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Was tut die Stadt für Menschen mit Handicap? Fünf Jahre Fokus-Aktionsplan Inklusion

Vor fünf Jahren hat der Regensburger Stadtrat den Fokus-Aktionsplan Inklusion verabschiedet. 31 Maßnahmen aus fünf Lebensbereichen wurden definiert, um unsere Stadt inklusiver, barrierefreier, und damit lebenswerter für alle zu machen. Guerilla-Aktionen wie das Freihalten von Parkplätzen gehören dazu.

Fotografie: 2022 blockierten Rollstühle die Parkplätze vor den Regensburg Arcaden. Die Aktion sollte Autofahrende dafür sensibilisieren, Behindertenparkplätze auch wirklich frei zu lassen.
2022 blockierten Rollstühle die Parkplätze vor den Regensburg Arcaden. Die Aktion sollte Autofahrende dafür sensibilisieren, Behindertenparkplätze auch wirklich frei zu lassen. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

22. Juni 2023

Laut der aktuellen Statistik des Zentrums Bayern Familie und Soziales aus dem Jahr 2022 leben gut 23 800 Menschen mit einer anerkannten Behinderung in Regensburg, jeder zehnte Einwohner ist sogar schwerbehindert, hat also einen Grad der Behinderung von mindestens 50. Für all diese Menschen gibt es unterschiedlichste Barrieren im täglichen Leben. Ziel des Fokus-Aktionsplans Inklusion der Stadt Regensburg ist es, eine Vielzahl dieser Hindernisse abzubauen und die Stadt für die Menschen mit Behinderung, die hier wohnen und leben, aber auch für die Vielzahl an Gästen mit den unterschiedlichsten Handicaps lebenswerter und barrierefreier zu gestalten. Was hat sich seit seiner Verabschiedung im November 2018 getan?

Die Bilanz kann sich sehen lassen: 28 der 31 Maßnahmen wurden begonnen oder konnten abgeschlossen werden. Im folgenden Überblick stellen wir schlaglichtartig einige Maßnahmen vor:

Fotografie: Gruppenbild bei der Vorstellung des Fokus-Aktionsplans Inklusion für die Stadt Regensburg

Hintergrund des Aktionsplans

Entstanden ist der Fokus-Aktionsplan Inklusion aus dem Projekt „Regensburg Inklusiv“, das in den Jahren 2012 bis 2016 mittels einer Kooperation der Katholischen Jugendfürsorge e. V., der Ostbayerischen Technischen Hochschule sowie der Stadt Regensburg durchgeführt wurde. Zu Beginn des Projekts stand eine Bestandserhebung, wo und in welchen Bereichen Regensburg bereits barrierefrei ist. Nach vier Jahren Arbeit und mehr als 37 Treffen von im Schnitt 100 Personen, die sich aus allen Bereichen der Gesellschaft, der Verwaltung und den Vereinen und Verbänden der Behindertenhilfe zusammensetzten, wurden bereits eine Vielzahl von Ideen und Projekten erarbeitet und umgesetzt, die Barrieren für Menschen mit Handicaps mindern oder gänzlich abschaffen. So gibt es seit dieser Zeit unter anderem eine barrierefreie Stadtführung im Programm der Regensburg Tourismus GmbH, die Regensburger Erklärung, ein lokales Bündnis für den inklusiven Arbeitsmarkt, die Gründung des Büros „Sag‘s einfach – Büro für leichte Sprache“, die Erarbeitung eines Konzepts zum inklusiven Unterricht als Fortbildung und Schulung für Lehrkräfte, an der insgesamt 147 Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilnahmen, sowie die Durchführung des ersten Inklusion-Sporttages auf dem städtischen Sportgelände am Oberen Wöhrd.

Stadt soll barrierefreier, inklusiver und lebenswerter werden

Damit sollte aber noch lange nicht das Ende des Projekts und der Maßnahmen erreicht sein. Vielmehr war es Aufgabe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Ende des Projektzeitraumes hin Maßnahmen und Ideen zu definieren und in einer Vorschlagsliste niederzulegen. Diese Vorschlagsliste wurde sodann als Hausaufgabenheft im Jahr 2016 an die Stadt Regensburg übergeben. Diese Maßnahmenliste wurde zum Anlass genommen, um gemeinsam mit den Menschen mit und ohne Behinderung in der Stadt Regensburg einen Fokus-Aktionsplan Inklusion zu erarbeiten, da gerade die Menschen mit Behinderung Experten in eigener Sache sind und am besten wissen, wie für sie die ideale Barrierefreiheit aussieht. In insgesamt drei Veranstaltungen wurden so 31 Maßnahmen definiert, die die Stadt Regensburg barrierefreier, inklusiver und damit noch lebenswerter machen sollen. Ziel dabei ist es, im Sinne von Artikel 1 der UN-Behinderten Konvention die gleichberechtigten Teilhabemöglichkeiten aller Menschen mit Behinderung in der Stadt Regensburg zu verbessern und das gesellschaftliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern. Schwerpunkte der Maßnahmen liegen dabei in den vier Fokus-Bereichen Arbeit, Sozialraum, Bildung und Freizeit, Sport, Kunst, Kultur und Gesundheit.

Lebendiger Prozess wird die Stadt begleiten

Natürlich können alle diese Maßnahmen nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Vieles hat auch einen gewissen zeitlichen Vorlauf. Aber gerade bei kleineren Maßnahmen, die ohne großen Aufwand umsetzbar sind, sollte es gerade zehn Jahre nach Unterschrift der Bundesrepublik Deutschland unter die UN-Behindertenrechtskonvention das Bestreben der Stadt Regensburg sein, die Barrierefreiheit bestmöglich umzusetzen. Nicht ohne Grund ist es Ziel der Stadt Regensburg, einmal die barrierefreiste Stadt Deutschlands zu werden. Sich hier auf den Weg zu machen, ist auch ein deutliches Signal nach außen und wird regional und überregional bereits wahrgenommen.

Ein derartiger Fokus-Aktionsplan Inklusion ist aber kein statisches Objekt, das nach seiner Umsetzung die Gültigkeit verliert. Vielmehr werden sich im Lauf der Zeit neue Maßnahmen ergeben, die es umzusetzen und anzugehen gilt. Auch die Anforderungen an Barrierefreiheit werden sich im Laufe der Zeit wandeln, sodass einzelne Maßnahmen vielleicht wegfallen, abgeändert werden müssen oder neue hinzukommen. Der lebendige Prozess, eine Kommune barrierefrei zu gestalten, wird uns daher auch weiterhin begleiten.

Fotografie: Gruppenbild Inklusionstisch 20172017 fand einer von mehreren Inklusionstischen statt, u. a. mit Regensburgs Partnerstädten im Austausch. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Text: Frank Reinel, Claudia Biermann