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Barbara Wimmer

don’t put new wine into old skin

„Dem Kleinkind vorlesen, Knetmasse aus dem Sofa friemeln, Unterrichtsmaterial sichten und sich kümmern, dass es erledigt wird, Wäsche waschen, aufräumen, Schulaufgaben erklären. Arbeitsaufträge bewerkstelligen, Papers abliefern, Emails beantworten, Entscheidungen treffen und nebenbei noch fröhlich und vergnügt ein gesundes, abwechslungsreiches Mittagessen zubereiten, während das Kleinkind am Bein im Pyjama nach Aufmerksamkeit schreit, das Handy klingelt, Arbeitskollegen vielleicht noch Fragen haben und der Partner gerne wissen möchte, wann es Kaffee gibt, während die Skype Konferenz läuft.

So oder so ähnlich wird momentan der Alltag vieler Frauen aussehen, weil Betreuungsgruppen geschlossen sind, Großeltern nicht unterstützen und Freunde sich gegenseitig keine Hilfestellung geben können. „Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen“. Das ganze Dorf ist durch das Virus gezwungen Abstand zu halten – es kann seinen Aufgaben nicht nachgehen. In meinem Fotoprojekt ging es mir zunächst darum zu erkunden, wie es den Frauen in meinem Umfeld geht: kämpfen sie mit denselben Herausforderungen (wie ich)? Darum habe ich vierzehn berufstätige Frauen mit kleinen Kindern gebeten am gleichen Tag (Montag, den 21. April 2020) und um die gleiche Uhrzeit (11 Uhr) ein Foto von ihrer Beschäftigung aufzunehmen und es mir zuzusenden. Darüber hinaus sollten sie im Laufe des gleichen Tages ein weiteres Foto von ihrer Lieblingsblick aus dem Haus/Wohnung zu machen. Dieses steht für mich stellvertretend für die Ausgangsbeschränkungen während der Coronakrise. Aus den mir zugesandten Fotos erarbeitete ich eine künstlerische Synthese auf der Grundlage meiner Fragestellung. Heraus kamen surrealistisch anmutende Fotomontagen, die alle dieselbe Grundlage haben: Ein altes Haus im Stand-by Modus, die Beschäftigungen der Frauen während des „shut downs“ und die persönliche Aussicht aus ihrem Haus heraus. Die Bilderserie habe ich unter dem Namen „don’t put new wine into old skin“ zusammengefasst.

Als künstlerische Fotografin will ich damit der grundlegenden Fragestellung nachgehen: Wird die traditionelle Rollenzuschreibung der Frau mit ihrer Beschäftigung im Haus, Garten und in der Kinderbetreuung einfach so wieder hingenommen, weil sich das Leben jetzt während der Krise fast ausschließlich zu Hause abspielt und die Care Arbeit nicht outgesourced werden kann? Die konkrete Forschungsarbeit in der Gendersoziologie führt uns schon seit Jahrzehnten vor Augen, dass Rollenklischees noch lange nicht ausgedient haben und wir im Grunde noch meilenweit davon entfernt sind, die Arbeit der Frau gleich zu bewerten mit der Arbeit des Mannes. Abschließend will ich darauf hinweisen, dass ich nicht die Kontaktsperren für die Situation der Frauen verantwortlich machen will, sondern das Rollenverständnis der Frau und die Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau innerhalb der Familie hinterfragen möchte. Für dieses Projekt habe ich eine Projektseite erstellt, die unter der folgenden Adresse zu finden ist: https://barbara-wimmer-t.jimdosite.com.