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Die Winzerer Höhen: Wo Regensburg zu Füßen liegt

Auf eine Länge von etwa vier Kilometern und über rund 29 Hektar erstrecken sich die Winzerer Höhen vom Dreifaltigkeitsberg im Osten bis nach Kager im Westen. Sommers wie winters punkten sie mit ganz speziellen Highlights, wie dem Schlittenberg mit Stadtpanorama oder einer Grillstation mit Abenteuer-Spielplatz.

Fotografie – Ausblick von den Winzerer Höhen auf die Regensburger Altstadt mit dem Dom

14. Januar 2021

Eigentlich handelt es sich bei der Gesamtanlage um drei unterschiedliche Parks – den Dreifaltigkeitsberg im Osten, den Park der ehemaligen Seidenplantage, der direkt an den Schelmengraben angrenzt, und den eigentlichen Park Winzerer Höhen, der sich im Anschluss über den Höhenrücken bis hin zur Kapelle von Kager erstreckt. Zusammen mit dem Aubachpark im Osten der Stadt und dem Donaupark im Westen, gehört das zusammenhängende Gebiet der Winzerer Höhen, das einen Ausläufer der fränkischen Jurahöhen bildet, zu den größten Parklandschaften des Stadtgebietes.

„Hier stoßen ganz unterschiedliche Landschaftstypen auf einander. Die Winzerer Höhen bilden quasi die Nahtstelle. Hinzu kommt, dass einem hier ganz Regensburg zu Füßen liegt. Das macht den besonderen Charme dieses Parks aus“, sagt Dietrich Krätschell, der Leiter des Gartenamtes. Eng an das Donautal geschmiegt, ragen die Winzerer Höhen majestätisch über der Stadt auf. Nach Norden – in Richtung Kareth und Lappersdorf – gehen sie sanft in eine hügelige Landschaft über und im Osten nähern sie sich den Ausläufern des Bayerischen Waldes an.

Fotografie – Ausblick von den Winzerer Höhen Richtung Bayerischer Wald
Weiter Blick über sanfte Hügel: Von den Winzerer Höhen kann man bei klarem Wetter bis zum Bayerischen Wald schauen. © Christof Kundel

Panoramablicke

Immer dort, wo die Bäume und Sträucher den Blick frei geben, bietet sich dem Spaziergänger eine atemberaubende Sicht auf die Stadt. Das beginnt direkt vor der Dreifaltigkeitskirche, setzt sich am Schlittenberg der Seidenplantage fort und endet oberhalb von Niederwinzer. Parkbänke laden hier zum Schauen und Verweilen ein. Wer noch ein bisschen weiter wandert, ganz hinauf bis zum sogenannten Renner-Hof, der kann die Augen noch weiter schweifen lassen, bei klarem Wetter über das Kalkwerk und den Keilberg hinweg sogar bis zum Bayerischen Wald.

Freizeitparadies

Wenn die Sonne von einem frostigen Winterhimmel strahlt, findet man an Wochenenden längs der Straße „Auf den Winzerer Höhen“ kaum einen Parkplatz. Dann rücken die Regensburger mit Kind und Kegel an, um sich mit Rodel oder Bob am Schlittenberg wagemutig in die Tiefe zu stürzen oder mit Langlauf-Skiern Spuren in den mehr oder weniger jungfräulichen Schnee zu ziehen. Und natürlich kommen auch die Spaziergänger auf ihre Kosten, die Frischluft tanken und gleichzeitig immer wieder den Ausblick auf die Stadt genießen können, die an sonnigen Winternachmittagen in pastellfarbigen Dunst gehüllt, fast unwirklich erscheint.

In der warmen Jahreszeit können sich hier Mountain-Biker, Jogger und Nordic Walker so richtig austoben. Am Ende der verschlungenen Wanderwege locken der Adlersberg oder die Tremmelhauserhöhe die Wanderer mit zünftigen Einkehrmöglichkeiten und schattigen Biergärten. Wer sich naturkundlich bilden möchte, der folgt der Beschilderung des acht Kilometer langen Albertus-Magnus-Wegs, der 2002 dem berühmten deutschen Gelehrten und Bischof von Regensburg gewidmet wurde, und der auf dessen bedeutende Naturforschung Bezug nimmt. Der Wanderweg führt von der Seidenplantage bis zum ehemaligen Dominikanerinnenkloster auf dem Adlersberg und ist mit Plaketten ausgeschildert, auf denen das mittelalterliche Universalgenie abgebildet ist. Ein Faltblatt, das im städtischen Gartenamt erhältlich ist, gibt Aufschluss über die einzelnen Stationen.

Naturparadies

Wer von den Winzerer Höhen in Richtung Altstadt schaut, der richtet seinen Blick auch auf eine wechselvolle Geschichte. Denn bereits die Römer hatten damit begonnen, die bewaldeten Hänge abzuholzen, um sonnenverwöhntes Terrain für den Weinbau zu gewinnen. Die später eingewanderten Bajuwaren übernahmen nicht nur Weinberge, sondern auch die lateinische Bezeichnung „ad vineas“ (lat. „zu den Rebstöcken“) und formten sie zu „vuinzara“ um, was sich schließlich zum Neuhochdeutschen „Winzer“ wandelte.

Das ganze Mittelalter hindurch wurde in Regensburg der sogenannte Baierwein getrunken, der aus den Trauben gewonnen wurde, die in der sonnigen Südlage der Winzerer Höhen gediehen. Die immer weiter fortschreitende Abholzung der Hänge führte aber schließlich dazu, dass der Boden erodierte und verkarstete. Dieser Verkarstung ist noch heute eine ganz spezielle Pflanzenwelt mit großem Artenreichtum zu verdanken, die eine Unzahl von Insekten anzieht und auch dafür sorgt, dass Hobby-Ornithologen hier Vögel antreffen können, die sonst im Stadtgebiet keinen geeigneten Lebensraum finden. Sperber, Kuckuck, Goldammer, Neuntöter, Feldlerche, Trauerschnäpper, Distelfink – sie alle, aber auch Fasane, Rebhühner, Rehe und Hasen finden auf den Winzerer Höhen einen reichgedeckten Tisch!

Fotografie schwarz-weiß – Biergarten auf den Winzerer Höhen mit Blick auf die Altstadt mit DomBiergarten mit Panoramablick: So malerisch ging es Anfang der 1950er-Jahre auf der Seidenplantage zu. © Ernst Berger

Seidenplantage

Der Südlage ist es sicherlich auch zu verdanken, dass Anfang des 19. Jahrhunderts König Ludwig I. den Auftrag gab, dort eine Maulbeerbaum-Plantage anzulegen und Seidenraupen zu züchten. Er knüpfte damit an die mittelalterliche Tradition der Seidenerzeugung an, die damals auch in Regensburg ausgeübt worden war. Die vom König persönlich unterstützte „Gesellschaft zur Förderung der Seidenzucht“ kaufte zwölf Tagwerk Ackerland auf, bepflanzte es mit Maulbeerbäumen und ließ als Wirtschaftsgebäude die sogenannte „Seidenplantage“ errichten, die allen älteren Regensburgerinnen und Regensburgern noch als das Tanzcafé schlechthin bekannt sein dürfte. Heute befindet sich das sanierte Gebäude in Privatbesitz.   

Leider war der Seidenproduktion in Regensburg kein nachhaltiger Erfolg beschieden, vermutlich deshalb, weil das Klima trotz des Südhanges einfach zu rau war. Die Maulbeerbäume wurden schließlich wieder abgeholzt. Ein einziges Exemplar hat die Zeiten überlebt und zeugt noch heute von den ehrgeizigen Plänen des bayerischen Königs, die Seidenindustrie in Bayern heimisch werden zu lassen.

Fotografie – Jogger läuft den Kreuzweg hinauf, im Hintergrund die Dreifaltigkeitskirche
Ein Kreuzweg führt von der Alten Nürnberger Straße hinauf auf den Dreifaltigkeitsberg. © Christof Kundel

Verschönerungsverein

Das abgeholzte Gelände verkarstete weiter. Dem im Jahr 1871 gegründeten Verschönerungsverein Regensburg war diese Versteppung allerdings ein Dorn im Auge, weshalb seine Mitglieder damit begannen, die mittlerweile verwahrlosten und mit Gesträuch bedeckten Steilhänge wieder aufzuforsten, ein Netz von Wanderwegen anzulegen und ein zusammenhängendes Naherholungsgebiet mit artenreichem Mischwald zu schaffen. Als sich der Verein im Jahr 1946 mangels Finanzkraft schließlich auflöste, ging der Grundbesitz an die Stadt über.

Bereits seit 1973 sind die Winzerer Höhen Teil des 700 Hektar umfassenden Landschaftsschutzgebietes „Donautallandschaft und Winzerer Höhen“ und werden vom Gartenamt der Stadt unterhalten und bewirtschaftet.

Text: Dagmar Obermeier-Kundel