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Der Hegenauer-Park: Perle im Stadtsüden

Ein spannendes Buch, ein Plätzchen in der Sonne, die Füße baumeln in einem Bachlauf, die Luft ist erfüllt von Bienensummen und Vogelgezwitscher: Wer denkt da nicht voller Sehnsucht an Sommerurlaub und Ferienparadiese? Doch man muss nicht nach Kroatien fahren oder in den Schwarzwald – die geschilderte Idylle liegt nämlich gleich vor der Haustüre!

Der Hegenauer-Park

8. Juli 2020

Der 4,9 Hektar große Park, der in weiten Teilen so wirkt, als habe man eine gewachsene Mittelgebirgslandschaft mit Wegen erschlossen, ist von Menschenhand angelegt worden. 1989 fertiggestellt, war der Park als Teil des Grünflächenkonzeptes Königswiesen-Süd in die Planung des Neubaugebietes eingebunden worden. 15 Zugänge machen den Eintritt von allen Seiten aus den angrenzenden Wohngebieten möglich, ganz unterschiedliche Angebote für alle Alters- und Interessensgruppen lassen bei Jung und Alt keine Langeweile aufkommen.

Picknickrasen und Langgraswiesen

Kinder und Jugendliche können sich auf dem Spielplatz mit Wasserdüsen und der Röhrenrutsche amüsieren. Für Ballsportarten oder Picknicks steht gleich vis á vis eine großzügige, stets kurz gehaltene Rasenfläche zur Verfügung. Kontemplativ veranlagte Spaziergänger können den Weg durch die Blumenwiesen wählen und sich von den Wiesenblumen inspirieren lassen, die hier wachsen, blühen und sich nach Herzenslust aussamen dürfen, ohne den Rasenmäher fürchten zu müssen. Schafgarbe, Flockenblume, wilde Möhre, Wiesenstorchschnabel, Hahnenfuß und leuchtende Wicken bieten dem Auge im Spätsommer eine Vielfalt an impressionistisch anmutenden Farbtupfern. Auch für viele Insektenarten, für Singvögel und alle unterschiedliche Kleinlebewesen bilden diese Langgraswiesen Lebensraum und Schutz. Wer ein bisschen innehält, kann Pfauenaugen, Bläulinge und Zitronenfalter beobachten, die von Blüte zu Blüte schaukeln und an lauen Sommerabenden erfüllt ein vielstimmiges Grillenkonzert den Park.

Der Weg schlängelt sich, der Topografie des Parks folgend, gemächlich in die Höhe, wo man zur linken Hand auf einen von Schilf und Wasserdost gesäumten Weiher stößt. Mehrere Stockentenfamilien genießen die laue Spätsommerluft und lassen sich gemächlich auf dem Wasser treiben. Ab und an gerät die ruhige Wasseroberfläche in Bewegung, dann nämlich, wenn einer der mächtigen Karpfen oder Hechte, die der Teich beheimatet, an die Wasseroberfläche drängt. Bei der Komplettreinigung im Jahr 2008, erzählt Vorarbeiter Tobias Seliger, der für den Pflegebezirk Königswiesen Süd zuständig ist, habe man sogar einen Hecht von 1,40 Meter Länge abgefischt.

Vorarbeiter Tobias Seliger zeigt den Brunnen, aus dem Wasserlauf und Teich gespeist werden.
Vorarbeiter Tobias Seliger zeigt den Brunnen, aus dem Wasserlauf und Teich gespeist werden. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Dialog zwischen Natur und Architektur

Gespeist wird der Teich durch einen 67 Meter tiefen Brauchwasserbrunnen am höchsten Punkt des Parks. Von dort gelangt das kristallklare Wasser zum einen zur Kneipp-Anlage auf der gegenüberliegenden Hügelkuppe und zum anderen in den ebenfalls künstlich angelegten Bachlauf, der über unzählige große Findlinge hinweg munter den Berg hinunter plätschert und unten angekommen elegant in den geschwungenen Bogen des Betonbeckens gleitet. Eine Holzbrücke spannt sich über den Zufluss zum Teich, gemütliche Bänke im Halbschatten laden zum Verweilen ein. „Das ist wie ein stiller Dialog zwischen Natur und Architektur“, lobt Gartenamtsleiter Hans Dietrich Krätschell die gelungene Synthese zwischen natürlich anmutender Landschaftsgestaltung und kraftvoller künstlerischer Akzentsetzung. Doch nicht nur deswegen ist der Hegenauer-Park für ihn „eine der schönsten Parkanlagen Regensburgs“.

Rosa Blutweiderich, violetter Wiesensalbei, gelb blühender Alanth, duftende Wasserminze und wilder Oregano, hingetupft entlang des Bachlaufs, setzen nicht nur optische Akzente, sie bieten auch Nahrung für alle Sinne. „Hier findet Umweltbildung an der Wurzel statt“, konstatiert Krätschell. „All das nährt auch die Seele und kann Glücksgefühle erzeugen.“ Wer sich die Zeit nimmt, der kann Libellen über den bemoosten Steinen schweben sehen und das grünfüßige Teichhuhn dabei beobachten, wie es nach Nahrung sucht.

Blütenfeuerwerk und Kneipp-Kultur

Krönender Höhepunkt des Parks ist – im wahrsten Sinn des Wortes – die Pergola im Süden. 1989 war hier ein Garten für Kräuter- und Heilpflanzen angelegt worden, der mittlerweile einer feurigen Blumenrabatte gewichen ist. Rudbeckien, Sonnenhut, Phlox, Helianthemum, Herbstastern, Salvien und Tagetes leuchten um die Wette und erhellen auch trübe Tage. Ganz offensichtlich haben sich die sieben Kolleginnen und Kollegen von Tobias Seliger, die sich um die Grünanlagen in Königswiesen Süd kümmern, hier nach Herzenslust ausgetobt und alle Register ihrer Gärtnerkunst gezogen. Gleich nebenan findet sich die Kneipp-Anlage mit zwei Arm- und einem 60 Zentimeter tiefem Wassertretbecken. Auch diese werden durch das Brunnenwasser gespeist und jeden Freitag komplett gesäubert.

Der Hegenauer-Park, der aus einem bereits 1980 durchgeführten städtebaulichen Ideenwettbewerb hervorgegangen war und vom Gartenamt planerisch ausgearbeitet wurde, ist heute ein Kleinod, das seinesgleichen sucht. Seine naturnahe Gestaltung brachte ihm bereits im Eröffnungsjahr den ersten Preis des Bayerischen Landesverbands für Gartenbau und Landschaftspflege ein. Heute, fast 40 Jahre danach, zeigt sich, dass auch der Mensch kleine Paradiese schaffen kann, wenn er berücksichtigt, dass er der Natur Raum geben muss, sich frei zu entfalten.

Die Pergola ist eines der Markenzeichen des Parks.Die Pergola ist eines der Markenzeichen des Parks. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Text: Dagmar Obermeier-Kundel