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Naturschutzgebiet Brandlberg – Biotopmosaik aus Wiesen, Hecken und Wäldern

Die Pfade im Naturschutzgebiet Brandlberg bieten immer wieder weite Ausblicke hin zur Konradsiedlung oder in Richtung Grünthal und Keilberg. Hier befindet sich der Lebensraum von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten.

Naturschutzgebiet Brandlberg - Hinweisschild

19. November 2018

Auch für Regensburgerinnen und Regensburger aus anderen Stadtteilen lohnt sich ein Spaziergang auf dem Brandlberg. Gerade an Spätherbsttagen, wenn sich der Nebel gelichtet hat, fndet der Naturliebhaber dort eine beinahe unberührte Natur, mit weitläufigen Wiesenflächen, die von Hecken oder solitären Bäumen unterbrochen sind. Die ausgeschilderten Pfade bieten immer wieder weite Ausblicke hin zur Konradsiedlung oder in Richtung Grünthal und Keilberg.

Das 42 Hektar große Naturschutzgebiet Brandlberg gehört zum gleichen Flora-Fauna-Habitat wie der Keilsteiner Hang, der Keilberg oder der Max-Schultze-Steig. Es heißt „Trockenhänge bei Regensburg“ und zeichnet sich durch Halbtrockenrasenflächen mit weitläufigen Heckenstrukturen aus. Damit stellt es einen landesweit bedeutenden Lebensraum mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt dar, wie er in der intensiv genutzten Umgebung kaum mehr vorkommt.

Großer Artenreichtum

Naturschutzgebiet ist der Naturraum, der an die Wohnbebauung des Brandlbergs angrenzt, erst seit 1996. Ein paar Wohnhäuser, die damals bereits Bestand waren, genießen heute die privilegierte und unverbaubare Lage inmitten einer Naturoase, die Dr. Hannaleena Pöhler vom städtischen Umweltamt als „Biotopmosaik aus Wiesen, Hecken, Wäldern und Einzelgehölzen“ bezeichnet.

Naturschutzgebiet BrandlbergLebensraum für viele Pflanzen und Tierarten – das ist der Brandlberg im Nordosten der Stadt © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Im Sommer findet der aufmerksame Hobbybotaniker dort viele unterschiedliche Pflanzen vor, die in dieser Ausprägung nur selten oder gar nicht mehr vorkommen. Die ersten, die im Frühjahr ihre pelzbewehrten Kappen der Sonne entgegenstrecken, sind die Küchenschellen. Ihnen folgen blau-violette Veilchenteppiche, die später im Jahr von Margeriten, Wiesensalbei, Labkraut, Hornklee, Lichtnelken, der Wilden Möhre und Wiesenkerbel abgelöst werden. Im Sommer schmücken Karthäusernelken, Sonnenröschen, Glockenblumen, Sommerwurz und Baldrian die sich sanft im Wind wiegenden Wiesenflächen. An einigen Stellen stößt der aufmerksame Betrachter auch auf den seltenen ausdauernden Lein, die ebenso seltene Wildform der Katzenminze und die in ganz Deutschland ausschließlich an diesem Standort vorkommende weidenblättrige Wolfsmilch. Bis spät in den Herbst hinein blühen noch Kamillen, Natternkopf und Wegwarten.

Für den Neuntöter sind die Schlehenhecken der ideale Lebensraum. Der Vogel mit dem auffälligen schwarzen Augenstreifen, dem grauen Kopf und den rostroten Flügelpartien erhielt seinen martialisch klingenden Namen aufgrund seines Beuteverhaltens, spießt er doch Insekten und andere Kleinlebewesen auf Dornen oder spitze Zweige auf, die er so als Speisekammer und zur Bearbeitung seiner Nahrung nutzt. Aber auch Gartenrotschwänze, Pirole, Turmfalken, verschiedene Spechtarten, Goldammern, Feldlerchen und der Mäusebussard finden auf dem Brandlberg noch einen intakten Lebensraum vor. Unterschiedliche Schmetterlingsarten und mindestens acht Arten von Fledermäusen konnten in dieser einzigartigen Naturlandschaft registriert werden. Hinzu gesellen sich Blindschleichen und Schlingnattern, Zauneidechsen und die Haselmaus, ein nachtaktives Nagetier aus der Familie der Bilche, das einer Maus täuschend ähnlich sieht. Weil die Haselmaus durch die Zerstörung und Zerstückelung ihrer Lebensräume im Lauf der vergangenen Jahrzehnte immer seltener geworden ist, wurde sie im Jahr 2017 von der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild und der Deutschen Wildtierstiftung zum Tier des Jahres gewählt.

Naturschutzgebiet Brandlberg - Bannwald
Eine außergewöhnliche Bedeutung für Klima, Wasserhaushalt und Luftreinigung hat der Bannwald © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Bannwald

Der ausgeschilderte Spazierweg, der vom Parkplatz vorbei am Festplatz  weiter bergan führt, leitet den Spaziergänger an Wiesenflächen vorbei zu einem Eichenwald, einem sogenannten Bannwald, wie Pöhler erklärt. Im Mittelalter hieß dies, dass dessen Nutzung ausschließlich dem Landesherrn vorbehalten war. Heute wird damit allgemein ein Waldgebiet bezeichnet, das – so weist es das Bayerische Waldgesetz aus – „aufgrund seiner Lage und seiner flächenmäßigen Ausdehnung vor allem in Verdichtungsräumen und waldarmen Bereichen unersetzlich ist und deshalb in seiner Flächensubstanz erhalten werden muss, und welchem eine außergewöhnliche Bedeutung für das Klima, den Wasserhaushalt oder für die Luftreinigung zukommt“.

Ein Naturschutzprojekt der besonderen Art, das die Klasse 2a der Von-der-Tann-Grundschule gemeinsam mit dem städtischen Umweltamt durchführte, bot den Haselmäusen, die in diesem Waldstück leben, zusätzlichen Lebensraum. In den selbstgebastelten Tuben, also röhrenähnlichen Gebilden, fanden die possierlichen Tierchen eine Behausung für die Sommermonate. Die Kinder hatten viel Freude beim Basteln, den Haselmäusen und einem Siebenschläfer, gefielen die neuen Wohnungen sichtlich.

Auch ein Siebenschläfer fand in einer der Haselmaustuben ein behagliches Quartier.
Auch ein Siebenschläfer fand in einer der Haselmaustuben ein behagliches Quartier © Stadt Regensburg, Katharina Schipulle

Text: Dagmar Obermeier-Kundel