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Der Tempe-Park: Ein Hauch von Wüste im Regensburger Norden

Mit rund vier Hektar gehört der Tempe-Park zu den eher kleineren Grünanlagen der Stadt. Aber eine Stippvisite lohnt sich, lockt der Park doch neben einem lieblichen Ambiente auch mit Symbolen, die an Geologie und Geschichte der Partnerstadt Tempe im US-Bundesstaat Arizona erinnern sollen.

Fotografie: „Standing Rock“ im Tempe-Park

16. März 2023

Wer den Park von der Straße „Im Reichen Winkel“ her betritt, der stößt auf eine gut drei Meter hohe Steinpyramide, die an die Gesteinsformationen in den Nationalparks im Süd-Westen der USA angelehnt ist. Errichtet worden war der „Standing Rock“ im Jahr 1990 anlässlich der feierlichen Umbenennung des Höhenparks Reicher Winkel in Tempe-Park von Schülerinnen und Schülern der städtischen Berufsschule. Eine Bodenplatte weist darauf hin, dass die Partnerstadt 8.800 Kilometer westlich von Regensburg inmitten der Wüsten- und Steppenlandschaft des sonnenreichsten US-Bundesstaats zu finden ist. Der Brunnen mit Wasserkaskade, der im Zentrum des Parks liegt, ist eine symbolische Verbeugung vor den einfallsreichen Bewässerungssystemen in Kaskadenform, die die Indianer angelegt hatten, um dem trockenen Wüstenboden ein bisschen Grün abzutrotzen. Ganz in der Nähe findet sich auch ein Gedenkstein, der an die Partnerschaft zwischen Tempe und Regensburg erinnert, die seit dem Jahr 1978 besteht.

Steppenpflanzen

Die im Umfeld ebenfalls als Reminiszenz an die Partnerstadt gepflanzten angeblich winterharten Opuntien haben allerdings den manchmal doch recht strengen Oberpfälzer Wintern nicht dauerhaft standhalten können. Damit die Besucherinnen und Besucher trotzdem einen Hauch von Wüste auf ihrem Parkspaziergang einfangen können, hat das Gartenamt in vielen unterschiedlichen Trockenbeeten Steppenpflanzen in Anlehnung an die natürliche Vegetation in Arizona eingesetzt. Dort finden sich jetzt beispielsweise Sedum, Königskerzen, Katzenminze, Pampasgras, Iris, Palmlilien und Agastachen. Weil pflegeleicht und trotzdem optisch ansprechend, ersetzen sie sukzessive die in früheren Jahrzehnten so beliebten Rosenbeete, die aber ein Höchstmaß an Pflege erfordert haben. Ein Aufwand, der heute personell einfach nicht mehr zu stemmen ist.

Fotografie: Festakt zur Umbenennung des Höhenparks Reicher Winkel in Tempe-Park 1990
Viele Regensburgerinnen und Regensburger waren 1990 gekommen, um die Umbenennung des Höhenparks Reicher Winkel in Tempe-Park zu feiern. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Park Bellevue

Angelegt wurde der Park in den Jahren 1957 bis 1959. Damit ist er natürlich wesentlich älter als die Städtepartnerschaft zwischen Regensburg und Tempe. Der ursprüngliche Name „Höhenpark Reicher Winkel“ geht zurück auf eine sehr angesehene Regensburger Familie namens Reich, die ihrem Namen alle Ehre machte und in Reinhausen Grund und Boden besaß. Nach ihr ist auch die angrenzende Straße im Norden des Parks benannt.

Die 1950er-Jahre haben der Parkanlage einen deutlichen Stempel aufgedrückt. Serbische Fichten, Hemlock-Tannen, Trockensteinmauern und Sitznischen mit zugeordneten Schmuckbeeten sprechen die stilistische Sprache der Landschaftsgärtnerei der 1950er-Jahre. In dieser Zeit, als der Bewuchs noch nicht in die Höhe geschossen war, bot sich ein unvergleichlicher Blick sowohl über die Altstadt als auch – bei klarem Wetter – über den Brandl- und Keilberg hinweg bis zu den Höhenzügen des Bayerischen Waldes. Verständlich, dass damals der Park im Volksmund auch Park Bellevue, frei übersetzt also „Park zur schönen Aussicht“ genannt wurde.

„Eindruck von großer Weite“

Diese Aussicht bleibt dem Besucherauge heute meist versperrt, zumal dann, wenn die Bäume Laub tragen. Aber auch in den Wintermonaten sorgen viele Nadelgehölze dafür, dass sich das Auge zumindest an üppigem Grün erfreuen kann. Der spezielle Reiz des Parks liegt eben darin, dass durch die innenliegenden freien Rasenflächen, die von einem Rundweg und vielen Bäumen gesäumt werden, ein Eindruck von großer Weite entsteht. Ganz besonders kommt dies zur Geltung, wenn abends die tiefstehende Sonne die glänzend weißen Stämme der Papier-Birken (Betula papyrifera) im Osten des Parks anstrahlt und ins Zentrum rückt. Dann wirkt der Park wie die Kulisse in einem Märchenfilm.

Spaziergänger, Hundehalter oder Familien mit Kindern: Der Tempe-Park bietet für jeden etwas. Die Kleinen können sich auf dem Spielplatz im Westen der Anlage tummeln. Wer Ruhe sucht, der ist gut beraten, sich einen Platz auf einer der Bänke innerhalb der Pergola am Nordrand des Parks zu sichern. Hier, in absolut geschützter Lage, lassen sich auch die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres am besten einfangen. Wenn abends Ruhe eingekehrt ist oder in den frühen Morgenstunden, kommen Vogelliebhaber auf ihre Kosten. Sie können dem Buntspecht beim Hämmern zusehen oder dem Konzert der Singvögel lauschen. Amseln, Blau- und Kohlmeisen, Ringeltauben, Rotkehlchen und Stare haben hier eine Heimat gefunden, nicht zuletzt deshalb, weil das Gartenamt auch im Tempe-Park viele Nistkästen bewirtschaftet. Rund 1.000 Stück sind es im ganzen Stadtgebiet. Gerade jetzt im Frühling bieten sie komfortable Kinderstuben für viele Arten von Höhlenbrütern.

Götterbäume

Weil der Park bereits Mitte der 1950er-Jahre auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs angelegt worden war, prägen ihn mittlerweile auch majestätische Bäume, wie beispielsweise die amerikanische Roteiche am Süd-Ostrand, die mehr als 70 Jahre alt ist. Oder der benachbarte Eschenahorn, der durch seinen gebogenen Wuchs und die zarten Verästelungen auffällt. Ins Auge springen auch die beiden Götterbäume mit ihren gefiederten Blättern und dem auffälligen Wuchs in der Nähe der Kaskade. Dabei handelt es sich um sogenannte Pioniergehölze, wahre Überlebenskünstler also. Diese Bäume können sich Bereiche erschließen, die so trocken sind, dass andere Gehölze, wie beispielsweise Linden oder Eichen dort nicht klarkommen. Im Herbst bestechen die Götterbäume durch eine auffallend intensive Herbstfärbung.

Auch das Buchenwäldchen im Zentrum des Parks macht an sonnigen Herbsttagen mit seiner bunten Pracht von sich reden. Doch auch im Frühjahr, wenn die hellgrünen glänzenden Blättchen sich zaghaft dem Licht entgegenstrecken, sollte man sich diesen Anblick nicht entgehen lassen!

Text: Dagmar Obermeier-Kundel