Kristin Rausch
Bin mal kurz weg / Kleine Auszeit für einen müden Dom
Die Existenz als Dom ist eine gleichsam bedeutende wie kräftezehrende Angelegenheit. Nach einer überaus anstrengenden Jahrtausend-Episode der Errichtung folgen bis heute Instandsetzungsmaßnahmen, die scheinbar niemals enden. Erschwerend kommt hinzu, als Dom ununterbrochen dem Fokus der Weltöffentlichkeit inklusive zahlloser Touristenblicke auf die eigene Fassade ausgesetzt zu sein. Ganz zu schweigen von den intensiven und ergreifenden Messen, die er allsonntäglich tief in seinem Inneren verspürt. Gleichzeitig jedoch erwarten alle ständig von ihm hundertprozentigen Dauereinsatz, stolze Präsenz, überwältigenden Glanz und monumentale Repräsentation des Weltkulturerbes. All dies geht hart an die psychische Substanz eines Bauwerks. Es stellt sich die Frage: Wie lange kann unser Dom diesem Druck noch standhalten? Hat er seine Belastungsgrenze erreicht?
Zum beschriebenen Burn-out der letzten Jahrhunderte kam im Jahr 2020 schlagartig ein virusbedingter Bore-out hinzu, welcher dem sakralen Monument durch fehlende Besucher, seien es Touristen oder Gläubige, völlig plötzlich den elementarsten Bereich seiner Daseinsberechtigung raubte. Eine solche Extremsituation wirft selbst die unerschütterlichste Kathedrale aus der Bahn.
Die Arbeit "Bin mal kurz weg / Kleine Auszeit für einen müden Dom" ermöglichte dem Regensburger Wahrzeichen endlich seine wohlverdiente Ruhepause: Raus aus dem erdrückend-urbanen Kontext der Innenstadt – hinaus ins befreiende Grün! Ausspannen, die Domseele baumeln lassen und neue Ernergie tanken, bis er frisch erholt und völlig regeneriert zu uns ins geliebte Regensburger Stadtbild zurückkehrt.