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Kulturelle Jahresthemen 2024 bis 2026

Kulturelle Jahresthemen für die nächsten drei Jahre festgelegt 

Das Konzept der Jahresthemen ist seit dem Jahr 2000 zentraler Bestandteil der Kulturarbeit der Stadt Regensburg. Kulturakteure aller Sparten sowie Einrichtungen und Institutionen sind eingeladen, das ausgerufene Thema mit Leben zu füllen. Ziel ist es, einerseits der Regensburger Kulturszene eine spannende Beteiligungsmöglichkeit zu eröffnen und andererseits den Bürgerinnen und Bürgern eine Vielzahl von interessanten und genreübergreifenden Veranstaltungen anzubieten. 

Der Kulturausschuss hat in seiner Sitzung am 15. März 2023 dem Vorschlag vom Kulturreferat für die kulturellen Jahresthemen für die nächsten drei Jahre zugestimmt: „Katzenjammer“ (2024), „Großwetterlage“ (2025) und „Fingerspitzengefühl“ (2026). 

Dreijähriges Paket geschnürt 

Nach den abstrakten Themen der letzten drei Jahre („Nahsicht“, „Zwischentöne“ und „Höhenflug“) soll die Offenheit der Jahresthemen gewahrt werden und zugleich klar ersichtlich werden, dass ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Die neuen Jahresthemen sollen auf den ersten Blick ungewöhnlich sein und zum „um die Ecke denken“ anregen. Als Grundlage wurde dafür ein deutsches Charakteristikum gewählt: Die künftigen Jahresthemen bedienen sich deutscher Komposita, die als Lehnwörter so Spezielles implizieren und ausdrücken, dass sie selbst in andere Sprachen entlehnt wurden. 

„Wir haben bewusst wieder ein Paket mit mehreren Themen geschnürt, damit unsere Kooperationspartnerinnen und -partner langfristig planen können“, erklärt Kulturreferent Wolfgang Dersch. „Die gewählten Themen sind sicherlich auch ein wenig herausfordernd, zumindest auf den ersten Blick. Ich bin mir aber sicher, dass sie die Regensburger Kulturszene zu vielen kreativen und ungewöhnlichen Ideen für die Umsetzung inspirieren werden“, zeigt sich der Kulturreferent überzeugt. 


2024: „Katzenjammer“

Im 19. Jahrhundert hat der Dichter Friedrich Schlögl den Katzenjammer folgendermaßen beschrieben: „Heute ist der süße Rausch verflogen; der Katzenjammer ist geblieben.“ Das Jahresthema „Katzenjammer“ bietet die Chance, (vermeintliche) Missstände kundzutun, Ironie hervorzulocken, Privilegien zu hinterfragen und den Blick ungeschönt auf bestimmte Epochen oder Zustände zu lenken. Gleichzeitig hat der Begriff etwas sehr Verniedlichendes, was dazu einlädt, spielerisch mit dem inhaltlichen und assoziativen Kosmos um den „Katzenjammer“ herum umzugehen. 

Der Katzenjammer bezeichnet die Ernüchterung nach überschwänglicher Freude und kann im metaphorischen Sinne stellvertretend für einen Zustand stehen, aus dem man „mit Kater“ erwacht – durch verschiedene Krisen (Corona, Ukraine-Krieg) sind wir in der Realität angekommen. Der Euphorie folgt häufig der Katzenjammer – es ist ein gutes Jahresthema, um diese beiden kontrastierenden Emotionen herauszuarbeiten. Katzenjammer impliziert auch etwas nicht Ernstzunehmendes, Lamentierendes und bietet damit die Chance, gewisse Privilegien herauszustellen, zu hinterfragen und sich damit auseinanderzusetzen. Das „Jammern auf hohem Niveau“ ist nach wie vor ein weit verbreitetes Phänomen, das man in seinen verschiedenen Facetten beleuchten und auf diese (vermeintlichen) Missstände durch Ausstellungen und Projekte hinweisen könnte. Eine weitere Möglichkeit wäre, mit diesem Thema spielerisch umzugehen und die in diesem Begriff enthaltene Ironie schwerpunktmäßig auszuarbeiten.


2025: „Großwetterlage“

Eine Großwetterlage ist laut Definition eine über einen längeren Zeitraum stabile Lage, die sich über einem Großraum erstreckt. Es gibt unterschiedliche Großwetterlagen, Ausgangspunkt ist die Zirkulation der Luftmassen. Generell bestimmt eine Großwetterlage den wesentlichen Charakter des jeweiligen Witterungsabschnittes und ist daher auch mitursächlich für die dabei auftretenden Wetterphänomene. 

Diese meteorologische Definition ist auf viele Bereiche übertragbar, sowohl im konkreten als auch im abstrakten Sinne. Im historischen Kontext könnte es eine Auseinandersetzung mit einer Epoche sein, die länger andauerte und ein großes Gebiet umfasste, beispielsweise eine Epoche der wirtschaftlichen Stabilität oder des politischen Ausnahmezustandes. Es würde sich ebenfalls anbieten, mit der Metaphorik des Wetters zu arbeiten: Hochs und Tiefs könnten auf menschliche Gefühle und Emotionen übertragen werden. Die Zugbahnen der Hoch- und Tiefdruckgebiete, wie wir sie aus der Wettervorhersage kennen, bieten sicherlich eine weitere Inspiration für eine künstlerische Darstellung. Die Großwetterlage wird auch als ein bestimmter atmosphärischer Zustand definiert, deshalb wäre eine Beschäftigung mit der Atmosphäre, ihrer Dynamik und ihren Nuancen, eine weitere spannende Herangehensweise. 

Es gibt viele atmosphärische Phänomene wie Regenbogen, Stürme und Tornados oder verschiedene Wolkentypen, die seit Jahrtausenden eine magische Kraft auf die Menschheit ausüben und die man in den Fokus rücken könnte. Und schließlich könnte man auch die gegenwärtige politische, gesellschaftliche oder ökonomische Lage in den künstlerischen Blick nehmen und beispielsweise den Fragen nachgehen: Was beeinflusst unsere Lage? Wie hängen die einzelnen Aspekte miteinander zusammen? Bahnt sich in der nächsten Zeit eine stabile Lage an oder werden wir es eher mit vielen Hochs und Tiefs zu tun haben? Nicht zuletzt wären auch verschiedene Zukunftsszenarien als Strömungen und Trends ein weiterer interessanter Schwerpunkt.


2026: „Fingerspitzengefühl“

„Fingerspitzengefühl“ beschreibt ein großes Situationsbewusstsein und die Fähigkeit, am angemessensten und taktvollsten zu reagieren. Themen und Situationen werden sensibel und emotional angegangen. Fingerspitzengefühl beinhaltet jedoch auch eine politische Komponente. Es ist ein sehr poetischer Begriff, der zum genauen Hinsehen animiert. 

Das Fingerspitzengefühl gilt als eine wichtige Fähigkeit im Umgang mit anderen, denn wer Fingerspitzengefühl besitzt, kann Menschen in ihren jeweiligen Bedürfnissen und Besonderheiten ansprechen und würdigen. Dabei stehen Feinfühligkeit, Einfühlungsvermögen und Sensibilität stark im Vordergrund. Man braucht Fingerspitzengefühl, um alle in einer Gruppe, einer Klasse oder einer Familie gleich und gerecht zu behandeln – hier wäre ein spannender Aspekt zu fragen, was passiert, wenn dem nicht so wäre: Welche Konflikte und heikle Situationen können dadurch entstehen? 

Das Fingerspitzengefühl ist stark mit dem Thema Wahrnehmung verbunden: etwas erspüren, zwischen den Zeilen lesen, eine Situation gut einschätzen. Man könnte das Thema auch wörtlich auffassen und sich mit der Fingerfertigkeit beispielsweise in der Musik oder der bildenden Kunst beschäftigen. Die Feinmotorik als die gezielte Bewegung einzelner Körperteile und als Beherrschung der eigenen Bewegungen muss erlernt und trainiert werden – eine weitere mögliche Perspektive für die Beschäftigung mit dem Thema. Die „Holzhammermethode“ als das Gegenteil zum Fingerspitzengefühl könnte ebenfalls zum Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung werden.


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