CreArt
Regensburg ist Teil des europäischen Projektes „CreArt“!
Das Kulturamt Regensburg ist bis Ende 2026 Teil des internationalen Projektes „creArt“, ein Netzwerk aus mittelgroßen europäischen Städten, das Kunst, Kreativität und den Austausch fördert. Das EU-Projekt „creArt“ ermöglicht Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa zu Gast in den Partnerstädten zu sein und ihre Projekte zu verwirklichen. Auch für Regensburger Künstlerinnen und Künstler besteht die Möglichkeit, in anderen Städten künstlerisch zu arbeiten und zu leben. Außerdem werden verschiedene kulturelle Veranstaltungen in Regensburg stattfinden, wie im Mai der sogenannte „Month of Creativity“. Diese Veranstaltungen nehmen vor allem die Förderung von kultureller Bildung, Teilhabe und Professionalisierung von Kunst- und Kulturschaffenden in den Blick.
Das Netzwerk „CreArt“
Die Partnerstädte sind: Kaunas (Litauen), Liepaja (Lettland), Skopje (Nord Mazedonien), Aveiro (Portugal), Valladolid (Spanien), Lublin (Polen), Venedig (Italien), Clermont-Ferrand und Rouen (Frankreich), České Budějovice (Tschechische Republik), Zagreb (Kroatien), Oulu (Finnland). Des Weiteren sind assoziierte Partner wie das Atelierhaus Linz, Hafenkombinat Leipzig, Bluecoat Liverpool und Lviv in der Ukraine im Netzwerk vertreten.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des „CreArt“ Projektes: https://creart2-eu.org/
CreArt Artist-in-Residence Olesia Saienko, Oliver Musovik und Vitalii Shupliak
Die Künstlerinnen und Künstler, die im Rahmen des europaweiten Projekts CreArt3.0 für ein Artist-in-Residence-Programm nach Regensburg, Deutschland, gekommen sind, hatten die Gelegenheit, ihre Werke in einer kleinen Schaufenstergalerie zu präsentieren. Der Name der Galerie, "neunkubikmeter", spricht für sich, da er die Größe des Ausstellungsraums widerspiegelt. Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler für die Stadt Regensburg waren Olesia Saienko aus der Ukraine, Oliver Musovik aus Nordmazedonien und Vitalii Shupliak, ebenfalls aus der Ukraine.
Vitalii Shupliak (*1993 in Lwiw) ist ein ukrainischer Künstler, der mit einer Vielzahl künstlerischer Medien arbeitet, darunter Videoinstallationen, Hinterglasmalerei und Performancekunst. Seine Arbeiten untersuchen oft die Schnittstellen von Migration, Identität und Grenzen und verbinden traditionelle Techniken mit zeitgenössischen Themen. Shupliak absolvierte seinen Abschluss an der National Academy of Arts in Lwiw und studierte anschließend an der Kunstuniversität in Posen, Polen sowie an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Zu seinen Auszeichnungen zählen der "Kunst+Stahl"-Preis (2024) und der "FilmFestSpezial"-Preis (2018). Seine Werke wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in ganz Europa präsentiert, darunter zuletzt in Wearing Out Trousers in Kiew sowie beim Berliner Festival „48h Neukölln“.
In seinen Arbeiten untersucht Shupliak häufig die Beziehung zwischen digitalen und physischen Realitäten, schafft Kunstwerke, die Wahrnehmungen herausfordern und zur Selbstreflexion einladen. Mit innovativen Techniken wie der Integration von Smartphone-Objekten und Spiegelinstallationen kommentiert er die Fragmentierung des Bewusstseins und den allgegenwärtigen Einfluss digitaler Medien auf das heutige Leben.
Zum Abschluss seines Aufenthalts in Regensburg präsentiert Shupliak die Ausstellung Periscope in der Schaufenstergalerie "neunkubikmeter". Sein Projekt untersucht den Einfluss sozialer Medien und digitaler Technologien auf unser Verständnis von Realität. Inspiriert durch die Metapher eines Periskops – eines Beobachtungsinstruments, das sowohl Distanz als auch Überwachung suggeriert – stellt die Ausstellung die Spannung zwischen Privatsphäre und Transparenz im digitalen Zeitalter in Frage. Mit einer Kombination aus Hinterglasmalerei und modernen visuellen Elementen thematisiert Shupliak Isolation, Kontrolle und die Manipulation von Informationen und regt die Besucher*innen dazu an, kritisch über ihre Rolle in einer hypervernetzten Gesellschaft nachzudenken.
Oliver Musovik, ein renommierter Künstler aus Skopje, Nordmazedonien, bringt seine zum Nachdenken anregende Ausstellung Understory in die Galerie "neunkubikmeter" in Regensburg. Bekannt für seine Auseinandersetzung mit der Wechselwirkung zwischen urbanen Räumen und Natur, setzt Musovik sein Langzeitprojekt Ruderal Herbarium in Regensburg, mit historischer Stadtkulisse fort. Inspiriert von den Arbeiten von Gilles Clément untersucht er, wie die Natur vergessene urbane Ecken zurückerobert, und verwendet dabei eine Mischung aus Fotografie, Beschreibungen, Videos und Feldforschung.
Sein Kunstwerk im Rahmen des Artist-in-Residence Programms Understory – eine Anspielung auf Richard Powers' Buch The Overstory – lädt die Betrachter*innen ein, über die stille Widerstandskraft der Natur angesichts von Urbanisierung nachzudenken. Die Mischung aus Regensburgs mittelalterlicher und moderner Architektur bildet die perfekte Kulisse für Musoviks Linse, die Momente einfängt, in denen Grünflächen in menschengemachte Strukturen eindringen. Ähnlich wie seine vorherigen Arbeiten, wie Overgrown (2023), unterstreicht seine Fotokunst einen kritischen Dialog über die Beziehung zwischen Mensch und Natur in städtischen Landschaften.
Oliver Musovik, geboren 1971, hat seine Kunst in über 20 Einzelausstellungen weltweit präsentiert und ist Teil bedeutender öffentlicher Sammlungen wie für das Museum für Zeitgenössische Kunst in Skopje. Aufgrund seiner internationalen Anerkennung ist Musovik eine wichtige Stimme der zeitgenössischen Kunst und spielte eine Schlüsselrolle bei der Ernennung Skopjes zur Europäischen Kulturhauptstadt 2028.
Die Arbeiten der ukrainischen Fotografin und visuellen Künstlerin Olesia Saienko (*1995 in Luzk) untersuchen die Schnittstelle zwischen persönlicher Geschichte und kollektiver Erinnerung. Basierend auf Archivmaterialien und familiären Erzählungen thematisiert ihre Kunst die Traumata des sowjetischen Regimes und dessen anhaltende Auswirkungen auf die heutige Generation. Saienko absolvierte ihr Psychologiestudium an der National University of Culture and Arts in Kiew. Danach spezialisierte sie sich auf Fotografie und stellte ihre Arbeiten sowohl in der Ukraine als auch international aus. Ihre Praxis befasst sich mit Themen wie historische Auslöschung, generationelle Erinnerung und der Widerstandsfähigkeit kultureller Identität.
Saienkos fotografischer Ansatz kombiniert oft Archivbilder mit modernen Porträts und schafft so fesselnde visuelle Erzählungen, die Vergangenheit und Gegenwart verbinden. Durch Techniken wie das Überlagern von Archivfotos mit durchscheinendem Papier symbolisiert sie die verblassende, aber dennoch anhaltende Präsenz historischer Erinnerungen in der heutigen Welt.
Während ihres Aufenthaltes in Regensburg präsentierte Saienko die Ausstellung On the Repressed in der Galerie "neunkubikmeter". Diese beleuchtet die unbekannten Geschichten von Opfern des sowjetischen Regimes, darunter auch die Geschichte von Saienkos Ururgroßvater Petro Rykhlinskyi, der 1941 unter falschen Anschuldigungen hingerichtet wurde. Durch die Paarung von Archivfotos repressierter Personen aus der Ukraine, Litauen und Polen mit Porträts ihrer Nachkommen schafft Saienko bewegende Diptychen, die die anhaltende Tragweite dieser Tragödien betonen. Die Ausstellung erinnert eindringlich an die Notwendigkeit, die Erinnerung an die Vergangenheit zu bewahren und deren Fragilität in den Blick zu nehmen.