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Bürgerheim Kumpfmühl: Gut gerüstet in die Zukunft

Pflegenotstand, Inflation, Klimawandel – auch vor den Alten- und Pflegeeinrichtungen machen Krisen nicht Halt. Das Bürgerheim Kumpfmühl hat dem aber etwas entgegenzusetzen mit dem Projekt „Alles aus einer Hand“ sowie einem umfassenden Konzept für Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Fotografie: Wiebke Buchinger und Christina Scheffczyk
Wiebke Buchinger (links) und Christina Scheffczyk machen das Bürgerheim Kumpfmühl fit für die Zukunft. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

14. März 2023

Die Zufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner ist eine gute Messlatte. Befragungen im Bürgerheim Kumpfmühl, die auch die Angehörigen miteinbeziehen, sprechen da eine deutliche Sprache. „Die Qualität der Betreuung ist in den letzten Jahren enorm angestiegen und damit natürlich die Zufriedenheit“, fasst Geschäftsführerin und Heimleitung Wiebke Buchinger die Auswertung zusammen. Diese Zufriedenheit korrespondiert mit der der Beschäftigten. So sind derzeit alle Stellen, sowohl in der Pflege, als auch in den anderen Sparten, der Hauswirtschaft, der Küche und der sozialen Betreuung, besetzt. Die Krise in der Pflege scheint also in Kumpfmühl nicht angekommen zu sein.

Unabhängigkeit von externen Dienstleistern

Woran liegt das? – „Wir glauben, es ist ungünstig, wenn Verantwortlichkeit nicht im Haus gebündelt ist“, erklärt die Heimleiterin. Aus diesem Grund wird im Bürgerheim konsequent das Prinzip „Alles aus einer Hand“ umgesetzt. Konkret bedeutet das, dass nicht nur in der Pflege und der sozialen Betreuung ausschließlich hauseigene Kräfte eingesetzt werden; auch im Hauswirtschaftsbereich findet keinerlei Outsourcing statt, also die Erledigung von Kernaufgaben durch externe Dienstleister. Das gilt für die Wäscherei genauso wie für die Hausreinigung und die Küche.

Die Unabhängigkeit von externen Dienstleistungsbetrieben bedeutet kürzere Wege und klarere Zuständigkeiten. „Wir finden jeden Socken, der verlorengegangen ist, und können individuell auf die Bedürfnisse der Bewohner eingehen, wenn jemand beispielsweise keine Bügelfalten wünscht“, erklärt Hauswirtschaftsleiterin Christina Scheffczyk. Persönliche Vorlieben und Abneigungen können auch beim Essen berücksichtigt werden, weil alles in der eigenen Küche zubereitet wird. So darf nicht nur der Heimbeirat den Speiseplan mitbestimmen; der Küchenchef höchstpersönlich geht auch schon mal durchs Haus und fragt die Bewohnerinnen und Bewohner nach ihren speziellen Wünschen oder auch nach traditionellen Rezepten und richtet sich gerne danach. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die palliative Versorgung von Patienten in der sogenannten Pflegeoase gerichtet, in der Schwerstkranke oder Menschen mit Demenz in der letzten Krankheitsphase versorgt werden. „Hier ist die Ernährung ein Teil des Pflegekonzepts“, erläutert Buchinger. Wenn sich jemand etwas Spezielles wünsche, dann bekomme er es selbstverständlich auch.

Ein rollierendes System sorgt dafür, dass die in der Hauswirtschaft Beschäftigten in allen Bereichen eingesetzt werden können, sei es in der Wäschepflege, der Hausreinigung oder beim Service am Bewohner. Eine Herausforderung, die Flexibilität verlangt, sich aber durchaus ausgezahlt hat, sorgt sie doch durch deutlich weniger Monotonie im Arbeitsalltag für eine höhere Arbeitszufriedenheit und außerdem dafür, dass personelle Engpässe leichter aufgefangen werden können, weil jeder alle Handgriffe beherrscht.

Modell der 4. Generation

Die insgesamt 143 Plätze im Bürgerheim sind – gemäß dem Modell der 4. Generation der Pflege – in insgesamt zehn Wohngemeinschaften aufgeteilt, in denen jeweils etwa 14 Bewohnerinnen und Bewohner in einer familienähnlichen Struktur leben. Auch das Personal wechselt nicht durch, so dass stets feste Bezugspersonen gewährleistet sind.

Ein Haus nach dem Modell der 4. Generation zu betreiben, sei in Deutschland immer noch sehr selten, so die Heimleiterin. Aber gerade die familiäre Atmosphäre in den einzelnen Wohngruppen trage entscheidend dazu bei, dass sich die alten und pflegebedürftigen Menschen schnell wohl fühlen in ihrer neuen Umgebung. „Schließlich soll es ja ein Zuhause sein“, unterstreicht auch Scheffczyk, „24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche.“

Fotografie: Zwei ältere Leute halten Handys in der Hand.
Das Bürgerheim will ein Zuhause für die alten Menschen sein. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Familiäre Atmosphäre

Diese Atmosphäre ist vermutlich mit auschlaggebend, dass im Bürgerheim ein angenehmes und entspanntes Arbeitsklima herrscht, und das trotz hoher Arbeitsbelastung. Man könne aufeinander zählen, die Dienstpläne seien verlässlich, es komme praktisch nicht vor, dass jemand aus der Freizeit geholt werden müsse, um bei personellen Engpässen auszuhelfen. Die so oft zitierte Work-Life-Balance stimmt also; laut Buchinger der wichtigste Garant dafür, dass Mitarbeitende der Einrichtung die Treue halten.

Die rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon etwa 85 in der Pflege- und Betreuung, werden verstärkt durch elf Auszubildende, die frischen Wind ins Haus bringen und der Hoffnung Nahrung geben, dass das Bürgerheim auch in punkto Personal zukunftsfähig bleiben wird.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz

Zukunftsfähigkeit bemisst sich aber auch am rücksichtsvollen Umgang mit anderen wertvollen Ressourcen. Deshalb hat sich das Bürgerheim das Thema „Nachhaltigkeit“ auf die Fahnen geschrieben. Das fängt an mit ganz banalen Dingen wie dem Einsatz von umweltfreundlichem Toilettenpapier und reicht bis zur Gewinnung von Solarenergie zur Warmwasseraufbereitung. Noch in diesem Jahr soll eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung auf dem Dach installiert werden.

Weil man so umweltfreundlich wie möglich arbeiten wolle, habe man das gesamte Reinigungssortiment auf ökozertifizierte Produkte umgestellt, sagt Scheffczyk. Energieeffiziente Wasch- und Spülmaschinen sowie Reinigungssysteme sorgen für eine gute Energiebilanz. Derzeit in Arbeit ist eine Analyse des ökologischen Fußabdrucks, den das Heim hinterlässt. Welche Konsequenzen daraus gezogen werden können, soll sich noch im Lauf dieses Jahres klären. Doch egal, wie das Ergebnis lautet: „Wir haben noch viel vor“, betonen Buchinger und Scheffczyk wie aus einem Mund.

Fotografie: Verschiedene Haushaltsgeräte im Bürgerheim KumpfmühlAlle Geräte arbeiten energieeffizient. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Text: Dagmar Obermeier-Kundel