Platzmangel im mittelalterlichen Regensburg
Die Problematik „begrenzter Wohnraum“ könnte kaum aktueller sein – es ist aber auch ein Thema, mit dem sich die Regensburger Bürgerinnen und Bürger schon im Mittelalter beschäftigen mussten

23. Mai 2019
Die beengten Verhältnisse waren damals noch zusätzlich dadurch verschärft, dass die Stadt von einer schützenden Mauer umgeben war. Entsprechend schwierig war es, neue Flächen zu erschließen. Schließlich waren die Gassen schon mehr als eng.
Wehe dem, der die Kurve kratzt…
So konnte es leicht passieren, dass ein Händler mit seinem Handwagen in den schmalen Gässchen in einer Kurve an den Häuserecken hängen blieb. Sehr zum Leidwesen der Häuser, versteht sich. Damit man nicht mehr so leicht „die Kurve kratzen“ konnte, verbaute man Ecksteine an den gefährlichen Stellen.
Auf Steinen aufgestockt
Wie nun aber mehr Wohnraum, mehr Platz schaffen, ohne die Gassen zusätzlich zu schmälern? Um Raum zu gewinnen, begann man, die oberen Stockwerke zu vergrößern und sie über die unteren hervorragen zu lassen. So konnten sich die Bewohner etwas mehr ausbreiten.
Die vorstehenden Obergeschosse ruhen auf sogenannten Konsolensteinen. Wenn nach dem Ausbau noch genug Geld übrig war, wurden diese Steine gerne künstlerisch verziert. So findet man auch in den Regensburger Gassen allerlei „Konsolenmännchen“ oder "Konsolenfiguren", die seit Jahrhunderten die Last der oberen Geschosse stoisch auf ihren Schultern tragen.
Zurück in der Gegenwart arbeitet die Stadt Regensburg daran, weiteren Wohnraum zu schaffen, unter anderem mit der Wohnbauoffensive.
Text: Sonja Jäger