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Der Charlotte-Brandis-Park: Künstliche Kleinlandschaft mit natürlichem Charme
Der Charlotte-Brandis-Park in Kumpfmühl besticht mit einem ausgewogenen Landschaftsbild, einigen beeindruckenden Baumriesen und einem harmonisch angelegten Teich, in dem in den Sommermonaten die Gischt einer drei Meter hohen Fontäne für Abkühlung und Erfrischung sorgt.
19. Juli 2024
Für die angrenzenden Schrebergärten der Anlage „Land in Sonne“ ist er grüne Lunge und erweiterter Erholungsraum zugleich, für die Kumpfmühlerinnen und Kumpfmühler ein Stück Natur in einer eher urbanen Umgebung. Der Park, der in den Jahren 1927 und 1928 auf dem ehemaligen Ziegelei-Gelände der Firma Wiedenmann angelegt wurde, bildet quasi die grüne Mitte der Schrebergarten-Anlage „Land in Sonne“. Im Zentrum stand bereits damals der natürliche Weiher, der später als Löschteich genutzt wurde. Im Gegensatz zu heute war der Park auch von den Kleingärten her durch mehrere Wege erschlossen. Bereits damals waren ein Spielplatz und ein Sportplatz in den Planungen enthalten.
Seit Juli 2024 trägt die Grünanlage im Stadtsüden einen neuen Namen: Der ehemalige Karl-Freitag-Park wurde umbenannt und erinnert nun an Charlotte Brandis und ihr tragisches Schicksal, das sie mit vielen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern Regensburgs teilt.
Beeindruckende Topographie
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen verwilderte der Park zusehends. Erst in den 1950er-Jahren wurde er als Grünanlage wiederbelebt, nach Westen zum Kaulbachweg hin erweitert und drainiert, weil der lehmige Boden von Wasseradern durchzogen und das Gelände dadurch entsprechend morastig war. Mit seinen rund 16.000 Quadratmetern ist der Charlotte-Brandis-Park etwa 1.000 Quadratmeter größer als der Herzogspark. Er bildet die östliche Begrenzung eines fast ununterbrochenen Grünzuges, der sich vom Königswiesener Park über die Klenzestraße und das Feuchtbiotop Kneitinger Weiher bis hin zur Augsburger Straße erstreckt.
Die leicht ansteigende Topographie des Parks, die von elegant geschwungenen Wegen durchzogen ist, hat wesentlichen Anteil daran, dass das Gesamtensemble so harmonisch wirkt. Wer den Zugang vom Kaulbachweg her wählt, der wird unweigerlich zum Teich hingezogen. Im Zuge der Sanierung waren 2014 die Uferbereiche neu gestaltet, mit Wasserbausteinen befestigt und mit Kies aufgeschüttet worden. Unterschiedliche Gräser und Sumpfpflanzen bilden einen natürlich anmutenden Uferbewuchs, junge Trauerweiden fügen sich harmonisch in die Vegetation der Umgebung ein. Die sprudelnde Fontäne ist nicht nur ein Augenschmaus, sie sorgt auch dafür, dass durch die Wasserbewegung und die Zuführung von Sauerstoff das Laub mineralisiert wird, das in den Teich fällt. Der bei einer ruhigen Wasseroberfläche schnell entstehende Faulschlamm wird so vermieden, das Wasser bleibt klar.
Bereits im Februar breiten sich leuchtend gelbe Teppiche von Winterlingen unter den Bäumen aus. Buntspechte bereiten ihre Nisthöhlen vor. Und später im Jahr sorgt der Wiesenstorchschnabel auf den beiden Rasenflächen im Süden, die bewusst selten gemäht werden, für violette und purpurne Farbtupfer. Unzählige Nistkästen in den Bäumen zeugen davon, dass der Charlotte-Brandis-Park nicht nur ein Paradies für Menschen ist. Neben vielen Vogelarten fühlen sich hier auch die Fledermäuse heimisch. In lauen Sommernächten kann man beobachten, wie sie – Schatten gleich – durch den Park schwirren. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit weist auch ein großer Teil der Baumflora die typischen Merkmale eines Biotops auf. Und so findet man viele Gehölze, die einen feuchten Standort bevorzugen, wie Silber- und Schwarzpappeln, Moorbirken, Trauer-, Hänge- und Silberweiden, aber auch Grau- und Schwarzerlen. Nicht alle Bäume, die während der Entstehungsphase gepflanzt wurden, haben die Zeiten überdauert. Einige Bäume mussten im Lauf der Jahre ersetzt, andere – wie zwei mächtige Trauerweiden – sehr stark zurückgeschnitten werden. Dass das Gartenamt mit der Natur arbeitet, zeigt die Tatsache, dass sich solche Torsi im Frühling rasch wieder mit frischem Grün schmücken.
Und auch an anderen Stellen müssen die Fachleute immer wieder eingreifen: gestaltend, ordnend und natürlich auch restriktiv. Dann beispielsweise, wenn Baumkronen auseinanderzufallen drohen, oder wenn herabfallendes Totholz die Parkbesucher gefährden könnte. Man sieht es dem Park auf den ersten Blick nicht an, dass er mehrfach überformt und bearbeitet worden ist. Im Gegenteil: Der Park ist das beste Beispiel dafür, dass eine durchaus künstlich gestaltete Kleinlandschaft eine ungemein natürliche Wirkung erzeugen kann.