Ein Falter schwirrt ums Licht
An der Flamme bleibt er hängen,
Und Rettung gibt es nicht,
Weil die Strahlen ihn versengen.
(Der Zigeunerbaron, Johann Strauß)
Für alle Lebewesen, d.h. Insekten, Vögel, Amphibien, Fische, Reptilien, Säugetiere und Pflanzen gibt es wissenschaftliche Nachweise, dass sie durch künstliche Beleuchtung in der Nacht beeinflusst werden. Die Auswirkung hängt dabei stark von der Uhrzeit, der Beleuchtungsstärke und der Farbe des Lichts ab.
Tag und Nacht bestimmen schon immer den Lebensrhythmus nahezu aller Lebewesen. Bei Pflanzen und Tieren, auch beim Menschen, sind die Körperfunktionen auf diesen Tag-Nacht-Rhythmus abgestimmt.
Die Tageslichtlänge steuert außerdem bei vielen Tier- und Pflanzenarten Anpassungen an die unterschiedlichen Jahreszeiten. Verkürzt sich die Tageslänge, kündigt sich der Winter an. Wird die Tageslänge künstlich verlängert, kann das im schlimmsten Fall verhindern, dass Tiere in das „Winterschlafstadium“ wechseln, was konkret bedeuten kann, dass manche Insektenarten den Winter nicht mehr überleben.
Jeder kann in der Stadt die Auswirkung von Straßenlaternen auf Bäume beobachten: Sie wachsen zum Licht. Zudem verlieren sie im Herbst in den beleuchteten Bereichen ihr Laub häufig später (je nach Art), wodurch es wiederum zu Frostschäden kommen kann. Sind Pflanzen ständig Licht ausgesetzt, werden sie anfälliger für Krankheiten. Manche Pflanzenarten werden durch nachtaktive Insekten bestäubt – so sind sie direkt betroffen, wenn die Insekten weniger oder durch Licht abgelenkt werden.
Zahlreiche nachtaktive Insekten, z.B. Nachtfalter, werden geschädigt. Jeder kennt sicher Straßenlaternen oder Lampen voller toter Insekten. Untersuchungen zeigen, dass in Deutschland an einer einzigen Straßenlampe in jeder Sommernacht durchschnittlich 150 Insekten zugrunde gehen. Ein Teil verbrennt in der Lampe selbst, viele aber schwirren so lange um die Lampe herum, bis sie vor Erschöpfung sterben. Besonders empfindlich reagieren Insekten auf Leuchtmittel mit hohem UV- und Blauanteil.
Die Orientierung von nachtfliegenden Vögeln wird durch künstliches Licht behindert. Vor allem Zugvögel orientieren sich neben dem Erdmagnetfeld u.a. am Sternenhimmel und anderen natürlichen Lichtquellen. Vor allem bei schlechten Wetterbedingungen können punktuelle Lichtquellen oder große beleuchtete Areale zu einer Desorientierung der Vögel führen. Sie zeigen im Flug Verhaltensauffälligkeiten wie Verringerung der Flughöhe, Reduzierung der Geschwindigkeit und das Umkreisen von Lichtquellen. So zeigte eine einjährige Untersuchung des 160 m hohen Post-Towers in Bonn, dass über 1000 Vögel aus 29 Arten angelockt wurden, ca. 200 davon wurden durch Kollision sofort getötet, weitere verletzt.
Andere Vogelarten sind so anpassungsfähig, dass sie beleuchtete Areal als Jagdrevier nutzen, was eine ganze Kette weiterer ökologischer Folgen nach sich zieht.
Ungefähr ein Drittel der nachtaktiven Säugetiere sind Fledermäuse. Sie reagieren je nach Art sehr unterschiedlich auf nächtliche Beleuchtung, so gibt es Fledermäuse (z.B. Zwergfledermaus, Großer Abendsegler), die sich regelrecht auf Lampen mit ihrem Insektenreichtum spezialisieren können, andere, z.B. Hufeisennasen- und Mausohrfledermäuse, die Lichtquellen großräumig ausweichen und so im schlimmsten Fall zu verhungern drohen. Werden Ausflugsöffnungen beleuchtet, schwärmen die Tiere später aus und haben somit weniger Zeit zur Nahrungssuche, häufig wird das Quartier schließlich verlassen.