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Das Goliathhaus – ein Regensburger Wahrzeichen

Wer von der Steinernen Brücke durch die Brückstraße kommt, läuft direkt auf ein Haus zu, das die Blicke auf sich zieht: Die Fassade der Goliathstraße 4 ziert ein Monumentalfresko, das die biblische Geschichte vom Kampf Davids gegen Goliath zeigt.

So kennen wir das Fresko heute.
So kennen wir das Fresko heute. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

30. Januar 2020

Nicht nur Kinder bleiben hier gerne stehen und bestaunen den riesigen Krieger mit dem glänzenden Helm, dem langen Speer und dem mächtigen Säbel, der sich auf eine Fensterbekrönung lehnt, und den kleinen David, der gerade mit seiner Steinschleuder ausholt. Das Goliathhaus gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt, das jeder, der hier zu Gast ist, gesehen haben muss.

Ursprung bleibt geheimnisvoll

Warum gerade an diesem Haus diese Geschichte erzählt wird, ist nicht endgültig geklärt. Die Bezeichnung „Zum Goliath“ findet sich erstmals in einer Kaufurkunde aus dem Jahr 1573. Im Keller soll es allerdings eine Inschrift gegeben haben, die darauf hinwies, dass der Name bereits vorher gebräuchlich gewesen ist. Das Haus könnte demnach als sogenannte Goliardenherberge fahrenden Theologiestudenten (den sogenannten Goliarden) als Unterkunft gedient haben. Endgültig belegen lässt sich das allerdings nicht, und auch die Inschrift ist nicht erhalten geblieben. Nach einer anderen Überlieferung soll das Gemälde den Streit zwischen zwei benachbarten Kaufleuten darstellen – der eine stolz und hochmütig, der andere nicht ganz so reich, aber bescheiden. Am Ende triumphierte der Bescheidene – wie eben bei David gegen Goliath. Doch auch für diese Legende gibt es keine Beweise.

Stammsitz der Thundorfer

Sicher ist, dass das ursprüngliche Fresko um 1570/80 von Melchior Bocksberger erstellt und seitdem mehrmals erneuert worden ist. Das Haus selbst ist deutlich älter. Es stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die beeindruckende Stadtburg mit dem Turm, der – ebenso wie das ganze Anwesen – auf der Südseite bis zum Watmarkt reicht, galt bis 1290 als Stammsitz der Patrizierfamilie der Thundorfer. In der Goliathstraße steht sie auf den Fundamenten der Römermauer. Über die Jahrhunderte wechselte das Anwesen immer wieder den Besitzer. Im 18. Jahrhundert lebte hier unter anderem der Stadtsyndicus und Geschichtsschreiber Georg Gottlieb Plato-Wild. 1897/98 wurde das Haus komplett entkernt und sein Inneres grundlegend umgestaltet, einen zweiten umfassenden Umbau erfuhr es 1957/58.

Ein Freiherr als Frosch

Eine Anekdote rankt sich um ein Detail, das auf dem Fresko in der unteren rechten Ecke zu sehen ist: hier sitzt ein kleiner grüner Frosch um Gras. Auf dem ursprünglichen Gemälde von Bocksberger war er noch nicht zu sehen. Erst 1841, als Hans Kranzberger das Wandgemälde erneuerte, wurde er ergänzt – und er soll sogar ein reales „Vorbild“ gehabt haben: den Freiherrn Anton von Quentel nämlich, einen Mann mit riesigem Schnurrbart, der jeden Tag im grasgrünen Frack auf einem Schimmel durch die Goliathstraße geritten sein soll. Kranzberger soll ihm mit dem Frosch ein scherzhaftes Denkmal gesetzt haben, indem er einen Frosch mit Schnurrbart und Sporen malte. Im Zuge späterer Restaurationen sind diese Details verloren gegangen. Der Frosch aber ist heute noch da und beobachtet den Kampf des kleinen David gegen den Riesen Goliath.