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Lichtverschmutzung - Earth Night

Karte Europa © Dr. Hänel

Jährlich findet am ersten September-Neumond die Earth Night statt. In dieser Nacht sollen ab 22 Uhr möglichst viele Lichter ausgeschaltet werden. Die Earth Night will mit dieser Aktion auf den exzessiven Gebrauch von Kunstlicht und die daraus resultierende Lichtverschmutzung hinweisen und die damit verbundenen negativen Folgen für die Umwelt, Menschen und Tiere.

Im Unterschied zur Earth Hour, bei der das Licht im März für eine Stunde reduziert wird, um die Menschen an die Dringlichkeit des Klimaschutzes zu erinnern, steht bei der Earth Night das Thema „Lichtverschmutzung“ und damit die exzessive Nutzung von nächtlichem Kunstlicht im Fokus.

Die Stadt Regensburg hat bereits 2021 und 2022 teilgenommen.

Unser Ziel ist es, Beleuchtung so einzusetzen, dass sie mehr nützt als schadet.

Jeder kann etwas tun!

  • Ist das Licht wirklich notwendig?
  • Bedarfsgerechte Beleuchtungszeiten
  • Zielgerichtete Beleuchtung genau dorthin, was beleuchtet werden soll
  • Kein Anstrahlen von Bäumen oder anderen Pflanzen,
  • Kein Anstrahlen von Niststätten von Vögeln
  • Kein Anstrahlen von Quartieren und Ausflugslöchern von Fledermäusen
  • Abschirmung von Lichtquellen, um eine Abstrahlung nach oben und zu den Seiten zu verhindern
  • Verzicht auf nach oben ausgerichtete Leuchtkörper (z.B. Skybeamer, Laser-Flutlichter)
  • Möglichst geringe Beleuchtungsintensitäten
  • Nutzung von Lichtquellen mit warmweißem Licht (möglichst lange Lichtwellenlängen < 3000 Kelvin)
  • Nutzung von Bewegungsmeldern anstatt permanenter Beleuchtung
  • Schließen Sie nachts die Vorhänge, damit die Umgebung nicht mitbeleuchtet wird

 


Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf die Nachtlandschaft

Lichtverschmutzung versperrt den Blick auf die Sterne.

Die Wirkung von Nachtlandschaften lebt von der Abwesenheit von künstlichem Licht sowie von Landschaftselementen und Strukturen in ihren dunklen Schattierungen. Wir orientieren uns weniger mit den Augen und mehr durch Gehör und Geruchssinn. Mond, Sterne, Sternschnuppen und Kometen gehören zur Nachtlandschaft dazu. 

Schon in der Antike wurden Straßen beleuchtet, um ein sicheres Vorwärtskommen zu ermöglichen. Jedoch erst seit dem 17. Jahrhundert werden im großen Stil Lampen zur Beleuchtung in der Stadt eingesetzt, zunächst Öllampen, dann meist Gaslampen und heute elektrisches Licht. Das ist also nichts grundsätzlich Neues. Aber: Durch die zunehmende Verstädterung, die verbesserte Lichttechnik und das stark gestiegene Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung sowie den Einsatz von Licht für Werbezwecke und Gebäudeanstrahlung werden unsere Nächte immer heller.

So wird uns der Blick in die Sterne genommen. Sie sind vor dem zunehmend hellen Nachthimmel kaum noch zu sehen. So hat ein Großteil der Stadtbevölkerung noch nie die Milchstraße gesehen. Ist es nicht auch schade, dass die meisten Menschen wegen der permanenten Beleuchtung noch nie Glühwürmchen mit ihren kleinen Lichtlein gesehen haben?

 


Ressourcenverbrauch

Weltweit benötigt Beleuchtung ungefähr 19 % des Elektrizitätsverbrauchs, in der EU sind es im Mittel 16 %. 80 % davon entfallen auf Industrie- und Bürobeleuchtung, Verkaufsbeleuchtung und Straßenbeleuchtung. Bei alter Technik wird ein Drittel davon verschwendet, weil nur ein Teil des Lichts dort ankommt, wo er gebraucht wird, der Rest strahlt in die Nacht.

Aktuell gibt es noch keine Untersuchungen darüber, wieviel Energie bei uns genau durch Lichtquellen und Gebäudebeleuchtung verbraucht wird. Bei einer Untersuchung in Toronto (Kanada) hat sich gezeigt, dass durch ein computergesteuertes System, das die Regulierung des Lichts in den Hochhäusern übernommen hat, eine Kostenersparnis von in Summe 3,2 Millionen Dollar (1997 bis 2001, 16 Gebäude) erzielt wurde und eine Energieersparnis von ca. 38.400 Tonnen CO2. Zudem hat es zu einem starken Rückgang an Vogelschlag an den vorher hell erleuchteten Glasfassaden geführt. Auch wenn das mit unseren Verhältnissen nicht direkt vergleichbar ist, zeigt sich doch hier, welches immense Potenzial alleine in der intelligenten Reduzierung von Beleuchtung steckt.


Pflanzen und Tiere
Eintagsfliegen umschwirren die Straßenbeleuchtung auf der Steinernen Brücke © Stadt Regensburg, Bilddokumentation

Ein Falter schwirrt ums Licht
An der Flamme bleibt er hängen,
Und Rettung gibt es nicht,
Weil die Strahlen ihn versengen.

(Der Zigeunerbaron, Johann Strauß)

Für alle Lebewesen, d.h. Insekten, Vögel, Amphibien, Fische, Reptilien, Säugetiere und Pflanzen gibt es wissenschaftliche Nachweise, dass sie durch künstliche Beleuchtung in der Nacht beeinflusst werden. Die Auswirkung hängt dabei stark von der Uhrzeit, der Beleuchtungsstärke und der Farbe des Lichts ab.

Tag und Nacht bestimmen schon immer den Lebensrhythmus nahezu aller Lebewesen. Bei Pflanzen und Tieren, auch beim Menschen, sind die Körperfunktionen auf diesen Tag-Nacht-Rhythmus abgestimmt.

Die Tageslichtlänge steuert außerdem bei vielen Tier- und Pflanzenarten Anpassungen an die unterschiedlichen Jahreszeiten. Verkürzt sich die Tageslänge, kündigt sich der Winter an. Wird die Tageslänge künstlich verlängert, kann das im schlimmsten Fall verhindern, dass Tiere in das „Winterschlafstadium“ wechseln, was konkret bedeuten kann, dass manche Insektenarten den Winter nicht mehr überleben.

Jeder kann in der Stadt die Auswirkung von Straßenlaternen auf Bäume beobachten: Sie wachsen zum Licht. Zudem verlieren sie im Herbst in den beleuchteten Bereichen ihr Laub häufig später (je nach Art), wodurch es wiederum zu Frostschäden kommen kann. Sind Pflanzen ständig Licht ausgesetzt, werden sie anfälliger für Krankheiten. Manche Pflanzenarten werden durch nachtaktive Insekten bestäubt – so sind sie direkt betroffen, wenn die Insekten weniger oder durch Licht abgelenkt werden.

Zahlreiche nachtaktive Insekten, z.B. Nachtfalter, werden geschädigt. Jeder kennt sicher Straßenlaternen oder Lampen voller toter Insekten. Untersuchungen zeigen, dass in Deutschland an einer einzigen Straßenlampe in jeder Sommernacht durchschnittlich 150 Insekten zugrunde gehen. Ein Teil verbrennt in der Lampe selbst, viele aber schwirren so lange um die Lampe herum, bis sie vor Erschöpfung sterben. Besonders empfindlich reagieren Insekten auf Leuchtmittel mit hohem UV- und Blauanteil.

 Die Orientierung von nachtfliegenden Vögeln wird durch künstliches Licht behindert. Vor allem Zugvögel orientieren sich neben dem Erdmagnetfeld u.a. am Sternenhimmel und anderen natürlichen Lichtquellen. Vor allem bei schlechten Wetterbedingungen können punktuelle Lichtquellen oder große beleuchtete Areale zu einer Desorientierung der Vögel führen. Sie zeigen im Flug Verhaltensauffälligkeiten wie Verringerung der Flughöhe, Reduzierung der Geschwindigkeit und das Umkreisen von Lichtquellen. So zeigte eine einjährige Untersuchung des 160 m hohen Post-Towers in Bonn, dass über 1000 Vögel aus 29 Arten angelockt wurden, ca. 200 davon wurden durch Kollision sofort getötet, weitere verletzt.

Andere Vogelarten sind so anpassungsfähig, dass sie beleuchtete Areal als Jagdrevier nutzen, was eine ganze Kette weiterer ökologischer Folgen nach sich zieht.

Ungefähr ein Drittel der nachtaktiven Säugetiere sind Fledermäuse. Sie reagieren je nach Art sehr unterschiedlich auf nächtliche Beleuchtung, so gibt es Fledermäuse (z.B. Zwergfledermaus, Großer Abendsegler), die sich regelrecht auf Lampen mit ihrem Insektenreichtum spezialisieren können, andere, z.B. Hufeisennasen- und Mausohrfledermäuse, die Lichtquellen großräumig ausweichen und so im schlimmsten Fall zu verhungern drohen. Werden Ausflugsöffnungen beleuchtet, schwärmen die Tiere später aus und haben somit weniger Zeit zur Nahrungssuche, häufig wird das Quartier schließlich verlassen.

 


Mensch

Heutzutage bekommt der moderne Mensch paradoxerweise häufig gleichzeitig zu wenig und zu viel Licht. Viele Menschen verbringen einen Großteil Ihrer Lebenszeit im Inneren von Gebäuden und bekommen dort tagsüber trotz künstlicher Beleuchtung viel weniger Licht als draußen in der Natur. Nachts kehrt es sich dann um: Durch die künstliche Beleuchtung werden wir – und um uns herum auch die Pflanzen und Tiere – viel mehr Licht ausgesetzt, als das nachts eigentlich der Fall wäre.

Beim Menschen führt der gestörte Tag-Nacht-Rhythmus („Innere Uhr“) zu Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Weitere Folgen können Veränderungen im Hormonhaushalt sein und das hat wiederum Auswirkungen beispielsweise auf Blutdruck, Verdauung, Gedächtnis und das Immunsystem.

Auch wenn „zu viel Licht“ oder das „falsche Licht“ nie die einzige Ursache ist (weitere Faktoren sind z.B. Stress, falsche Ernährung, Konflikte), muss es daher das Ziel sein, den Tag-Nacht-Rhythmus möglichst wenig zu stören, um negative gesundheitliche Auswirkungen zu vermeiden. Das heißt, tagsüber möglichst viel Zeit draußen zu verbringen und sich nachts möglichst wenig künstlichem Licht auszusetzen.

 Als Argument für künstliche Beleuchtung im Außenbereich wird oft die Kriminalität und Sicherheit angeführt. Viele Menschen fürchten sich vor dunklen Bereichen oder gehen bei Dunkelheit gar nicht mehr auf die Straße. Tatsächlich kann Licht für Sicherheit sorgen – es ist aber (wie immer) auch eine Frage der Menge des Lichts und des richtigen Einsatzes. Tatsächlich gibt es aber (nach aktuellem Stand) keine Studien, die zweifelsfrei bestätigen, dass mehr Licht auch zu mehr Sicherheit führt.

So genügt es vollkommen, Gefahrenstellen, Hindernisse und andere Verkehrsteilnehmer in der Nacht durch Licht besser kenntlich zu machen, ohne dass die ganze Umgebung mit beleuchtet wird. Denn: Je heller das Licht, desto schwärzer die Schatten.

Die Kriminalitätsrate ist auf sehr hellen Plätzen im Durchschnitt nicht geringer als auf dunkleren Plätzen. In Bezug auf Einbrüche haben Alarmanlagen und der Anschein, dass jemand daheim ist sowie stabile Fenster und Türen nachgewiesenermaßen eine bessere abschreckende Wirkung als Außenbeleuchtung. Es ist also sinnvoller, innen ein sparsames Licht eingeschaltet zu lassen und ggf. einen gut einstellten Bewegungsmelder zu nutzen, als den gesamten Eingangsbereich die ganze Nacht hell zu erleuchten.


Quellenangaben