Logo Stadt Regensburg

Rückblick: Interkulturelle Wochen 2022

Grafik - Auge mit bunter Pupille und Schriftzug Interkulturelle Woche als Augenlider

Interkulturelle Wochen 2022 vom 12. September bis 9. Oktober - Grußwort des Integrationsbeirats

Die Interkulturelle Woche (IKW) findet seit 1975 bundesweit statt und wird von Integrations- und Ausländerbeiräten, Migrantenorganisationen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Kommunen und Religionsgemeinschaften organisiert und mit Inhalten gefüllt. Sie bietet allen eine Plattform, die gemeinsam mit Bedrohten, Ausgegrenzten und Diskriminierten für Zusammenhalt, Vielfalt und multikulturelles Leben sowie für die elementaren Grund- und Menschenrechte eintreten.

In der ganzen Welt, auch in Deutschland, wurde das Leben der Menschen in den letzten drei Jahren durch Corona bestimmt, belastet und geprägt. Die Sorgen um Gesundheit und die wirtschaftlichen Zukunftsängste wurde durch den seit Februar laufenden Krieg in der Ukraine nochmals verstärkt.

Menschen mit Einwanderungsbiografie sowie Menschen, die zuvor schon von Armut, Ausgrenzung, Diskriminierung betroffen und an den Rand der Gesellschaft gedrängt waren, wurden von der Pandemie und den wirtschaftlichen Problemen umso stärker getroffen. Besonders traf es schutzsuchende Menschen, die meist bereits traumatisiert von ihrer Flucht und den Gefahren in ihren Heimatländern sind und in sogenannten AnKER-Zentren und Sammelunterkünften einem erhöhten Infektionsrisiko und Isolation ausgesetzt waren, keine Ausweichmöglichkeit hatten und dadurch
wiederrum besonderem psychischen Stress ausgesetzt waren und immer noch sind.

Gerade als das Ende der Pandemie in Sichtweite war, wurden wir mit der nächsten menschlichen Tragödie, nämlich dem völkerrechtswidrigen Krieg in der Ukraine, konfrontiert. Viele Ukrainer*innen mussten fliehen. Die überschwängliche Hilfs-
bereitschaft und die unbürokratische Aufnahme, die den Geflüchteten aus der Ukraine entgegengebracht wurde, ist sehr lobenswert. Diesen begrüßenswerten Umgang mit den Geflüchteten wünschen wir uns in Zukunft für alle Geflüchtete, damit kein Mensch mehr im Mittelmeer oder sonst wo auf der Flucht sterben muss, und ihnen ein sicheres, menschenwürdiges Ankommen und eine Perspektive für die Zukunft ermöglicht wird.

Eine der Hauptsäulen einer Demokratie ist die politische Beteiligung aller Menschen an den Entscheidungen. Leider sind immer noch mehr als 9 Millionen Menschen, die seit Jahrzehnten Deutschland als ihre Heimat ansehen, von der politischen
Beteiligung ausgeschlossen. Dieses Defizit sollte durch eine schon längst überfällige politische Handlung behoben werden. Die Politik verschließt immer noch die Augen vor strukturellem und institutionellem Rassismus in der Gesellschaft und beflügelt damit rechte Tendenzen, statt diese offen zu benennen und dagegen vorzugehen.

Krisenzeiten und inkonsequente politische Entscheidungen rufen Menschen auf den Plan, die Verschwörungstheorien und menschenfeindliche Ressentiments verbreiten, die Gesellschaft spalten, polarisieren und Zweifel an einem offenen, vielfältigen, multiethnischen und gleichberechtigten Leben schüren wollen. Die Ursachen der Pandemie oder Kriege werden einem bestimmten Teil der Gesellschaft zugeschrieben. Dieser wird angefeindet, diskriminiert und verfolgt. Menschen werden für politische Entscheidungen ihrer Abstammungsländer verantwortlich gemacht und angegriffen, wie jüngst gegen viele Russinnen und Russen passiert, obwohl sie das politische Handeln ihre Heimatländer nicht zu verantworten haben. Auch die Zahl rechtsmotivierter, rassistischer, antisemitischer Übergriffe und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auf Geflüchtete, PoC, Juden und Jüdinnen, Muslime und Muslimas, Sinti*zze und Rom*nja, Andersaussehende und andere hat massiv
zugenommen.

Gerade in diesen Zeiten ist eine offene, engagierte und solidarische Gesellschaft, die sich solchen menschenfeindlichen Tendenzen entgegenstellt und dem Treiben Einhalt gebietet, sehr wichtig und unverzichtbar. Ein Teil dieses Engagements und Eintretens für die Diskriminierten und Benachteiligten unserer Gesellschaft findet in Form der interkulturellen Wochen statt. Die Plattform der Interkulturellen Wochen soll genutzt werden, um sich, wie das diesjährige Motto #offengeht schon sagt, miteinander statt gegeneinander, kontrovers aber fundiert, vielstimmig und auch gegensätzlich auszutauschen und kennenzulernen. Vor allem das Zusammenleben und ein Miteinander inklusiv und lebendig zu gestalten, eine Gesellschaft mit gleichberechtigten politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für alle Menschen zu schaffen, die gemeinsam stark, plural und solidarisch ist und niemanden zurücklässt und allen eine Perspektive bietet, sollte unser aller Ziel sein.

Auch dieses Jahr bieten die Interkulturellen Wochen in Regensburg ein buntes Programm mit Informationsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen, Begegnungen sowie Theater- und Filmvorführungen und Lesungen an. An dieser Stelle möchten wir allen Beteiligten, Organisationen, Gruppen, Kooperationspartnerinnen und -partnern für ihr unermüdliches Engagement und ihre Arbeit, ohne deren Beteiligung die Wochen nicht möglich wären, ein großes Dankeschön aussprechen. Wir wünschen allen ein gutes Gelingen, viel Beteiligung und Austausch.

Der Integrationsbeirat der Stadt Regensburg