Wer sich wirklich die Zeit nimmt, das stimmige Miteinander von sich sanft dahinschlängelndem Weg und majestätischen Baumreihen auf sich einwirken zu lassen, der wird schnell erkennen, wie sich die unterschiedlichen Borkenformen und -farben, das changierende Grün des Blätterdachs und das Spiel von Licht und Schatten zu einem Gesamtkunstwerk formen. Selbst im Winter, wenn die dominierenden Laubbäume ihre Blätter abgeworfen haben, gibt die Mischung aus bizarren Baumskeletten und immergrüner Unterpflanzung mit Eiben und Runzelblättrigem Schneeball der Allee noch dann eine Struktur, wenn sich Nebelgrau über die Stadt legt und Schnee und Eis jegliches Leben erstarren lassen. „Das ist der Grundcharakter der Allee“, fasst Krätschell zusammen. „Die Musik spielt hier eben im Detail.“
Zweimal im Jahr – im Frühling und im Herbst – schmückt sich die Allee mit leuchtenden Farben. Im Frühling, wenn die Sonne noch durch das winterkahle Astwerk zu dringen vermag, strahlen Winterlinge, Leberblümchen, Lungenkraut und Schneeglanz, die sich unter den Bäumen versammeln, miteinander um die Wette. Doch der Farbenrausch hält nur wenige Wochen an, dann übernimmt das frische Blattwerk das Zepter und taucht die Allee in ein wogendes Meer von unterschiedlichen Grüntönen, bis schließlich der Herbst mit seinem Malerpinsel das Laub wieder zum Leuchten bringt und die Rot- und Goldtöne in ernsthafte Konkurrenz zu den schräg einfallenden Sonnenstrahlen treten. Doch sommers wie winters, im Frühling und im Herbst – die Allee ist zu jeder Jahreszeit ein Kleinod, das einen großen Anteil daran hat, dass Regensburg so unvergleichlich ist.