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Gleiche Chancen für alle Menschen

Das Büro für Chancengleichheit ist eine kleine Einheit mit vier Mitarbeiterinnen. Die Abteilung besteht aus der Gleichstellungsstelle, der Antidiskriminierungsstelle und der betrieblichen Beschwerdestelle nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz.

Fotografie: Mitarbeiterinnen der Gleichstellungsstelle und Antidiskriminierungsstelle (von links: Silke Zimmermann, Sandra Gretschel, Vera Spanner und Dr. Susanne Krüger)
Mitarbeiterinnen der Gleichstellungsstelle und Antidiskriminierungsstelle (von links: Silke Zimmermann, Sandra Gretschel, Vera Spanner und Dr. Susanne Krüger) © Bilddokumentation Stadt Regensburg

5. April 2023

„Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ – Den Artikel 3 Absatz 2 im Grundgesetz haben wir den vier Müttern des Grundgesetzes zu verdanken. Friederike Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel haben bereits damals gezeigt, wie wichtig eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an politischen Entscheidungsprozessen ist. In der öffentlichen Wahrnehmung und auch in der Geschichtsschreibung fehlt es Frauen vor allem an einem: Sichtbarkeit! Neben der Sprache sind fast alle Lebensbereiche noch immer männlich geprägt –Kunst, Sport, Schulbücher, Medien und Wirtschaft, selbst Medizin und natürlich Politik.

Beratende Funktion

Die Gleichstellungsstelle steht sowohl allen Beschäftigten der Stadtverwaltung als auch allen Menschen, die in Regensburg leben, beratend zur Verfügung. Sandra Gretschel und die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Dr. Susanne Krüger informieren, beraten und unterstützen in allen Fragen der Gleichberechtigung. Ziel ist es, sowohl Unterstützungssuchende an die richtigen Stellen weiterzuvermitteln als auch die verschiedenen Träger und deren bestehende Angebote in Regensburg zu vernetzen. Hierbei engagiert sich die Gleichstellungsstelle in mehreren Arbeitskreisen zu frauen- und familienbezogenen Themen.

Zu viele Lücken

Viele Frauen und Mädchen sind heute der Meinung, sie seien gleichberechtigt. Doch ist das wirklich so? Am 7. März, einen Tag vor dem Internationalen Frauentag am 8. März, gibt es in ganz Deutschland Veranstaltungen zum Equal Pay Day (EPD). Der EPD markiert symbolisch die geschlechtsspezifische Lohnlücke, die laut Statistischem Bundesamt 18 Prozent in Deutschland beträgt (Stand 2023). Die Lücke in der Bezahlung führt wiederum zum Gender Pension Gap, also die geschlechtsspezifische Rentenlücke. Altersarmut in Deutschland ist demnach weiblich. Hinzu kommt: Unbezahlte Sorgearbeit wird zu einem großen Teil von Frauen geleistet. Auch hier besteht eine Lücke.

Fotografie: Werbung Equal Pay Day auf einem Stuhl
Der Equal Pay Day markiert die geschlechtsspezifische Lohnlücke. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Geschlechterklischees aufbrechen

Das Büro für Chancengleichheit unterstützt die verschiedenen Regensburger Institutionen dabei, auf Aktionstage wie den Internationalen Frauentag aufmerksam zu machen. Die Öffentlichkeitsarbeit für die Belange von Frauen und Mädchen, unter anderem die Sensibilisierung für geschlechtsspezifische Rollenklischees ist ein wichtiger Arbeitsbestandteil. Ein konkretes Beispiel ist der „Girls‘- und Boys‘-Day“, an welchem sich die Stadtverwaltung seit rund 20 Jahren beteiligt und dabei zeigt: Kein Beruf ist typisch Frau oder Mann. Sexistische Geschlechterklischees stützen zudem die binäre Geschlechterordnung und schließen somit Menschen aus, die sich weder als männlich noch als weiblich identifizieren. Das Büro für Chancengleichheit setzt sich deshalb auch dafür ein, dass die Belange von queeren Menschen in der Stadtverwaltung mitgedacht werden.

Stadtverwaltung als Vorbild

Innerhalb der Stadtverwaltung hat sich in Sachen Gleichstellung in den letzten Jahrzehnten viel getan. Die Verwaltung insgesamt ist schon immer sehr weiblich geprägt, aber auch die Führungspositionen innerhalb der Verwaltung werden mittlerweile erfreulich regelmäßig mit Frauen besetzt. Wesentliche Voraussetzung hierfür sind wirksame Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hierbei spielt neben der Kindererziehung auch immer mehr das Thema Pflege eine Rolle. Flexible Arbeitszeiten, Möglichkeiten zu Homeoffice und mobilem Arbeiten sind vorhanden oder werden weiter ausgebaut. Handlungsbedarf gibt es aber noch bei Konzepten zu Führung in Teilzeit, für Mütter aber auch Väter.

Nein zu Gewalt an Frauen und Mädchen!

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine der am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. In Deutschland hat bereits jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt erlebt. Geschlechtsbezogene Gewalt spielt sich somit mitten in unserer Gesellschaft ab – auch in Regensburg. Und der gefährlichste Ort für Frauen ist mitunter nicht das Parkhaus oder der dunkle Park, sondern das eigene Heim, das „geschützte“ Zuhause. Fakt ist, dass 2021 allein in der Stadt Regensburg 262 Delikte partnerschaftlicher Gewalt verübt wurden. In der Oberpfalz gab es neun Tötungsdelikte im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Fakt ist auch, dass die Beratungszahlen in den Frauenhäusern und beim Frauennotruf kontinuierlich weiter steigen.

Vor über 20 Jahren wurde in Regensburg der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt eingerichtet, ein Fachgremium bestehend aus Vertretungen der Frauenhäuser, dem Frauennotruf, einschlägigen Beratungsstellen, Jugendämtern, aber auch Krankenhäusern, den Justizbehörden und der Polizei. Ziel ist es seither, die Hilfsstruktur für von Gewalt betroffene Frauen im Raum Regensburg immer weiter zu verbessern und durch gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit das Thema häusliche Gewalt nachhaltig in die öffentliche Diskussion einzubringen. Die gemeinsame Bearbeitung fachspezifischer Themen verbindet sich mit themenbezogenen Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen. Die Koordination des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt an Frauen übernimmt das Büro für Chancengleichheit in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle des Landkreises Regensburg.

Fotografie: Das „Mahnmal“ Regensburger Notrufnummer an der Galgenbergbrücke
Das „Mahnmal“ Regensburger Notrufnummer an der Galgenbergbrücke © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Keine Chance für Diskriminierung

Die Stadt Regensburg hat 2018 eine Antidiskriminierungsstelle geschaffen. Hierzu gibt es keine gesetzliche Verpflichtung, sondern es handelt sich um eine freiwillige Leistung der Stadt. Rassistische Diskriminierungen ebenso wie Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Orientierung sind auch in Regensburg keine Randerscheinung, sondern zählen zur Alltagserfahrung vieler Menschen. Diskriminierung ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern strukturell verankert, wobei sich diskriminierende Strukturen auch insbesondere auf die Lebensbereiche Arbeit, Bildung oder auch Wohnen erstrecken. Vera Spanner, die Antidiskriminierungsbeauftragte, berät Menschen, die sich diskriminiert fühlen und unterstützt Veranstaltungen und Aktionen, die die Öffentlichkeit für Diskriminierungsthemen sensibilisieren sollen. Gemeinsam mit anderen Antidiskriminierungsstellen deutschlandweit, setzt sie sich auch für die Novellierung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes ein, u. a. mit dem Ziel weitere Diskriminierungsmerkmale, wie den sozialen Status im Gesetz aufzunehmen und den Wirkungsbereich auch auf Schulen zu erweitern.

Gleiche Chancen für alle Menschen sind eine wesentliche Grundlage für ein gutes Zusammenleben unserer Gesellschaft, weltweit und bei uns in Regensburg. Dafür arbeiten wir.

Text: Sandra Gretschel, Leiterin Büro für Chancengleichheit / Gleichstellungsbeauftragte