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Bagger, Schaufel, Pinsel – die Zutaten für die Vorplanungen der neuen Tiefgarage am Bahnhof

Fotografie: Blick auf die Baustelle vor dem Hauptbahnhof

26. Juni 2022

Als der Bagger anrollte und die ersten Markierungen in der Bahnhofstraße gegenüber des Bahnhofs gesetzt wurden, haben sich viele Bürgerinnen und Bürger gefragt, was da wohl wieder passiert.
Bei einem Pressetermin erklärten Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Planungs- und Baureferentin Christine Schimpfermann, sowie Dr. Lutz Dallmeier von der Unteren Denkmalschutzbehörde, was es mit den Sondagen auf sich hat.

Bekannt ist, dass es im kepleR+ Areal unter anderem einen jüdischen Friedhof gab, der zwischen 1210 und 1519 dort angelegt war. Bisher konnte die südliche Grenze des Friedhofs nicht genau bestimmt werden, die Einschränkungen im Verkehr wären zu groß gewesen. Mit der Inbetriebnahme des IZOB und der geänderten Verkehrsführung ist die Fläche nun verkehrsbefreit, und die Einschränkungen für Fußgänger und Radfahrer sind minimal.

Der richtige Zeitpunkt also den Boden genau zu untersucht.

Fotografie: Die Umgestaltung des KepleR+ Areals geht weiter, Sondagearbeiten am Bahnhof
Die Umgestaltung des KepleR+ Areals geht weiter, Sondagearbeiten am Bahnhof © Stadt Regensburg, Anette Menke

Und was hat das alles mit der Tiefgarage zu tun?

Zurzeit finden die weiteren Planungen für das Areal statt, inklusive der Vorüberlegungen für eine Tiefgarage unter der Bahnhofstraße. Diese Planungen verlaufen im geschichtsträchtigen Regensburg nicht nur am Schreibtisch mit Planzeichnungen, sondern auch ganz praktisch vor Ort an der künftigen Baustelle. Wenn bei den Untersuchungen des Bodens Reste des jüdischen Friedhofs gefunden werden, so hat das direkte Auswirkungen auf die Ausmaße der Tiefgarage.

Der jüdische Glaube sieht die Unversehrtheit eines Grabes auf unbestimmte Zeit vor. Dies bedeutet, dass eine jüdische Grabstätte nicht geöffnet oder verändert werden darf und der Boden wieder verschlossen wird. Hier hält sich die Stadt Regensburg sehr eng an die Vorgaben der jüdischen Religionslehre.

Denkmalschutz und Stadtplanung gehen Hand in Hand. Bei jeder Baumaßnahme, die in einem Gebiet liegt, in dem archäologische Funde vermutet werden können, wird eine genaue archäologische Untersuchung durchgeführt. Die Komplexität des Baus der Tiefgarage am Bahnhof wird also um die Komponente Archäologie erweitert.

Was genau wird gemacht?

In einem ersten Schritt wurden die Straßenkoffer maschinell entfernt. Die Erdarbeiten dürfen in diesem sensiblen Umfeld nur unter der Kontrolle von Grabungstechnikern oder Archäologen durchgeführt werden. Der Boden wird untersucht – auch auf Leitungen oder Kampfmittel. Der Bereich rund um den Bahnhof wurde im Zweiten Weltkrieg stark bombardiert und so können sich durchaus noch Kampfmittelreste im Erdboden befinden. Das Abtragen des Oberbodens erfolgt anschließend sowohl in Streifen als auch flächig. Dabei muss nicht tiefer als zwei Meter gegraben werden an dieser Stelle. Die Bestattungsrituale auf dem Gelände sahen keine tieferen Gräber vor. Die Mitarbeiterin der Grabungsfirma leitet den Baggerfahrer an und achtet auf Kleinfunde wie Keramikscherben, Knochen, Metall usw. sowie auf entsprechende Bodenveränderungen und Verfärbungen. Versorgungsleitungen werden im Zuge der Erdarbeiten entsprechend vorsichtig frei- bzw. umgelegt. Sofern erforderlich, erfolgt im gleichen Zug bereits ein manuelles Nachputzen der freigelegten Strukturen und Verfärbungen, der Befunde. Diese werden durch Nägel für die nachfolgende Dokumentation mittels Foto, Beschreibung und Vermessung markiert.

Die ersten Tage der Grabungen haben noch keine Funde zu Tage gebracht. Erst wenn sichergestellt werden kann, dass die südliche Grenze nicht über die Sondagestellen hinausgeht, kann die Größe der Tiefgarage für einen Realisierungswettbewerb festgelegt werden. das Projektteam rechnet mit dem Abschluss der Arbeiten für Ende Juli, vorausgesetzt, es werden weiterhin keine Überreste jüdischer Gräber gefunden.

Fotografie: Pressetermin
Planungs- und Baureferentin Christine Schimpfermann, Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Untere Denkmalschutzbehörde, Dr. Lutz Dallmeier © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Realisierungswettbewerb

Der Realisierungswettbewerb für die Umgestaltung des nördlichen Bahnhofsvorplatzes mit dem ZOB, Dach für den ZOB, Tiefgarage für Autos und Fahrräder soll noch dieses Jahr ausgelobt werden. Die Ergebnisse des Wettbewerbs können dann im Jahr 2023 präsentiert werden. Der Beginn der Bauarbeiten könnte dann frühestens im Jahr 2024 starten. Christine Schimpfermann: „Wir wollen das gesamte Areal bis 2030 fertig gestellt haben und freuen uns auf ein attraktives KepleR+ Areal, das Regensburg an dieser Stelle des Stadteingangs vom Hauptbahnhof her aufwertet."

Text: Anette Menke