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Gemeinsam stark für eine Stadtbahn in Regensburg

Im Juni 2018 hat der Regensburger Stadtrat beschlossen, die Planungen für eine Stadtbahn voranzutreiben. Was ist seitdem passiert? Welche Projekte stehen in diesem Jahr auf der Agenda? Und an wen kann man sich bei Fragen wenden? Diese und weitere Fragen wurden im Gespräch mit Frank Steinwede und Thomas Feig umfassend beantwortet.

24. März 2020

Seit Juli 2019 sind Thomas Feig, Leiter des neugegründeten Stadtbahnneubauamts, und Frank Steinwede, Projektleiter Stadtbahn bei das Stadtwerk.Mobilität (SMO), mit den Planungen zur neuen Stadtbahn betraut. Nach knapp neun Monaten hat sich Einiges getan.

Thomas Feig, Leiter des Amts für Stadtbahnneubau bei der Stadt Regensburg
Thomas Feig, Leiter des Amts für Stadtbahnneubau bei der Stadt Regensburg © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Herr Feig, Herr Steinwede, wenn Sie das Jahr 2019 Revue passieren lassen, welche Projekte und Maßnahmen wurden angegangen?

Thomas Feig: Es ist bereits sehr viel passiert. Wir haben zunächst eine Struktur geschaffen, Personal aufgebaut, einen vierköpfigen Expertenbeirat gegründet, die Frage des zukünftigen Betreibers geklärt – diese Rolle soll die SMO übernehmen – und uns den finanziellen Themen gewidmet, um das Projekt möglichst günstig finanzieren zu können. Darüber hinaus gab es natürlich viele klärende Gespräche, unter anderem mit der Regierung und dem Ministerium. Und wir haben uns auch der Frage gewidmet, wie der Einstieg in die Kommunikation des Projekts aussehen kann. Hierfür haben wir ein Designkonzept ausgeschrieben, um eine Dachmarke für die Stadtbahn zu entwickeln.

Frank Steinwede: Das sind viele Aufgaben, die im Hintergrund passieren und für die Öffentlichkeit nicht sichtbar sind. Sie sind aber sehr wichtig. Wir haben Kontakt zur Fachszene geknüpft und uns ausgetauscht: Wie gehen andere Städte an Planungen heran? Welche Erfahrungen bei der Umsetzung können Sie uns mit auf den Weg geben? Auf welche Probleme kann man stoßen? Es galt und gilt zunächst gute Rahmenbedingungen für die gemeinsame Arbeit zu schaffen. Der gemeinsame Umzug in die Hemauerstraße 1 ist dabei sehr wichtig, um räumlich näher beisammen zu sein und auch nach außen hin als Team und Einheit präsent zu sein.

Wann genau findet denn der Umzug statt?

Feig: Der Umzug in die neuen Räume hat auf Seiten der Stadt bereits im März stattgefunden. Die SMO folgt, sobald es die aktuelle Situation mit dem Coronavirus zulässt. Die insgesamt acht Mitarbeiter von Stadt und SMO können sich dann deutlich schneller austauschen. Bis zum Sommer werden noch vier weitere städtische Mitarbeiter das Team bereichern.

 

Was steht für 2020 auf der Agenda?

Feig: Das Projekt hat im Grunde drei wichtige Phasen: die Planung, den Bau und den Betrieb. Aktuell befinden wir uns in der ersten Phase. In diesem Jahr stehen daher zahlreiche Vergaben an: Wir sind gerade dabei, das Leistungsverzeichnis für einen sogenannten Masterplan zu erstellen, den externe Fachplaner für uns erarbeiten sollen. Um in den Genuss von Fördermittel zu kommen, braucht es außerdem eine standardisierte Bewertung, sprich eine regelmäßige Fortschreibung der Kosten-Nutzen-Untersuchung. Mit dieser Planungsbegleitung soll ein externes Ingenieurbüro beauftragt werden. Außerdem wollen wir mit einem visuellen Konzept an die Bevölkerung herantreten können, um der Stadtbahn einen eigenen Auftritt  zu geben und somit das Projekt greifbarer zu machen.

Steinwede: Da wir in Regensburg ein vollkommen neues schienengebundenes Verkehrsmittel einführen, können wir nicht auf ein bestehendes Netz, Fahrzeuge oder Vorgaben zurückgreifen. Das heißt, wir müssen von Anfang an alles neu durchdenken und planen. Daher versuchen wir zunächst das Fahrzeug zu identifizieren: Welcher Fahrzeugtyp ist geeignet? Mit welchen Eigenschaften geht es in die Kurve? Welche Fahrzeuglängen sind sinnvoll? Welche Bahnsteighöhen und -längen sind möglich und werden benötigt? Um diese und noch viele weitere Fragen zwischen Stadt und SMO abstimmen zu können, haben wird Ende 2019 eine Studie zum Bemessungsfahrzeug beauftragt. Diese bekommen die Planer des Masterplans an die Hand.

Es gibt immer noch diejenigen, die an dem Projekt zweifeln oder sagen, man sollte auf ein besseres Bussystem setzen. Was sagen Sie diesen Menschen?

Steinwede: Ja, dieses Argument hören wir immer wieder. Zwei wesentliche Aspekte sprechen jedoch gegen dieses Konzept: Zum einen gibt es für separate Busspuren keine Fördermittel. Zum anderen – und das ist ausschlaggebend – würde ein Bussystem von den Beförderungskapazitäten her nicht ausreichen. Die Stadtbahnzüge sind über 37 Meter vielleicht sogar über 40 Meter pro Zug lang, Busse hingegen sind nur mit einer maximalen Länge von 24 Metern zulässig. Die heutigen Gelenkbusse sind 18 Meter lang. Das heißt, man könnte noch einen dritten Teil anhängen. Aber auch das würde nicht die gleiche Kapazität wie eine Stadtbahn herbringen. Die Busse müssten folglich noch dichter fahren als im geplanten zweieinhalb Minutentakt für die Stadtbahn. Und wenn man bedenkt, dass heute schon etwa 1 300 Busse pro Tag auf der Nibelungenbrücke fahren, dann ist die Frage, was man hier gewonnen hat.

Die Schiene ist also gesetzt?

Feig: Ja.

 

Sie hatten vorher einen Masterplan erwähnt. Was genau ist damit gemeint?

Feig: Im Juni 2018 hat der Stadtrat nicht nur die Entscheidung getroffen, die Planungen einer Stadtbahn aufzunehmen, sondern er hat auch ein 14,5 km langes Kernnetz festgelegt. Wir haben also verkehrlich optimale Korridore, aber noch nicht die genaue Trassenlage in diesen Korridoren. Diese Aufgabe und der damit in Zusammenhang stehenden Fragestellungen – soll von einem externen Ingenieurbüro erarbeitet werden.

 

Ist denn geplant, auch die Bürger mit einzubeziehen?

Feig: Definitiv! Die Kommunikation und der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern sind uns sehr wichtig. Wir wollen sie mitnehmen, schließlich ist die Stadtbahn ein Projekt für die Stadtgesellschaft. Hierfür braucht es zunächst eine Diskussionsgrundlage – die soll der Masterplan bieten. Denn erst wenn konkrete Entwürfe vorliegen, wird das Projekt greifbar und es ergeben sich konkrete Anliegen und Fragen, die geklärt werden können. Und erst, wenn dieser Masterplan mit der Bürgerschaft besprochen und erörtert wurde, erst dann geht es in die zentimetergenaue Planung.

Steinwede: Wir werden auch eine Bürgerbeteiligung für die Fahrzeuggestaltung durchführen. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ein für Regensburg identitätsstiftendes Fahrzeug zu finden.

 

Können Sie einen groben zeitlichen Rahmen für den weiteren Projektablauf benennen?

Feig: Die Erstellung des Masterplans soll noch im ersten Halbjahr 2020 ausgeschrieben werden. Wenn alles gut läuft, können wir 2021 in den Diskussionsprozess mit den Regensburgerinnen und Regensburgern treten. Die Planungsphase bis zum Antrag auf Planfeststellung wird etwa in vier bis fünf Jahren abgeschlossen sein. Danach folgt das Planfeststellungsverfahren. Hierbei besteht dann die Möglichkeit, rechtlich gegen die Planungen vorzugehen. Wenn auch diese formelle Phase abgeschlossen ist und Baurecht besteht, kann mit der Umsetzung begonnen werden: Hier kann man mit etwa vier bis fünf Jahren Bauzeit rechnen.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Tatjana Setz