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„Ich hab mir schon als Kind einen Detektivkoffer gewünscht“

Nathalie Ziereis-Luber arbeitet bei der technischen Rechnungsprüfung. Ihre Fähigkeit, genau hinzuschauen und ihr Bedürfnis, komplexen Zusammenhängen auf den Grund zu gehen, sind für diesen Beruf wichtige Voraussetzungen.

StadtMensch Nathalie Ziereis-Luber

30. Oktober 2019

Sie ist Architektin und sie ist Mutter. Dass Nathalie Ziereis-Luber diese Doppelbelastung nahezu mühelos unter einen Hut bringt, ist nicht zuletzt auch ihrem Job zu verdanken. Als technische Rechnungsprüferin nimmt sie städtische Bauvorhaben genau unter die Lupe, prüft begleitend und hat ein kritisches Auge auf die Abrechnungen. Ein Berufsbild, das vielleicht trocken klingen mag, das aber durchaus Spaß machen kann, wenn man über ein bisschen detektivisches Gespür verfügt.

Mathe war eines ihrer Lieblingsfächer. „Ich hab mich gerne hingesetzt und so lange geknobelt, bis ich auch schwierige Aufgaben gelöst habe“, sagt die zierliche junge Frau. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb sie sich bereits als Kind einen Detektivkoffer gewünscht hatte. Diese Vorliebe, komplexen Sachverhalten auf den Grund zu gehen, kann sie heute auch in ihrem Beruf ausspielen, denn technische Rechnungsprüfung bedeutet nichts anderes, als Spuren zu verfolgen und genau zu recherchieren.

Detektivisches Gespür ist in ihrem Job wichtig.
Detektivisches Gespür ist in ihrem Job wichtig. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Stichproben

Nathalie Ziereis-Luber arbeitet im Rechnungsprüfungsamt. Aufgabe der Abteilung „Technische Prüfung“ ist es, städtische Baumaßnahmen unter anderem hinsichtlich des Vergaberechts und der technisch-wirtschaftlichen Planung und Ausführung zu beurteilen. Dazu gehören auch die Prüfung von Nachträgen und Folgekostenproblemen. Wichtig dabei ist eine ordnungsgemäße Abwicklung und Abrechnung.

In ihrer Entscheidung, welche Vorgänge genauer angeschaut werden, sind die Prüfer frei. Klar ist nur: „Wir können nicht alles unter die Lupe nehmen, deshalb müssen wir uns auf Stichproben beschränken. Aber niemand darf uns vorschreiben, dass wir irgendetwas bei der Prüfung außen vor lassen sollen“, erklärt Ziereis-Luber. Natürlich nimmt sie sich in ihrem Berufsalltag in erster Linie sogenannte Risikofaktoren vor, bei denen leichter Fehler unterlaufen können als bei Routinevorgängen. Denn: Dass jemand bewusst falsch abrechnet, ist die absolute Ausnahme. Meist passieren Fehler unter hohem Arbeitsdruck. Und ganz oft ist es einfach so, dass alles korrekt abgerechnet wurde, die Nachverfolgung wegen lückenhafter Dokumentation aber schwierig ist. Auch dann muss sich Nathalie Ziereis-Luber auf Spurensuche begeben.

Begleitende Prüfung

Bevor sich die Abteilung „Technische Prüfung“ einem neuen Projekt zuwendet, muss ein Prüfkonzept erstellt werden. Dann entscheidet sich auch, ob abschließend geprüft wird oder begleitend.

Die Baumaßnahme „Neue Kreuzschule“ auf dem Areal des alten Jahnstadions hat Nathalie Ziereis-Luber gemeinsam mit ihrem Abteilungsleiter Franz Rabenhofer begleitend geprüft. Dazu gehörten die regelmäßige Teilnahme am Baustellen-Jour-fixe, die Einsicht in die Projektunterlagen und die Beratung der Projektleitung. Der enge Kontakt und die Möglichkeit, Fehler bereits im Vorfeld zu vermeiden, „das ist der Vorteil bei einer begleitenden Prüfung“, unterstreicht die Architektin. „Dann müssen wir nicht mit erhobenem Zeigefinger kommen, wenn schon alles gelaufen ist.“

Den erhobenen Zeigefinger möchte sie gerne generell vermeiden. Denn sie weiß: Fehler passieren in jedem Job. Deshalb ist es wichtig, das Große und Ganze im Blick zu behalten. „Natürlich muss alles korrekt sein und am Ende die Kasse stimmen, aber im Umgang mit den Menschen benötigt man schon Fingerspitzengefühl und Augenmaß.“

Nathalie Ziereis-Luber profitiert von den Erfahrungen, die sie als Architektin sammeln konnte.
Nathalie Ziereis-Luber profitiert von den Erfahrungen, die sie als Architektin sammeln konnte. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Spannender Job

„Ihnen ist schon klar, dass Sie sich mit Ihrem Job nicht beliebt machen werden.“ Dieser Satz, der in ihrem Bewerbungsgespräch fiel, ist Nathalie Ziereis-Luber im Gedächtnis geblieben. Bewahrheitet hat er sich in ihren Augen nicht. Und sie möchte auch ganz entschieden dem Klischee von Rechnungsprüfern als Erbsenzählern mit strengem Blick und grauen Anzügen entgegentreten. Ganz im Gegenteil: „Ich habe ganz tolle Kollegen und einen spannenden Beruf, in den ich viele eigene Ideen einbringen kann. Uns allen ist es wichtig, dass wir nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten.“

Dabei profitiert sie von den Erfahrungen, die sie selbst als Architektin sammeln konnte. Aber auch die Begabung, sich in komplexe Sachverhalte hineinzudenken, Details genau zu überprüfen und hartnäckig zu bleiben, selbst wenn Spuren im Sand zu verlaufen drohen, helfen ihr in ihrem Job. So macht es ihr nichts aus, auch einmal Kabelstränge abzumessen und verbaute Leuchten abzuzählen.

Gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf

„Natürlich ist das nicht das, was man sich primär vorstellt, wenn man Architektur studiert“, sagt sie nüchtern. Aber es ist eine von vielen Möglichkeiten, die der Beruf bietet. Eine Möglichkeit auf jeden Fall, die sich gut mit der Familie vereinbaren lässt.

Nathalie Ziereis-Lubers Töchter sind sieben und vier Jahre alt. Ihre Arbeit kann sie erledigen, wenn die beiden in der Schule bzw. im Kindergarten sind, und am Nachmittag hat sie den Kopf frei für ihre Kinder. „Für mich wäre es sehr schwierig, mich in Teilzeit in eine komplizierte Hochbaumaßnahme hineinzudenken und nicht die ganzen Probleme mit nach Hause zu nehmen“, erklärt sie. Sie sei sehr dankbar, dass die Stadt Regensburg so viele Möglichkeiten für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf biete.

Text: Dagmar Obermeier-Kundel