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Ein großes Herz für kleine Menschen
Anna Sonnleitner ist für das Amt für Jugend und Familie in der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) tätig. In der Grundschule Prüfening berät sie dabei täglich Kinder und Eltern in Konfliktsituationen und lehrt die Schülerinnen und Schüler Entspannung und Achtsamkeit.
Bei Anna Sonnleitner ist der Name Programm. Wenn die Sozialpädagogin – stets mit einem strahlenden Lächeln – einen Raum betritt, scheint die Sonne aufzugehen. Mit ihrer freundlichen, zugewandten Persönlichkeit macht sie es ihren Mitmenschen leicht, sich ihr zu öffnen und das Herz auszuschütten. An der Grundschule Prüfening bildet Sonnleitner gemeinsam mit drei Kolleginnen eine vertrauliche Anlaufstelle für Kinder und Eltern, die persönliche, schulische oder familiäre Probleme haben. „Auch Grundschulkinder tragen oft schon ein gehöriges Päckchen Sorgen mit sich herum, bei denen sie externe Unterstützung brauchen“, schildert die 41-Jährige. „Sei es, weil sie gemobbt werden, die Eltern sich trennen oder weil sie aus einem Elternhaus kommen, in dem sie keine sozialen Umgangskompetenzen gelernt haben und dadurch immer wieder in Konflikte geraten.“
Insgesamt 16 Grundschulen verfügen in Regensburg über JaS. Weitere 16 Anlaufstellen gibt es an Mittel-, Real- und Berufsschulen sowie an den Sonderpädagogischen Förderzentren und dem städtischen Von-Müller-Gymnasium. Der Schwerpunkt der JaS liegt dabei auf der Einzelfallhilfe und richtet sich speziell an Kinder, die sozial benachteiligt oder individuell beeinträchtigt sind.
In Anna Sonnleitners „Kinderbüro“, das direkt in der Schule untergebracht ist, sind kleine Gäste jederzeit willkommen. Eine gemütliche Ecke mit Kissen, Kuscheltieren, Spielsachen und Büchern lädt ein, dort in Ruhe anzukommen und Hemmschwellen abzubauen. Auch Lehrkräfte, die das Gefühl haben, dass es einem Kind in ihrer Klasse nicht gut geht, wenden sich an die Jugendsozialarbeiterinnen. Und häufig sind es auch Eltern, die Hilfe suchen, weil sie mit ihrem Kind von einem Konflikt in den nächsten schlittern und sich selbst nicht mehr helfen können.
„Jeder Fall ist natürlich absolut individuell, aber im Grunde versuchen wir immer, im Gespräch mit dem Kind den Kern des Problems herauszufinden“, erklärt Sonnleitner. „Manchmal findet sich hierfür auch recht schnell eine Lösung. Oft vermittle ich die Familie weiter an eine der vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten, mit denen wir über die städtische Jugendhilfe gut vernetzt sind. Und in zum Glück eher seltenen Fällen bemerken wir auch eine akute Kindeswohlgefährdung und müssen schnell eingreifen, um Schlimmeres zu verhindern.“ Natürlich gehen solche Vorkommnisse immer nahe, aber auch hier kommen der Sozialpädagogin die kurzen Wege an der Schule zugute: „Dadurch, dass wir so nah an den Schülerinnen und Schülern dran sind, bekomme ich es schnell mit wenn ein Kind leidet und kann dann auch zügig handeln.“
Kontakt zu den Kindern kann Anna Sonnleitner auch über Gruppenangebote knüpfen. So gibt es an der Schule über die JaS schon seit Jahren die Möglichkeit zur „stillen Pause“. In einem eigens dafür freigehaltenen Klassenzimmer können sich Kinder, denen es auf dem Pausenhof zu trubelig ist, in entspannter Atmosphäre ausruhen. In dem gemütlich gestalteten Raum läuft leise Musik, eine Lavalampe blubbert vor sich hin und ein Diffuser verbreitet den Duft von ätherischen Ölen. Ruhige Beschäftigungsmöglichkeiten wie Bauklötze, Mandala-Malen, Fühlspiele oder Bücher helfen beim Runterkommen, ein bunter Stoffhimmel und Kuschelkissen laden zum Entspannen ein. „Die stille Pause ist bei den Kindern sehr beliebt“, erzählt Sonnleitner. „Manche fragen von sich aus, ob sie kommen dürfen, andere werden von den Lehrkräften zu uns geschickt, weil die merken, dass sie es nötig haben.“
Wie wichtig Entspannung und Achtsamkeit auch schon für Kinder ist, weiß die Pädagogin aus eigener Erfahrung. Seit Jahren trainiert und unterrichtet die zweifache Mutter in ihrer Freizeit Yoga und absolvierte sogar eine spezielle Ausbildung als Trainerin für Kinderyoga sowie einen derzeit noch laufenden Kurs zur Thai-Yoga-Massage. Aus diesen Kenntnissen entwickelte sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Corinna Heindl das Projekt „Pause im Kopf. Entspannungstraining für Kinder und Jugendliche an Grund- und Berufsschulen“.
„In dem Konzept geht es darum, Kindern beizubringen, wie sie besser auf ihren Körper hören, sich selbst regulieren, entspannen und damit auch Stress und Aggressionen abbauen können“, beschreibt Sonnleitner. In einem wöchentlichen Training können die jeweiligen Pädagogen nach eigenem Ermessen aus verschiedenen Bausteinen mit Übungen zu Achtsamkeit, Atmung, Körperwahrnehmung, Meditation, Phantasiereisen und Kinder-Yoga auswählen. Immer sechsmal für jeweils 45 Minuten trainiert eine Gruppe aus 12 Kindern nach Unterrichtsschluss und stärkt dabei auch gleich das soziale Gefüge innerhalb der Klasse. „In dieser Konstellation schaffen wir es in der Regel, dass innerhalb eines Schuljahres alle Kinder, die wollen, mitmachen können“, sagt Sonnleitner.
Mit ihrem Konzept hat die Sozialpädagogin an ihrer Schule voll ins Schwarze getroffen. „Die Jugendsozialarbeit hat an jeder Schule einen etwas anderen Schwerpunkt, da auch jede Schule individuell ist und meine Kolleginnen und Kollegen jeweils einen etwas anderen Background haben. Unserer Schulleitung ist zum Beispiel das Thema Entspannung sehr wichtig und da hat die ‚Pause im Kopf‘ perfekt gepasst“, lacht Sonnleitner.