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„Die Feuerwehr funktioniert nur im Team“

Eigentlich wollte er Deutschlehrer werden, jetzt ist er Brandoberinspektor. Christoph Tresch, der seit zwei Jahren die Stabsstelle im Amt für Brand- und Katastrophenschutz innehat, hält seinen Job, bei dem er viele Interessen vereinen kann: Organisationstalent, Ordnungsliebe, Freude am Sport und natürlich Teamgeist, für einen „Sechser im Lotto“.

Fotografie: Christoph Tresch steigt in einen Einsatz-Pkw der Feuerwehr.
Eigentlich wollte er Lehrer werden. Jetzt ist Christoph Tresch Brandoberinspektor beim Amt für Brand- und Katastrophenschutz. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

11. April 2023

Während des Interviews geht das Licht an und wieder aus. Gleichzeitig ertönt eine Lautsprecherdurchsage, die die Einsatzkräfte in die Wahlenstraße ruft. Wenn Christoph Tresch jetzt als Einsatzleiter im Dienst wäre, dann würde er keine Sekunde zögern. Er würde alles stehen und liegen lassen, schnellstmöglich mittels Rutschstangen den Weg vom fünften Stock ins Erdgeschoss zurücklegen, routiniert die Schutzkleidung anlegen und ins Einsatzfahrzeug springen. Sein Fahrer – ebenfalls im Feuerwehrdienst – würde ihn dann mit Blaulicht und Sirene zum Ort des Geschehens chauffieren. Während dieser Zeit könnte sich Tresch vorbereiten, mit der integrierten Leitstelle funken und von dort, sofern vorhanden, weitere Infos einholen. An der Einsatzstelle angekommen, würde er sofort die Lage sondieren, um die nachrückenden Feuerwehrkräfte des Löschzugs so effektiv wie möglich zu koordinieren und die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Vom Lehramt in die Blaulichtszene

Aber an diesem Tag hat Christoph Tresch „nur“ Tagdienst; die Einsatzleitung hat ein anderer Kollege inne. Deshalb hat er Zeit, zu erläutern, wie ein fertig ausgebildeter Gymnasiallehrer letztlich bei der Feuerwehr landet.

Wie so oft im Leben hat auch hier das Schicksal auf mehreren Ebenen eingegriffen. „Ich war 25 Jahre alt, als ich mit dem Studium und dem Referendariat fertig war und wollte eigentlich unbedingt unterrichten“, erinnert er sich. „Aber meine Fächerkombination – Deutsch und Geographie – war ziemlich ungünstig und ich habe einfach keine Planstelle bekommen.“ Eine stundenweise Beschäftigung bei einer Privatschule war für den energiegeladenen Amberger keine Alternative. Er knüpfte an seine Kontakte zur „Blaulichtszene“ an, wie er sich ausdrückt, und übernahm er bei der Integrierten Leitstelle in seinem Heimatort eine Elternzeitvertretung als Disponent. 

Zugute kamen ihm dabei seine Erfahrungen bei der Freiwilligen Feuerwehr, der er seit seiner Jugendzeit angehört, sowie die Tatsache, dass er während des Studiums als Sanitäter und Rettungsfahrer gearbeitet hatte.

„Master of Disaster“

Die Arbeit in der Leitstelle machte ihm Spaß und „irgendwann hab‘ ich dann beschlossen, mein Hobby zum Beruf zu machen“, bemerkt er schmunzelnd. Weil aber ein Lehramtsstudium mit der Fächerkombination Deutsch und Geographie nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine Karriere bei der Feuerwehr bot, entschloss er sich zu dem berufsbegleitenden Studium Katastrophenvorsorge und -management an der Uni Bonn. Jetzt darf er sich – und das ist kein Scherz – „Master of Disaster management and risk government“ nennen.  Dem schloss sich eine zweijährige Laufbahnausbildung bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main an. „Da lernt man das Feuerwehrhandwerk wirklich von der Pike auf“, erinnert er sich an diese Zeit. Unterschiedliche Praktika führten ihn unter anderem auch nach Regensburg, wo er sich sofort wohlfühlte. Als er kurz darauf auf die Ausschreibung der damals neu eingerichteten Stabsstelle stieß, erschien es ihm wie ein Zeichen des Himmels. Er bewarb sich und erhielt den Zuschlag.

Wenn er nicht gerade als Einsatzleiter aktiv ist, kümmert sich der 35-Jährige vor allem um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, der im Amt für Brand- und Katastrophenschutz natürlich eine besondere Bedeutung zukommt, und steht so auch in ständigem engen Kontakt zur gesamtstädtischen Pressestelle. Hinzu kommen andere Aufgaben im Amt, wie beispielsweise der umfangreiche Hardware-Tausch in der Integrierten Leitstelle, den Tresch koordiniert und begleitet.

Fotografie: Zwei Feuerwehrler stehen vor einer verrauchten Halle.
Als Einsatzleiter ist er auch bei Großschadenslagen vor Ort. © Berufsfeuerwehr Regensburg

Einsatzleitung im Wachdienst

Ein paar Mal im Monat ist er Einsatzleiter. Das bedeutet 24 Stunden lang Dienst und allzeit bereit sein. Der Tag startet morgens kurz vor acht Uhr mit einer Übergabe der verantwortlichen Führungskräfte. Gab es Einsätze, Schäden an den Geräten, sind alle Fahrzeuge einsatzbereit? – Fragen wie diese werden abgeklärt, bevor die neue Schicht ihren Dienst antritt. Anschließend wird überprüft, ob das Team vollständig ist und besprochen, wie die Mannschaft im Ernstfall auf die Fahrzeuge verteilt wird.

Ein Großteil der Einsätze sind technische Hilfeleistungen. Aber natürlich ist die Brandbekämpfung nach wie vor die ureigenste Aufgabe der Feuerwehr. Sie reicht von der in Flammen geratenen Mülltonne bis zum Großbrand. Je nach Ausmaß muss Tresch entscheiden, ob ein ganzer Löschzug ausrückt und auch, wann es nötig ist, dass zusätzlich Freiwillige Feuerwehren aus dem Stadtgebiet alarmiert werden.

Fotografie: An der Einsatzstelle koordiniert Christoph Tresch die nachrückenden Einsatzkräfte.
An der Einsatzstelle koordiniert er die nachrückenden Einsatzkräfte. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Aber die Feuerwehr kommt auch dann, wenn Tiere gerettet werden müssen, die in Not geraten sind. Sie ist zur Stelle, wenn Brandmeldeanlagen anspringen, selbst dann, wenn der Auslöser nur der Wasserdampf aus dem Teekocher war. Und sie kam auch in einem ganz speziellen Fall, in dem ein Sechsjähriger in einem Kinderheim in einem Trotzanfall den Feuermeldeknopf gedrückt hatte. Als Tresch damals in voller Montur erschien, sich zu dem Knirps herabbeugte und ihm ganz ruhig erklärte, welche Konsequenzen solch ein Fehlalarm hat, sei der Kleine ziemlich beeindruckt gewesen und habe treuherzig versprochen, künftig die Finger vom Alarmknopf zu lassen.

Öffentlichkeitsarbeit und Sonderprojekte

Solange kein Alarm eingeht, gehen auch diejenigen Feuerwehrleute, die Bereitschaftsdienst haben, ihren regulären Tätigkeiten nach. Für Christoph Tresch bedeutet das in erster Linie Büroarbeit. Er checkt die Website der Berufsfeuerwehr, bedient die Social-Media-Kanäle, kümmert sich um Geschäftsverteilungspläne und hält Stellenbeschreibungen auf dem Laufenden. Dass er sich selbst als „sehr organisiert und ordnungsliebend“ bezeichnet, ist dabei sicherlich von Nutzen. Am späten Nachmittag steht Sport auf dem Programm, denn wer bei der Feuerwehr arbeitet, der muss körperlich und seelisch fit sein.

Wenn keine Einsätze anstehen, kann die Wachmannschaft den Abend frei gestalten. Für Tresch steht dann das Miteinander mit den Kollegen im Vordergrund. Noch ein bisschen sporteln, gemeinsam kochen, essen, ratschen – das stärkt den Zusammenhalt und ist wichtig für den Teamgeist. Denn: „Feuerwehr funktioniert nur im Team – sowohl im Alltag als auch im Einsatz“, resümiert er. Und auch wenn er mit stets wechselnden Wachmannschaften arbeitet, sei die Zusammenarbeit immer auf Augenhöhe, fair und offen. „Ein wirklich gutes Arbeitsklima“ also, das er nicht mehr missen möchte.

Fotografie: Christoph Tresch sitzt an einem Schreibtisch.Wenn er nicht im Einsatz ist, kümmert sich Christoph Tresch um die Öffentlichkeitsarbeit der Berufsfeuerwehr. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

„Kein Tag ist wie der andere.“

Die Vielfalt seiner Aufgaben, die ständig wechselnden Herausforderungen und die enge Zusammenarbeit mit seinen Kollegen schätzt Tresch am meisten an seinem Beruf. „Diese Stelle war wie ein Sechser im Lotto für mich.“ Die 24-Stunden-Dienste schrecken ihn nicht, selbst wenn er derzeit immer noch von und nach Amberg pendelt. Sie bescheren ihm immer wieder mehrere freie Tage am Stück und auch verlängerte Wochenenden, die er für sportliche Aktivitäten wie Mountainbiken oder Bergtouren und natürlich für Unternehmungen im Freundeskreis nutzt, denn Tresch gestaltet auch seine Freizeit gerne aktiv. „Ich bin alles andere als eine Couch-Potato“, lacht er.

Text: Dagmar Obermeier-Kundel