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Der Aberdeen-Park: Auf dem Balkon von Regensburg
Der Aberdeen-Park bietet grandiose Aussichten: Im Süden auf die Altstadt, im Westen bis nach Lappersdorf, im Norden über Wutzlhofen hinweg bis zur Konradsiedlung und im Osten bis zum Sendemast des Keilbergs. Benannt nach der schottischen Partnerstadt und behindertengerecht angelegt, krönt er als grüne Oase den Sallerner Berg.
14. September 2023
Lord Provost Henry E. Rae hatte es sich nicht nehmen lassen und war im Mai 1985 mit einer Delegation extra aus Aberdeen angereist, um an der offiziellen Eröffnung der Parkanlage durch Oberbürgermeister Friedrich Viehbacher teilzunehmen. Im Gepäck hatten die Schotten damals heimische Eichen und Buchen, die sie anlässlich des Tags des Baumes eigenhändig einpflanzten. Die Pläne, die die Stadt mit dem damals jüngsten aller Regensburger Parks verfolgte, waren ambitioniert: Nach dem Vorbild des Victoria-Parks in Aberdeen behindertengerecht gestaltet, sollte er dereinst sogar Szenario einer Landesgartenschau sein – so weit ist es dann allerdings doch nicht gekommen.
Ein Tast- und Duftgarten für Blinde war damals angelegt worden, ein Fitnessparcours für Rollstuhlfahrer, Behindertenparkplätze und – etwas später – auch behindertengerechte Toiletten. Der Steinbruch, der sich ehemals auf dem Gelände des heutigen Parks befand, wurde als sogenanntes Theatron gestaltet, als Amphitheater für kulturelle Ereignisse. Heute dient es als Kulisse für den großzügigen Festbereich mit Pavillon, gemauerter Feuerstelle und mehreren Grillplätzen. Unter schattigen Bäumen, direkt am Lagerfeuer oder bei schlechtem Wetter sogar unter einem schützenden Dach lässt es sich gut feiern. Auch eine Wasserzapfstelle und ein Stromanschluss sind vorhanden. Dessen Freischaltung kann beim Gartenamt gegen ein geringes Entgelt beantragt werden.
8,4 Hektar umfasst das Gelände des Aberdeen-Parks, das unmittelbar an die Grundschule am Sallerner Berg angrenzt. Wer körperliche Betätigung liebt, der kann sich hier so richtig austoben. Ob auf dem Bolzplatz, der Sommerstockbahn, dem Streetball-Feld oder beim Tischtennis – sportlichen Betätigungen sind kaum Grenzen gesetzt. Aber auch Jogger und Nordic Walker kommen hier auf ihre Kosten. Und für Denksportler steht ein Freiluftschachbrett bereit. Wer es aber lieber geruhsam mag, dem bieten die großzügigen Grünflächen und die schattenspendenden Baumgruppen optimale Bedingungen zum Relaxen. Auch ein Spielplatz, auf dem sich die Kinder tummeln können, ist natürlich vorhanden.
Wohlriechende Küchenkräuter wie Salbei, Lavendel, Minze oder Zitronenmelisse regen im Tast- und Duftgarten die Sinne an, der sich um den 1988 von der Künstlerin Angela Stösser geschaffenen Brunnen mit der Braille-Inschrift „Blumen und Duft, Wasser und Luft“ gruppiert. Im Frühsommer mischt sich ihr würziger Geruch mit dem süßen Duft von echtem Jasmin und Robinienblüten. Bergahorn, Mehlbeerbäume, Lärchen, Silberlinden und Kiefern gedeihen gut im Aberdeen-Park. Ein paar dendrologische Besonderheiten wie beispielsweise der Gingko-Baum, die amerikanische Roteiche oder die Nutka-Scheinzypresse tun sich aber eher schwer, sich hier heimisch zu fühlen. Sie sind in ihrer Entwicklung weit unter ihren Möglichkeiten geblieben.
An die älteste Städtepartnerschaft, die Regensburg bereits seit 1955 zu der schottischen Granit- und Rosenstadt pflegt, erinnert eine ovale Steinplatte, auf die ein Fragment des Gedichtes „To A Mouse“ des berühmten schottischen Schriftstellers Robert Burns graviert ist. Wer sich dort an der nicht einfachen Übersetzung der im schottischen Dialekt verfassten Zeilen versucht, der sollte trotz allem Enthusiasmus für die Dichtkunst nicht den Blick über die Altstadt verpassen. Bei schönem Wetter bietet sich von hier aus nämlich ein spektakuläres Panorama, in dessen Mittelpunkt die Domtürme stehen!
Wie die übrigen Regensburger Parks und Grünanlagen bleibt leider auch der Aberdeen-Park nicht verschont von Vandalismus. Immer wieder müssen Schmierereien beseitigt oder beschädigte Parkbänke repariert werden. Weitgehend verschont geblieben von solcher Zerstörungswut ist hingegen die von Helga und Peter Ittlinger gestiftete kleine Kapelle, die sich auf dem höchsten Punkt des Bergparks befindet und ehrenamtlich betreut wird. Stets schmücken frische Blumen und Kerzen den Altar – eine freundliche Einladung an die Besucherinnen und Besucher des Parks, eine Pause einzulegen und kurz innezuhalten.