Navigation und Service

Familiäres Betreuungsmodell ist gefragt wie nie: Tagesmütter und -väter gesucht!

Sie wechseln Windeln, trocknen Tränen, kochen, spielen und singen. Mit viel Liebe und Herzblut sind rund 40 Tagesmütter für die Stadt Regensburg tätig und bieten dabei eine wertvolle Alternative zur Kinderbetreuung in Kitas und Kindergärten. Doch das Modell hat Nachwuchssorgen.

Fotografie – Tagesmutter spielt mit Kindern in Wohnzimmer
Tagesmütter bieten eine liebevolle Kinderbetreuung in Kleingruppen – das Modell wird bei Eltern immer beliebter. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

24. November 2020

„Früher war die klassische Tagesmutter eine Hausfrau, die ohnehin zu Hause bei ihren eigenen Kindern war und dabei noch ein paar weitere Kinder mitbetreut hat“, erklärt Holger Loos, Abteilungsleiter für Kindertagespflege beim Amt für Tagesbetreuung von Kindern. „Heute gehen die meisten Mütter und Väter spätestens nach dem ersten Lebensjahr wieder arbeiten und lassen ihr Kind fremdbetreuen. Dabei wäre es manchmal günstiger und bequemer, mit dem Kind zu Hause zu bleiben und ihm zusätzlich noch ein paar Spielgefährten ins Haus zu holen.“ Doch während die Nachfrage nach dieser kleinen aber feinen Betreuungsform bei den Eltern steigt, sinkt die Anzahl der städtischen Tagesmütter beständig. Dabei kann es eine schöne und erfüllende Aufgabe sein, kleine Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu fördern.

Kindertagespflege als berufliche Alternative

Tagesmütter, die in der städtischen Kindertagespflege eingesetzt werden, sind selbstständig tätig. Sie können ihre Arbeitszeiten selbst festlegen und bestimmen, wie viele Kinder in welchem Alter sie betreuen möchten. Sie sind über die Stadt unfallversichert und erhalten Zuschüsse zu allen wichtigen Sozialversicherungen. Allerdings vermittelt das Amt für Tagesbetreuung von Kindern nur Tagesmütter, die über eine entsprechende Pflegeerlaubnis verfügen. Voraussetzung für deren Erteilung ist neben einem erweiterten polizeilichen Führungszeugnis ohne Eintrag eine ärztliche Stellungnahme zur Eignung sowie eine fachliche Qualifikation. Damit gemeint ist entweder eine bereits vorhandene pädagogische Berufsausbildung oder für Quereinsteiger ein Qualifizierungskurs für Tagespflegepersonen im Umfang von 100 Unterrichtseinheiten, der aktuell bei der VHS Regensburg angeboten wird. Arbeitet die Tagesmutter dann für mindestens ein Jahr in ihrem Beruf, übernimmt die Stadt die gesamten Kosten für diese Ausbildung.

Die persönliche Eignung einer Tagesmutter wird durch Holger Loos und seine Kollegin Gabriele Heindl, mit der er für die Vermittlung und Fachberatung der Tagesmütter zuständig ist, in einem Vorstellungsgespräch geprüft. Zudem begutachtet das Team bei einem Hausbesuch die räumlichen Voraussetzungen. Dabei zählt aber nicht unbedingt die Größe oder Ausstattung der Wohnung. Vielmehr ist es wichtig, dass es sich um eine liebevolle, sichere und entwicklungsfördernde Umgebung handelt, in der sich die Kinder wohl und geborgen fühlen.

Auch Tagesväter sind willkommen

Grundsätzlich darf eine Tagesmutter maximal fünf Kinder gleichzeitig betreuen. Ein Tagespflegeverhältnis kann ab zehn Stunden pro Woche angeboten werden. Ob dies aber ausschließlich vormittags, nachmittags, abends oder am Wochenende angeboten wird, steht der Tagesmutter frei. „Natürlich sind auch Tagesväter immer herzlich willkommen“, fügt Loos hinzu. „In der Vergangenheit hatten wir bereits Männer an Bord, aber aktuell sind alle unsere Tagespflegepersonen weiblich – was schade ist, denn manche Eltern wünschen sich eine männliche Bezugsperson für ihre Kinder.“  

Wie bei den Kitas spielt die Qualität und Professionalität der Betreuung auch bei den Tagesmüttern eine große Rolle: „Heute geht es nicht mehr nur darum, dass die Kinder sauber und satt sind – die Eltern wünschen sich vielmehr ein pädagogisches Konzept, das ihre Kinder bestmöglich fördert“, erklärt Holger Loos. „Gerade hier können die Tagesmütter punkten. Die Betreuungsform ist klein und familiär und die Bedürfnisse der Kinder können sofort erkannt und gestillt werden, was besonders für Kleinkinder unglaublich wichtig ist.“

Fotografie – Gabriele Heindl und Holger Loos
Holger Loos und Gabriele Heindl sind für die Vermittlung und Fachberatung der Tagesmütter zuständig. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Nicht nur die Chemie muss stimmen

Kein Wunder, dass die Tagesmütter gefragt sind. „Unser Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ist leider sehr unausgewogen“, klagt Loos. „Trotz steigender Geburtenrate haben wir leider immer weniger Tagesmütter.“ Dennoch könne seine Abteilung die meisten Kinder passgenau vermitteln: „Wir schauen in jedem einzelnen Fall, ob Tagesmutter und Familie auch zusammenpassen. Dabei muss nicht nur die Chemie stimmen, sondern auch Kriterien wie Wohnortnähe, Betreuungszeiten, die Altersstruktur der bereits betreuten Kinder und ob die pädagogischen Vorstellungen der Eltern zur jeweiligen Tagesmutter passen. Und schließlich gibt es dann noch einen Kennenlern-Termin, nach dem beide Seiten ihre Einwilligung zu einem Betreuungsverhältnis geben können“, erklärt Heindl. Daher reiche es, wenn sich die Eltern fünf bis sechs Monate vor Betreuungsbeginn zur Kindertagespflege anmelden.

Bestmögliche Konditionen für Tagesmütter

Um sowohl den Familien als auch den Tagesmüttern weiter entgegenzukommen, arbeitet Loos‘ Abteilung kontinuierlich an neuen Ideen und Projekten innerhalb der Tagespflege. „Möglicherweise können wir den Tagesmüttern bald anbieten, sich direkt bei der Stadt anstellen zu lassen“, berichtet Loos. Ein weiterer Vorteil des städtischen Tagesmutter-Modells, der nicht nur den Eltern hilft, sondern auch den Tagesmüttern eine Sorge abnimmt, ist die Möglichkeit einer Ersatzbetreuung im Krankheitsfall: Im städtischen Tagespflegetreff am Domplatz können schon seit längerem bis zu zehn Kinder, deren Tagesmutter erkrankt ist, von zwei fest angestellten Erzieherinnen und einer Tagesmutter beaufsichtigt werden. Nach einer individuellen Eingewöhnung mit den Kindern klappt dies in der Regel problemlos.

Außerdem gibt es in Regensburg mittlerweile drei „Kindertagespflegenester“, bei denen jeweils zwei oder drei Tagesmütter gemeinsam passende Räumlichkeiten anmieten und dort insgesamt bis zu zehn Kinder im Alter von eins bis drei betreuen. „Wir sind sehr stolz auf unsere Tagesmütter, die allesamt unheimlich hilfsbereit und flexibel sind“, erklärt Loos. „Daher versuchen wir auch stets, ihnen die bestmöglichen Konditionen zu bieten und sie zu unterstützen wo wir nur können.“

Text: Kristina Kraus