
Die Vermittlung von Kultur ist für Joseph Wasswa keine Einbahnstraße. © Bilddokumentation Stadt Regensburg
Kulturschock überwinden
Doch der Kulturschock traf ihn hart. Die fremden Menschen, die er – wie in seiner Heimat üblich – fröhlich grüßte, starrten ihn verwundert an, mit seinem fließenden Englisch – in einer ehemals britischen Kolonie fast selbstverständlich – kam er in der Metropole der Oberpfalz nicht weit. Doch er wollte nicht aufgeben, weil er seine Familie in der Heimat, die große Hoffnungen auf ihn gesetzt hatte, nicht enttäuschen wollte.
Zu Hilfe kam ihm da zum Einen die Gelassenheit, die seinem Volk eigen ist, und zum Anderen die Musik, die keine Grenzen kennt und überall auf der Welt verstanden wird. In Afrika sei der Rhythmus die Grundnahrung der Menschen. Er stimuliere die Gehirnhälften und trage dazu bei, dass sich bereits kleine Kinder besser konzentrieren und leichter abschalten könnten. Diese Sprache Afrikas trug er nach Regensburg und merkte schnell, dass er damit seine Schülerinnen und Schüler fesseln konnte, denn: „Die Musik hilft, ein Stück Heimat in die Fremde zu bringen.“
Aber Wasswa stellte auch schnell fest, dass die Vermittlung von Kultur keine Einbahnstraße sein darf. Ihm sei bewusst geworden, dass auch er in die deutsche Kultur hineinwachsen musste, betont er. Deshalb belegte er an der Universität Kurse in Internationaler Handlungskompetenz, las Hermann Bausingers Buch „Wir Deutschen“ und lernte schnell und vor allem fließend Deutsch, das er heute so schnell spricht, dass auch Einheimische sich schwer tun, ihm zu folgen. Und natürlich ist ihm inzwischen auch das Bayrische nicht mehr fremd.
Nach Abschluss seines Studiums an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik engagierte er sich als Chorleiter der Gemeinde Steinweg und unterrichtet seit 2014 an der Sing- und Musikschule Singen und Rhythmusvermittlung. Er ist Träger des Kulturförderpreises der Stadt Regensburg und Promotionsstipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung. Thema seiner Doktorarbeit ist die Migrationsforschung von Menschen mit afrikanischer Herkunft in Deutschland und die integrative und identitätsstiftende Bedeutung von Musikkultur und alltagskulturellen Praxen.