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Den Judensteinen auf der Spur

Im Mittelalter, genauer gesagt 1519, wurde die jüdische Gemeinde von Regensburg zerschlagen, das jüdische Viertel und der jüdische Friedhof dem Erdboden gleichgemacht. Dieses dunkle Kapitel unserer Stadtgeschichte jährt sich 2019 zum 500. Mal – Spuren davon kann man auch heute noch in der Altstadt entdecken.

14. Dezember 2018

Erst Mitte der 1990er-Jahre wurden bei Ausgrabungen auf dem Neupfarrplatz die Überreste der im Mittelalter zerstörten Synagoge und Mauerreste der Häuser des alten jüdischen Viertels entdeckt. Seitdem wissen wir ziemlich genau, wie das Viertel einmal ausgesehen hat.

Bis heute ungeklärt ist allerdings, wo sich der ehemalige jüdische Friedhof genau befunden hat. Der wütende Mob zerstörte 1519 nämlich nicht nur das jüdische Viertel auf dem Neupfarrplatz sondern schändete auch den Friedhof. Bis heute weiß niemand genau, wo er sich einst befunden hat. Vermutet wird er südlich vom fürstlichen Schloss.

Ein Grabstein als Trophäe

Während die exakte Lage des jüdischen Friedhofs noch immer Rätsel aufwirft, sind die Standorte diverser Grabsteine, die bei der Zerstörung gestohlen wurden, durchaus bekannt. Einige Regensburger Bürger nahmen damals doch tatsächlich einen Grabstein als eine Art Trophäe mit nach Hause und verbauten ihn in ihren Häusern.

Der „Judenstein“ an der Realschule am Judenstein dürfte am Bekanntesten sein. Nach ihm ist auch der Platz „Am Judenstein“ benannt. Ein weiterer Stein befindet sich beispielsweise am Haus Vor der Grieb 2 an der Südseite im ersten Stock. Besonders makaber ist die Verwendung eines jüdischen Grabsteins im Lochgefängnis im Alten Rathaus. Dort wurde der Stein als „Toilettendeckel“ verbaut.

Neben den eindeutig sichtbaren Grabsteinen gibt es wahrscheinlich noch etliche, die unter dem Putz der Häuser verborgen liegen und schlicht als Bausteine verwendet wurden.

Vorträge, Ausstellungen und Führungen zum 500. Jahrestag

2019 wird es in Regensburg eine ganze Reihe von Veranstaltungen geben, die sich mit der Vertreibung der Juden und ihrer 600 Jahre alten Geschichte in der Stadt Regensburg im Mittelalter beschäftigen. Auch beim kulturellen Jahresthema „Stadt und Gesellschaft“ wird die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Regensburg aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.

Außerdem zeigt das Historische Museum ab 15. März 2019 die Ausstellung „Regensburg – Mittelalterliche Metropole der Juden“. Sie setzt sich intensiv mit der Geschichte der Juden, ihren vielfältigen Beziehungen und ihrem Alltag sowie mit den Folgen der Vertreibung für die Juden auseinander.

Text: Sonja Jäger