angelegten Grünanlagen, in denen die Bäume noch jung sind“, sagt Diewald. Trotzdem wurden insgesamt rund 600 Bäume zusätzlich gepflanzt – teilweise als Ersatzpflanzungen für Baumrodungen.

Der Waldpark wird dominiert von einem alten Pappelbestand. Um das Wurzelwerk nicht zu beschädigen, wurden Stege angelegt, die – wie übrigens alle anderen Wege auch – den barrierefreien Zugang zu allen Bereichen gewährleisten. Vorhandene Hecken wurden genutzt, neue angepflanzt. Außerdem wurden Totholzbiotope aufgeschüttet, die Vögeln und Kleinsäugern einen artgerechten Lebensraum bieten sollen.

Text: Dagmar Obermeier-Kundel