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Das Goldene Kreuz – Kaiserherberge mit pikanter Geschichte

Am Fuße des Haidplatzes thront die ehemalige Kaiserherberge „Goldenes Kreuz“. Hier verkehrten einst Diplomaten, Könige und Kaiser – und bisweilen auch sehr schöne Damen. So kam es zur Geburt eines Helden: Don Juan de Austria.

Das Goldene Kreuz am Haidplatz

1. April 2020

Die mächtige Patrizierburg aus dem 13. Jahrhundert erzählt viel von Regensburgs Geschichte: Ins erste Haus am Platze checkte zur Zeit des Reichstags Europas feine Gesellschaft ein; Diplomaten, Fürsten, Könige, sogar Kaiser logierten hier.
Der barocke Kaisersaal reicht über zwei Etagen und ermöglicht den Besuchern noch heute den Blick auf den ehemaligen Turnier- und Festplatz der Stadt. Seine Stuckdecke (entstanden um 1650) zeigt den doppelköpfigen Reichsadler und das Wappen des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation. An den Wänden prangen sechs Reliefs mit Porträts berühmter Gäste: Kaiser Karl V., Kaiser Franz Joseph I. von Österreich und Kaiser Wilhelm I. sowie die Könige Ludwig II von Bayern, Karl von Württemberg und Johan von Sachsen. Auch Napoleon III. soll 1823 hier übernachtet haben.

Kaiser Karl V. quartierte sich im Goldenen Kreuz gleich dreimal ein: Während der Reichstage 1532 und 1541 und fünf Jahre später erneut anlässlich des Religionsgesprächs. Das Jahr 1546 wurde jedoch auch privat aufregend für den Kaiser: Der Witwer verliebte sich in die schöne, aber bürgerliche Gürtlerstochter Barbara Blomberg und verbrachte im Goldenen Kreuz zumindest eine Liebesnacht mit ihr. Dem kurzen Verhältnis entspross ein Sohn: Don Juan de Austria kam am 24. Februar 1547 zur Welt – ein Skandal, der damals natürlich geheim gehalten wurde. Der Junge wurde mit drei Jahren seiner Mutter weggenommen und in Spanien standesgemäß großgezogen, ohne dass er wusste, wer sein Vater ist. Erst sein Halbbruder Philipp hat ihn 1559 bei Hofe als Don Juan de Austria eingeführt – so wie es der gemeinsame Vater in seinem Testament verfügt haben soll.

Relief Don Juan de Austria

Don Juan de Austria zu Ehren

An den unehelichen Spross erinnert seit 1865 ein Relief an der Fassade des Goldenen Kreuzes. Kaiser Franz Joseph I. von Österreich, ein Fan Don Juans, gab wohl den Anstoß dazu. Die damaligen Hotelbesitzer beauftragten den Stadtamhofer Bildhauer Friedrich Preckel mit dem Werk, das Don Juan als „Helden von Lepanto“ ehrt. Der Kaisersohn hatte 1571 mit der sogenannten „heiligen Liga“, einer von Spanien, Venedig und dem Kirchenstaat ausgerüsteten großen Schiffsflotte, eine entscheidende Schlacht gegen die damals seeraubende türkische Seemacht gewonnen und wurde als „Retter des Abendlandes“ gefeiert. Die Inschrift des Reliefs trägt diese Worte:

„In disem Haus von alter Art / hat offt geruet nach langer fahrt Herr KAYSER CARL DER FÜNFFT genandt / In aller Welt gar wohl bekannt / der hat auch hie zue gueter stundt Geküsset einer Jungkfraw mundt.

Dieselb die hiess bei fern und nah Man nur die schöne BARBARA / Ihr Stamm war bieder / schlicht und recht PLUMBERGER schrieb sich das Geschlecht / dem bracht des Kaysers lieb viel Leid / doch trost und heyl der Christenhait.

Dann draus erwuchs / dem Vatter gleich der DON JUAN VON OESTERREICH / der bey LEPANTO in der Schlacht / Vernichtet hat der Türckhen Macht. der HERR vergellts Ihm alle Zeit / So yetzt wie auch in Ewigkheit.“

Niedergang des Nobelhotels

Mit dem Bau der Maximilianstraße als Prachtmeile entstand 1888 auch eine neue Edelherberge in Regensburg, das Hotel Maximilian. Die Blütezeit der Kaiserherberge am Haidplatz endete damit endgültig, das Goldene Kreuz schloss 1898 seine Türen.
Seit 1968 gibt es im Erdgeschoss ein beliebtes Caféhaus, der Kaisersaal wird heute wieder für festliche Empfänge oder Konzerte genutzt. 2005 wurde außerdem ein kleines, feines Hotel eröffnet, das an die fast 500 Jahre alte Geschichte der Kaiserherberge erinnert.

Text: Claudia Biermann