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Der Villapark: Erholung und Muße auf den Spuren der Bayerischen Könige

Mit rund 1,6 Hektar ist er ein Kleinod inmitten der Stadt und zeigt sich nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten der Öffentlichkeit heute wieder so, wie es sein Schöpfer, der Münchner Oberhofgärtner Carl Effner, im Jahr 1856 für den bayerischen König Maximilian II. geplant hatte.

Fotografie: Blick auf die Königliche Villa

24. Mai 2023

Der Villapark, östliches Pendant zum Herzogspark im Westen und mit ihm durch den sich um die Altstadt schwingenden Alleengürtel verbunden, verdankt seine Entstehung tatsächlich niemand Geringerem als dem bayerischen König Maximilian II., der im Jahr 1852 eine längere Zeit in Regensburg verbrachte, um durch angeblich heilsame Donaubäder seine angegriffene Gesundheit zu stabilisieren. Er musste damals feststellen, dass es in der Domstadt keine angemessene Unterkunft für die königliche Familie gab und beauftragte den Architekten und Bildhauer Ludwig Foltz mit dem Bau eines Sommersitzes im Stil des frühen Historismus – auch Neugotik genannt –, die damals in ganz Mitteleuropa en vogue war. Bauherr war allerdings die Stadt Regensburg, der Maximilian II. durch die Schenkung von Liegenschaften die finanzielle Möglichkeit zu diesem Bau verschaffte.

Pläne von Carl Effner

Die Gestaltung der Gartenanlage übertrug der König dem Münchner Oberhofgärtner Carl Effner. Dieser sollte nicht verwechselt werden mit seinem deutlich berühmteren Sohn, Carl von Effner, der im Jahr 1877 in den Stand des bayerischen Personaladels erhoben wurde. Die Originalpläne, die der Vater gezeichnet hatte, waren bei Recherchen zum Parkpflegewerk, das 2009 von dem Gartendenkmalpfleger und Landschaftsarchitekten Jochen Martz vorgelegt wurde, überraschend im Archiv der bayerischen Verwaltung der Schlösser, Gärten und Seen in München zu Tage gefördert worden. Diese Pläne dienten dem städtischen Gartenamt als Vorlage für die Restaurierung des Parks. 700.000 Euro haben Stadt und Freistaat zu gleichen Teilen in die Parksanierung investiert. Und der Aufwand hat sich wirklich gelohnt, davon können sich die Besucherinnen und Besucher des Parks zu allen Jahreszeiten überzeugen.

Originalbepflanzung

Ein paar von den Bäumen, die Carl Effner pflanzen ließ, spenden im Sommer immer noch ihren Schatten. Eine Rotbuche im Waisenhausgarten, eine majestätische Blutbuche unmittelbar vor dem Gebäudekomplex der Königlichen Villa und eine Flatterulme in der Südwestecke des Parks haben wohl schon die Ankunft der königlichen Equipagen miterleben dürfen. Stehen bleiben durfte auch ein Torso eines alten Ahorns im sogenannten Waisenhausgarten, der jetzt Totholzbewohnern als Zuhause dient. Denn: Die Gartenanlage ist nicht nur Bau- und Gartendenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz, sondern auch Naturdenkmal nach dem bayerischen Naturschutzgesetz.

Aber auch die neu gepflanzten Bäume, Sträucher und Stauden sind durchaus authentisch. Maiglöckchen, Alpenveilchen, Lerchensporn, Haselwurz, Flieder, Alpenjohannisbeere und Christrosen und natürlich das Rosenbeet vor der Königlichen Villa selbst, sind typische Gewächse, die schon in Gartenanlagen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kultiviert wurden.

Die Parkanlage gliedert sich in drei Teile, Vorgaben der bereits aus früheren Jahrhunderten gewachsenen Topografie. Der Bereich im Osten wird im Volksmund immer noch „Waisenhausgarten“ genannt, wohl deshalb, weil er einst als Nutzgarten für das angrenzende Städtische Waisenhaus diente. Optisch unterteilt wird der Park durch den ehemaligen Stadtgraben, Teil der historischen Ostenbastei. Und schließlich findet sich im Westen der eigentliche Vorgarten der Königlichen Villa, der ebenfalls für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Fotografie: Verschlungene Wege geben immer wieder neue Perspektiven frei.
Verschlungene Wege geben immer wieder neue Perspektiven frei. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Natürliche und zweckfreie Romantik

Während es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gang und gäbe war, um der Romantik willen künstliche Staffagen wie Tempel oder Ruinen zu errichten, konnte Effner im Villapark also auf eine natürliche Kulisse zurückgreifen. Restbestände der Stadtbefestigung wie Stadtmauer, Zwinger und Graben sind ebenso erhalten geblieben wie das Ostentor und der Anatomieturm, der das Ensemble im Westen zum Donaumarkt hin begrenzt. Diese romantische Kulisse ist – im Gegensatz zu vielen anderen Gartenkunstwerken – also wirklich echt.

Den Besuchern möchte man ans Herz legen, sich ein bisschen Zeit zu nehmen und in Muße den Blick schweifen zu lassen. Denn: Die Landschaftsparkgestaltung des 19. Jahrhunderts hat eine Gartenanlage schließlich nie als nur einen einzigen Raum begriffen, sondern immer mehrere Komponenten zusammengesetzt. Deutlich sichtbar wird dies an den verschlungenen Wegen, die stets neue Perspektiven und Raumerlebnisse eröffnen. Ensembles von unterschiedlichen Sträuchern stellen sich dem Blick entgegen und geben dann überraschend neue Sichtachsen frei. Ganz besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der Blick von der Treppe des Waisenhausgartens auf den Stadtgraben. Vor der Kulisse der Königlichen Villa schlängelt sich hier der Weg zur Donau hin wie eine lässig hingeworfene Peitschenschnur, beschaulich und zum Verweilen einladend. Der Luxus der Gartenkunst wird hier förmlich zelebriert. Und in solch einem Fall darf das ruhig auch mal zweckfrei sein.

Text: Dagmar Obermeier-Kundel