Operation am Herzen der Stadt: Der Interims-Busbahnhof braucht gute Nerven und gute Planung. Verantwortlich für die Leitung dieser Großbaustelle mitten im Verkehrsknotenpunkt ist Tobias Jarosch vom städtischen Tiefbauamt.
22. März 2021
Mitte März beginnen die Bauarbeiten für den Interims-Busbahnhof auf dem Kepler-Areal. Verantwortlich für die Leitung dieser Großbaustelle mitten im Verkehrsknotenpunkt ist Tobias Jarosch vom städtischen Tiefbauamt. Angst hat der 43-Jährige vor der Mammutaufgabe jedoch nicht, denn er ist mittlerweile Spezialist für besonders knifflige Baustellen.
„Eigentlich bin ich überhaupt kein Stadtmensch, eher ein Landei durch und durch“, witzelt Tobias Jarosch als Antwort auf die Interview-Anfrage für die Portraitserie StadtMenschen. Doch auch wenn der gebürtige Wiesenter in seiner Heimat immer noch sehr verwurzelt ist, ist er seit mittlerweile zehn Jahren mit viel Leidenschaft für die Stadt Regensburg tätig – und das meist an vorderster Front an den Großbaustellen, die das Gesicht der Stadt nachhaltig verändern. „Mit Abstand die größte Herausforderung bislang war die Neugestaltung der Fußgängerzone“, erzählt Jarosch. „Unsere Aufgabe war es, mitten in der Altstadt teils sehr enge Gassen aufzureißen, neue Leitungen und Kanäle zu verlegen, Spielpunkte zu bauen und Bäume zu pflanzen und am Schluss alles wieder neu zu pflastern.“ All das, während die Anlieger, Geschäfte und Passanten möglichst nicht gestört, aber gleichzeitig natürlich auch nicht gefährdet werden sollten. „Ganz ehrlich: als ich damals symbolisch den letzten Stein in die Schwarze-Bären-Straße klopfen durfte und wir das Projekt nicht nur ohne Zwischenfälle, sondern sogar ein Jahr früher als geplant abschließen konnten, fiel mir auch sprichwörtlich ein riesiger Stein vom Herzen“, lacht Jarosch.
Nun steht dem Tiefbau-Ingenieur die nächste Herausforderung bevor: Bis Ende des Jahres wird auf und um das Kepler-Areal der Interims-Busbahnhof (I-ZOB) gebaut, auf dem ab Dezember fast alle Stadt- und Regionalbusse abfahren werden. Auch wenn hier nur ein Provisorium errichtet wird, das den Platz für die endgültige Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes freimacht, soll es doch ein vollwertiger Busbahnhof werden: Die Baufläche wird asphaltiert, eine Mittelinsel mit überdachten Haltestellen angelegt, eine Toilettenanlage gebaut und Parkflächen für wartende Busse eingerichtet. Zudem werden entlang der Maximilianstraße Haltestellen für Regionalbusse geschaffen und Verkehrsführungen rund um das Areal geändert. Selbstverständlich soll alles barrierefrei und ohne Eingriffe ins Grün gebaut werden.
„Damit eine solche Baustelle gut funktioniert, braucht es nicht nur Bagger und Laster, sondern in erster Linie gute Planung hinter den Kulissen“, erklärt Jarosch. „Zunächst mussten wir die Rechtssicherheit für die Baustelle erarbeiten, dann in Abstimmung mit allen Projektbeteiligten den konkreten Bauablauf planen und schließlich die Ausschreibung für die Baufirma durchführen. Nun starten wir in die Bauphase, während der ich mich als Koordinator permanent mit verschiedensten Stellen wie der Baufirma, den Busbetrieben, dem Ordnungsamt, dem Umweltamt oder dem Denkmalschutz abstimmen und für einen möglichst reibungslosen Ablauf sorgen muss. Nach Abschluss der Arbeiten folgen dann die Dokumentation und die Abrechnung aller Gewerke.“
Und nicht erst dann geht der Straßenbauer das nächste Projekt an: Durchschnittlich drei Baustellen betreut er gleichzeitig, aktuell etwa parallel zum I-ZOB auch den Umbau des Stobäusplatzes, die Nibelungenkaserne und den Bau der Klenzestraße, die an die neue Klenzebrücke anschließen wird. Zudem ist er städtischer Ansprechpartner für die private Großbaustelle im Dörnberg-Viertel. So abwechslungsreich wie seine Baustellen, ist auch der Arbeitstag von Tobias Jarosch. „Einen typischen Arbeitsalltag gibt es für mich nicht“, lacht er. „In der Regel fange ich sehr früh an, beantworte erst mal meine Mails und nehme dann über den Tag verteilt an verschiedensten Terminen teil.“ Dazu gehören durchschnittlich zwei Vor-Ort-Termine auf seinen Baustellen – entweder, um dort nach dem Rechten zu sehen, oder um konkrete Besprechungen wahrzunehmen.
Dank des frühmorgendlichen Arbeitsbeginns ist dann oft auch ein relativ früher Feierabend möglich, den Jarosch am liebsten mit seiner Frau und den beiden Kindern genießt. Die flexiblen Arbeitszeiten, die Möglichkeit zum Homeoffice und das sichere Arbeitsverhältnis zählen für den 43-Jährigen zu den großen Vorteilen der Arbeit bei der Stadtverwaltung: „Ich bin ein totaler Familienmensch, nach dem Motto ‚Lebe nicht, um zu arbeiten, sondern arbeite, um zu leben‘. Früher habe ich lange für Baufirmen gearbeitet, aber der frühe Tod meiner Eltern mit 49 Jahren und eine Krise in der Baubranche ab der Jahrtausendwende ließen mich umdenken. Für das Familienleben ist es mir mittlerweile sehr wichtig, einen sicheren Beruf auszuüben, in dem auch schlechtere Zeiten wie etwa aktuell die Corona-Pandemie ohne Existenzängste überbrückt werden können.“
Dennoch sieht Jarosch das Klischee der Däumchen drehenden Beamten absolut nicht bestätigt. „Ich habe immer viel zu tun, aber alles andere wäre auch schlimm für mich. Stillsitzen und Abwarten ist nicht gerade meine Stärke.“ Deshalb ließ er es sich auch nicht nehmen, sich neben der Arbeit noch für andere einzusetzen. 24 Jahre lang war Jarosch in den verschiedensten Bereichen ehrenamtlich tätig – ob als Fußballtrainer, Elternbeiratsvorsitzender oder Ortssprecher seiner Heimat Ettersdorf. „Aktuell fehlt mir leider einfach die Zeit für ein weiteres Engagement. Ich konzentriere mich jetzt voll auf meine Familie und genieße es, mit ihnen den Feierabend und die Wochenenden zu verbringen“, erklärt Jarosch. Dabei schadet es nicht, dass er sich auch in seinem Team sehr wohl fühlt: „Beruflich kann man nur 100 Prozent geben, wenn jeder einzelne gerne in die Arbeit geht und diese auch noch Spaß macht. Insbesondere mit meinen direkten Teamkollegen verbringe ich unterm Strich teils mehr Zeit am Tag als mit meiner Frau – da bin ich schon froh, dass wir ein harmonisches Team sind. Eben wie im Familienleben auch – in guten wie in schlechten Zeiten".