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Die Kunst der gleichen Bezahlung

Ein Poetry Slam im Akademietheater sensibilisierte am 7. März für den Equal Pay Day und bot eine Bühne für junge Frauen.

Fotografie: Leinwand mit Begrüßung zum Equal Pay-Slam
Der Poetry Slam im Akademietheater sollte jungen Frauen eine Bühne geben, um auf den Gender Pay Gap in der Kulturbranche aufmerksam zu machen. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

21. April 2023

66 Tage lang arbeiten Frauen 2023 in Deutschland im Vergleich zu Männern durchschnittlich unbezahlt. Diese Zeitdauer ergibt sich aus dem sogenannten Gender Pay Gap, der geschlechtsspezifischen Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, die dieses Jahr bei 18 Prozent liegt und damit leider auf dem gleichen Niveau des Vorjahres bleibt. Der Equal Pay Day (EPD) markiert den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten. Dieses Jahr fiel der EPD auf den 7. März.

Das Motto der diesjährigen bundesweiten Kampagne, initiiert von den Business Professional Women Germany, einem der größten und ältesten Berufsnetzwerke für Frauen, lautete: „Die Kunst der gleichen Bezahlung“. Damit soll auf den Umstand hingewiesen werden, dass der geschlechtsspezifische Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern in der Kunst- und Kulturbranche mit 20 bis 30 Prozent noch einmal höher ausfällt als die Lücke sowieso bereits ist.

Eine Bühne für junge Frauen

Das Regensburger Aktionsbündnis Equal Pay Day setzte das diesjährige Kampagnen-Motto in einem Poetry Slam im Akademietheater um, wo die Bühne am Abend des 7. März nur Frauen gehörte. Moderiert von der Regensburgerin Daniela Plößner und musikalisch umrahmt von Ronja Künstler, traten vier Slamerinnen miteinander in den Wettbewerb: Katrin Freiburghaus, Pauline Füg, Hannah Haberberger und Sadia Marie. Ingrid Asche erklärt die Veranstaltungsidee: „Wir hatten mit dem Poetry Slam Format vor allem ein junges Publikum im Blick, die am Anfang ihres Berufslebens die Weichen in Richtung Bezahlung noch anders stellen können. Und es war uns wichtig, dieses eine Mal den Gender Show Gap umzudrehen und ausschließlich Frauen eine Bühne zu geben.“

Der Eintritt im „ausverkauften“ Akademietheater war frei, aber dem Aufruf nach Spenden für die Künstlerinnen wurde rege nachgekommen. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer begrüßte die Anwesenden und stimmte humorvoll auf den Abend ein: „Wir in Bayern müssen ja überall an der Spitze mit dabei sein. Leider sind wir das auch beim Gender Pay Gap, der mit 21 Prozent deutlich höher ist als im bundesdeutschen Durchschnitt. Diese Ungerechtigkeit muss sich dringend ändern, so dass Frauen in allen Berufsbereichen die Wertschätzung und Entlohnung bekommen, die ihnen auch zusteht. Unser Ziel für den Equal Pay Day ist Silvester!“

Fotografie: Moderatorin Daniela Plößner mit den vier Slamerinnen auf der BühneModeratorin Daniela Plößner gab die Bühne frei für die vier Slamerinnen. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

„Wir haben die Türen sehr gerne für den Equal Pay Day geöffnet“, so die Akademietheater-Intendantin Meike Fabian. Es sei eine ganz wichtige Veranstaltung. Auch im kulturellen Bereich gäbe es noch viel zu wenig Frauen in Führungspositionen. „Auch ich bin ja nicht von einem Ausschuss bestellt worden, sondern als Gründerin in die Position gekommen“, so Fabian bei der Begrüßung.

Mal witzig, mal nachdenklich und mal wütend, aber immer wortgewältig, präsentierten die vier Slamerinnen im Verlauf des Abends ihre Texte rund um Themen wie die gesellschaftliche Stigmatisierung von Müttern, Sexismus in der Care-Arbeit, Gewalt gegen Frauen, aber auch das Ineinandergreifen von Sexismus und rassistischen Erfahrungen.

Fotografie: Hannah Haberberger beim Poetry Slam
Mit einem Text über Geschlechterklischees in Kinderbüchern entschied Hannah Haberberger den Slam für sich. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Gender Pay Gap in der Kunst- und Kulturbranche

Das Publikum bewertete anhand der Intensität des Applauses die vier Slamerinnen und wählte zwei von ihnen ins Finale. Letztendlich entschied Hannah Haberberger aus Erlangen den Slam mit einem humorvollen Text über Geschlechterklischees in Kinderbüchern für sich.

Die Schirmfrauen Landrätin Tanja Schweiger und Oberbürgermeisterin Gertrud-Maltz Schwarzfischer überreichten der Siegerin des Slams einen kleinen Pokal und bedankten sich bei allen Künstlerinnen.

Landrätin Tanja Schweiger fasste am Ende der Veranstaltung noch einmal zusammen: „Ich freue mich, dass der Equal Pay Day heuer den Lohnunterschied in der Kunst- und Kulturbranche in den Fokus nimmt, denn diesem Feld kommt eine besonders wichtige Bedeutung und Aufgabe zu. Kultur spiegelt unsere Gesellschaft wieder. Deshalb muss sie alle Menschen repräsentieren und Frauen in allen Bereichen sichtbar machen.“

Text: Vera Spanner