Klaus Schwarzfischer & Hubert Lankes
Die Grundform der Litfaßsäule bestimmte den gestalterischen Ansatz des Vorschlages der Künstler. Der Zylinder erlaubte eine Rundumbeklebung nach dem Endlos-Prinzip. Es gab keinen Anfang und kein Ende. Während der Betrachter auf den ersten Blick ein übliches Werbeplakat mit einem normalen Passagierschiff zu erkennen glaubte, erschloss sich ihm bei näherer Beschäftigung mit dem Motiv, dass das Schiff weder Bug noch Heck besaß. Es bot Rundfahrten nach dem Unendlichkeitsprinzip. Um den Titel entziffern zu können, musste man selbst aktiv werden. Nur wer die Litfaßsäule umrundete, konnte das komplette Wort erkennen. Dass auch bei der Buchstabenfolge weder ein Vorn noch ein Hinten auszumachen war, musste man sich mit dem Begriff auseinandersetzen. „Rudelrundfahrten“ bildete eine Anlehnung an „Strudelrundfahrten“. Was zunächst als Rechtschreibfehler oder als Vergessen von Buchstaben wahrgenommen werden konnte, entpuppte sich als Anspielung auf den Kreuzfahrt-Massentourismus, der in Regensburg seit Jahren im Kreuzfeuer der Kritik steht.
Inhaltlich stellte das Motiv eine Aufforderung dar, sich weiter mit dem gesellschaftlichen Leben und Missständen in Regensburg zu beschäftigen. Auch in Corona-Zeiten müssen Themen präsent bleiben, die nur vorübergehend ausgeblendet werden. Zu groß ist die Gefahr, dass nach einer wirtschaftlichen Erholung alles der Profitgier unterworfen wird.
Die Künstler hiellten „Rudelrundfahrten“ für einen humorvollen Ansatz mit einer Aussage, die bei einigen Betrachtern anecken wird. Gerade in schwierigen Zeiten sollte nicht Gefälligkeitskunst den Ton angeben, sondern Inhalte, die Reibung erzeugen und zur Auseinandersetzung auffordern.